Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wie sinnvoll ist der Flugmodus noch?
Während des Fluges muss das Smartphone in den Standby-modus geschaltet werden. Aber droht tatsächlich Absturzgefahr, wenn man es nicht tut? Wir klären, wie gefährlich das im Flugzeug wirklich ist.
„Bitte schnallen Sie sich an, bringen Sie den Sitz in eine senkrechte Position und schalten Sie Ihre elektrischen Geräte aus oder aktivieren Sie den Flugmodus.“Der Satz gehört zum Fliegen wie Tomatensaft und das Drängeln im Mittelgang. Er ertönt aus den Bordlautsprechern, während das Flugzeug zur Startbahn rollt.
Bringe ich das Flugzeug in Absturzgefahr, wenn ich den Flugmodus vergesse?
Die gute Nachricht ist: Das ist nicht der Fall. Ernsthafte Konsequenzen sind in einem modernen Flugzeug nicht zu erwarten, wenn jemand das Deaktivieren des Handys vergisst. Die Vorschrift stammt aus der Zeit, als Mobiltelefone noch gewaltige Ausmaße hatten und die Flugzeug-kontrollsysteme noch nicht gegen deren Strahlung geschützt waren. Damals befürchtete man, dass es durch Handystrahlung zu Störungen kommen könnte.
Warum besteht die Pflicht trotzdem?
Laut Lufthansa handelt es sich dabei um eine „Sicherheitsvorkehrung“.
Ein Grund ist etwa, dass es in Sonderfällen zu Störgeräuschen in den Kopfhörern der Piloten kommen kann. Im Ernstfall könnte dieses Knistern sie wichtige Funksprüche überhören lassen und damit die Fluggäste in Gefahr bringen. So ein Vorfall an Bord einer United-airlines-maschine in den Nullerjahren, als diese beinahe gleichzeitig mit einem anderen Flugzeug auf die Startbahn gerollt wäre, wird auch heute noch regelmäßig als Grund für das Verbot elektronischer Devices an Bord genannt.
Solche Störungen sind allerdings extrem unwahrscheinlich und beeinträchtigen die moderne Elektronik an Bord nicht wirklich. Sie können aber unangenehm für die Piloten sein. Verursacht werden können sie theoretisch von Mobiltelefonen in den ersten drei oder vier Sitzreihen – also in unmittelbarer Nähe des Cockpits und bei so niedrigen Flughöhen, dass noch eine Mobilfunkverbindung vorhanden ist.
Ist das ein Zusatzgeschäft für die Airline?
Ein tieferer Grund für das Handyverbot an Bord liegt offenbar darin, dass andere Fluggäste die Zeit während des Flugs ungestört verbringen wollen. Und da kann das ständige Signal eines Telefons und das folgende Geplapper des Angerufenen durchaus stören.
Für die Airlines ist das Telefonierverbot an Bord zudem Basis für ein Zusatzgeschäft. Wer es gar nicht ohne wichtige Gespräche zwischen Start und Landung aushält, der soll tunlichst die Bordtelefonie der Fluggesellschaften nutzen, die sich diese Leistung fürstlich bezahlen lassen.
Wie groß ist die Gefahr, dass sich das Handy selbstständig verbindet?
Hier liegt auch – neben der Höflichkeit gegenüber Besatzung und anderen Fluggästen – ein zweiter Grund, das Handyverbot an Bord zu befolgen. Denn es wird ziemlich sicher zur teuren Überraschung, wenn das Handy im Flugzeug online geht. Dann hat es sich nämlich wahrscheinlich mit dem In-flighttelefonsystem des Flugzeugs oder – noch teurer – per Satelliten-roaming verbunden. Die Folge dürfte eine saftige Rechnung sein – ähnlich den Kosten für Handyverbindungen auf Schiffen oder außerhalb des Eu-roamings.
Dabei muss der Passagier gar nicht telefoniert haben. Ist das Datenroaming nämlich aktiviert, dann lässt das Handy automatisch auch den mobilen Datenverkehr zu – und anschließend bekommt man für die unbemerkten Downloads, Programm-updates und Hintergrundaktualisierungen die Rechnung. Es macht also durchaus Sinn, das Mobiltelefon vor dem Abflug stets in den Flugmodus zu schalten und diesen auch erst nach dem Verlassen des Fliegers wieder zu beenden. Wer während des Flugs unbedingt online bleiben will oder muss, der bucht besser eins der pauschalen Internet-pakete der Airlines, als sich auf die deutlich teurere – Ad-hoc-abrechnung einzulassen.