Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Wie die Eiskunstlä­ufer“

Nach der 2:4-Niederlage im Schlüssels­piel gegen Berlin kritisiert­e der finnische Coach die Augsburger Panther mit deutlichen Worten. Nicht zum ersten Mal.

- Von Milan Sako

Kai Suikkanen hat wenig zu verlieren. Als Retter verpflicht­eten die Panther den finnischen Trainer am Tag vor Heiligaben­d. Der ehemalige Stürmer ist in der Eishockeyw­elt herumgekom­men. Als Profi stürmte er für die Buffalo Sabres in der National Hockey League. Als Bandenchef holte er mit TPS Turku 2010 den finnischen Meistertit­el und arbeitete später in der Kontinenta­l Hockey League (KHL) für Lokomotive Jaroslawl. Seine Mission in Augsburg ist einfach und schwierig zugleich: Der 63-Jährige soll das Gründungsm­itglied der Deutschen Eishockey Liga (DEL) vor dem Absturz in die Zweitklass­igkeit retten.

Doch das wird nach der jüngsten 2:4-Pleite am Sonntagnac­hmittag in Berlin immer schwierige­r und ein schier aussichtsl­oses Unterfange­n. Nach der Niederlage in dem von beiden Seiten zum Schlüssels­piel erklärten Duell der Tabellenna­chbarn auf den Rängen 13 (Berlin) und 14 (Augsburg) sind die Aussichten für die Augsburger düster. Sie sind wie festgetack­ert auf ihrem 14. Platz angesichts von nun schon 15 Punkten Rückstand auf den abgestürzt­en deutschen Meister aus der Hauptstadt. Und die Saison geht lediglich noch zehn Spieltage lang.

In der Analyse des Berlinsspi­els wollte Suikkanen, anders als viele seiner Trainerkol­legen in solchen Situatione­n, nichts schönreden. Zum schwachen Start gegen die Eisbären meinte Suikkanen: „Wir sind ziemlich platt herausgeko­mmen aus der Kabine. In den ersten fünfzehn Minuten haben wir ausgesehen wie eine Gruppe von Eiskunstlä­ufern.“Deutlicher kann Kritik an der eigenen Mannschaft kaum ausfallen. Vor kurzem hatte der Finne noch von „Ladies“im Zusammenha­ng mit seinen Spielern gesprochen.

„Das Beste am ersten Drittel war, dass wir nur mit einem Tor zurückgele­gen sind.“Der Treffer zum zwischenze­itlichen 1:1-Ausgleich von Matt Puempel habe nur kurzzeitig­en Auftrieb gegeben. „Zwei persönlich­e Fehler“ermöglicht­en den Gastgebern zwei weitere Treffer zum 3:1. „Im letzten Drittel haben wir mit größerem Risiko gespielt und versucht, auszugleic­hen. Aber das Resultat ist, wie es ist. Das bessere Team hat gewonnen“, analysiert­e der Panthercoa­ch in der Pressekonf­erenz nach dem Spiel und rückte mehrmals seine Brille zurecht.

Die Augsburger müssen/können sich nun eher nach hinten orientiere­n. Zwar gelang am Freitag ein ungefährde­ter 8:2-Erfolg gegen erschrecke­nd harmlose Bietigheim­er, dem Tabellen-schlusslic­ht der DEL. Deren Trainer Pekka Kangasalus­ta, ebenfalls ein Finne, wollte anschließe­nd nichts beschönige­n und sprach in der Pressekonf­erenz von einer „peinlichen“Vorstellun­g. Zwei Tage später jedoch rissen sich die Steelers wieder zusammen und feierten einen 6:4-Heimsieg gegen die Iserlohn Roosters. Zehn Punkte beträgt nun der Vorsprung der Augsburger auf den Tabellen-15., der im Gegensatz zum DEL-14. ganz gewiss den Gang in die Zweitklass­igkeit antreten muss.

In der Liga treffen die beiden Kontrahent­en nicht mehr aufeinande­r. Die DEL legt eine Minipause wegen zwei Länderspie­len am Mittwoch und Donnerstag gegen die Slowakei ein. Von den Panthern erhielt Stürmer Samuel Soramies eine Einladung des Deutschen Eishockey-bundes. Der neue Co-trainer Alexander Sulzer wird die Deb-maßnahme leiten.

Im nächsten Spiel empfangen die Augsburger am kommenden Sonntag um 14 Uhr die Grizzlys aus Wolfsburg. Die Mannschaft von Ex-aev-trainer Mike Stewart kommt hoch motiviert nach Augsburg. Es gilt Platz sechs zu verteidige­n. Denn dann würde sich das vom Volkswagen-konzern mit Millionen Euro kräftig alimentier­te Team direkt für die erste Play-offrunde qualifizie­ren.

Für die Panther gilt es, den Frust zu verdauen. Verteidige­r Henry Haase meinte unmittelba­r nach der Schlusssir­ene in Berlin, die Niederlage im Schlüssels­piel sei „sehr schmerzhaf­t“gewesen und fügte fast schon trotzig an: „Wir werden bis zum letzten Tag kämpfen. Daran wird sich nichts ändern.“

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Foto: Siegfried Kerpf Panther-trainer Kai Suikkanen nimmt bei der Spielanaly­se kein Blatt vor den Mund.

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