Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein Ende mit Schrecken
Die bislang letzte Biathlon-wm in Deutschland stand ganz im Zeichen von Magdalena Neuner. Sie sollte Gold holen – und schaffte es. Aber ein schlimmer Umstand ließ das Heimspiel nicht wie erhofft enden.
Oberhof Die Erinnerungen an den Hype, den sie mit dem Höhepunkt der gigantischen Heim-Weltmeisterschaft 2012 vor mehr als 215.000 Zuschauern in Ruhpolding einst auslöste, hat Magdalena Neuner noch ganz genau im Gedächtnis. „Ich hatte mich mental auf eine normale WM eingestellt, klar, Heim-WM und der große Fokus auf mir – aber damit konnte ich gut umgehen“, sagte die Rekord-Weltmeisterin.
Auch Deutschlands größte Medaillenhoffnung Denise Herrmann-Wick hofft elf Jahre später beim am Mittwoch beginnenden Wm-Heimspiel in Oberhof auf einen positiven Effekt des eigenen Publikums.
So extrem wie vor elf Jahren in Bayern bei Neuner werden die Erwartungen aber nicht sein. Neuner war omnipräsent, alles schaute nur auf „Gold-lena“. Zumal klar war, dass die damals 25-Jährige nach jener Saison ihre Karriere beendet. Den Druck empfand die Ausnahmekönnerin nicht als Belastung. „Es kommt drauf an, wie man an die Sache rangeht. Man kann sich auf solche Situationen gut vorbereiten, und ich glaube, dass man aus einer Situation wie einer Heim-wm ganz viel positive Energie schöpfen kann“, sagte Neuner.
Die zweimalige Olympiasiegerin arbeitete schon damals als eine der Ersten mit einem Mentaltrainer zusammen. Und es begann zunächst wie erhofft. Zum Auftakt gab es Bronze in der Mixed-Staffel, dann folgte ihr Triumph vor zehntausenden euphorisierten Fans mit Gold im Sprint, danach holte sie Silber in der Verfolgung. Dieses Rennen sahen zusätzlich 7,01 Millionen Menschen im deutschen Fernsehen – bis heute ist das ein Rekord außerhalb Olympischer Spiele.
Doch für Neuner lief es in der zweiten Wm-woche nicht mehr rund, 23. im Einzel, beim Staffelgold war sie mit einer Strafrunde und sechs Nachladern alles andere als in Topform, und im abschließenden Massenstart schoss sie als Zehnte sechsmal daneben. Der Grund? Morddrohungen gegen sie. „Ab diesem Zeitpunkt war es für mich sehr, sehr schwer“, erinnerte sich Neuner, die damals dachte, dass die für sie abgestellten Zivilpolizisten generell fürs deutsche Team da gewesen seien. „Ich konnte mit Abstand nicht mehr so frei und entspannt ins Stadion gehen wie vorher. Und wenn man sich dann die Bilder anschaut, kann man das auch relativ deutlich sehen, wann der Zeitpunkt war, wo bei mir die Kraft zu Ende war“, sagte Neuner rückblickend. Die Ermittlungen liefen ins Leere.
In Oberhof sind vor dem Wmstart mit der Mixed-Staffel am Mittwoch (14.45 UHR/ZDF und Eurosport) die Augen nun vor allem auf Herrmann-wick gerichtet. 27.000 Zuschauer können an den neun Wettkampftagen mit insgesamt zwölf Titel-Entscheidungen jeweils maximal dabei sein.