Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Von Susanne Ebner Plant Liz Truss ein Comeback?

Die britische Ex-premier musste nach nur 45 Tagen im Amt den Hut nehmen. Nun meldet sie sich zurück – ohne Reue, aber mit neuen Ambitionen.

- (Foto: Jonathan Brady, dpa)

Nicht einmal vier Monate, nachdem Liz Truss nach nur 45 Tagen im Amt im Oktober 2022 aus der Downing Street Nummer 10 gejagt wurde, meldete sie sich mit einem Essay in der Zeitung

Sunday Telegraph zurück – ohne Reue, dafür aber mit Plänen für ein politische­s Comeback.

Britinnen und Briten, aber auch viele aus ihrer Tory-partei reiben sich verwundert die Augen. Schließlic­h wurde Truss nach ihrem katastroph­alen Start Anfang September 2022 schnell zur unpopulärs­ten Premiermin­isterin aller Zeiten. Dafür verantwort­lich waren ihre umstritten­en Pläne für mehr Wachstum. Sie kündigte Steuersenk­ungen in Milliarden­höhe für die Reichen an. Weil nicht klar war, wie diese finanziert werden sollen, gerieten die Märkte in Aufruhr, die Menschen in Panik.

Es ging die Angst um, dass der Leitzins in Zeiten der galoppiere­nden Inflation immer weiter steigen könnte. Banken zogen Kreditange­bote mit Zinsbindun­g zurück. Der Pfund-kurs rutschte auf ein Rekordtief im Vergleich zum Us-dollar ab, Importe wurden teurer, Immobilien­kredite platzten. Der Druck auf Truss, von ihrem Amt zurückzutr­eten, wuchs binnen Tagen. Sie gab nach und packte ihre Sachen. Es war ein Scheitern mit Ansage. Schließlic­h hatten sie viele Experten im Vorfeld gewarnt, ihre Pläne, auch „Trussonomi­cs“genannt, in der aktuellen wirtschaft­lichen Lage durchzubox­en.

Nach ihrem Rücktritt wurde es eine Weile ruhig um die 47-Jährige. Während wirtschaft­lich moderatere Kräfte in der konservati­ven Partei froh waren, sie los zu sein, sorgten sich diejenigen, die ihr nahe stehen, dass sie ihr Selbstvert­rauen verlieren könnte. Ihr Essay im Sunday Telegraph verdeutlic­ht nun, dass zumindest diese Befürchtun­g unbegründe­t war. Denn Truss sucht die Schuld für das wirtschaft­liche Desaster nicht etwa bei sich, sondern macht stattdesse­n „ein sehr mächtiges wirtschaft­liches Establishm­ent“und mangelnde politische Unterstütz­ung für ihr politische­s Scheitern verantwort­lich. Ihre geplanten Steuersenk­ungen, die zu einem Chaos an den Finanzmärk­ten geführt hatten, halte sie nach wie vor für richtig. Damit zog sie erneut viel Spott auf sich. Die britische Tageszeitu­ng Metro titelte am Montag: „Sie hat es immer noch nicht kapiert“. Truss attackiert­e in dem Essay auch ihren Nachfolger, den aktuellen Premiermin­ister Rishi Sunak, der anders als sie auf eine Konsolidie­rung des Haushaltes setzt, um die Inflation nicht weiter in die Höhe zu treiben. Verbündete des 42-Jährigen bezeichnet­en Truss als „wahnhaft“und warnten, dass weitere Interventi­onen die Tories die nächsten Wahlen kosten könnten.

Experten halten ein Comeback der 47-Jährigen für unwahrsche­inlich, betonen jedoch, dass ihr Ansatz Anklang in einflussre­ichen neoliberal­en Teilen der konservati­ven Partei finden könnte.

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Liz Truss.

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