Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Prozess um brutale Prügelei in Kneipe
Zwei junge Männer stehen vor dem Landgericht. Sie sollen in einem Lokal in der Jakoberstraße einen Mann schwer verletzt haben. Einer von ihnen soll noch mehr auf dem Kerbholz haben.
Die Szenen, die sich vor der Toilette einer Kneipe in der Jakoberstraße in Augsburg abgespielt haben, müssen brutal gewesen sein. Selbst als ihr Opfer schon mehr oder weniger komatös am Boden lag, müssen die beiden jungen Männer in jener April-nacht vergangenen Jahres immer noch weiter auf ihn eingeschlagen haben. Ein 20 Jahre alter Deutscher und ein gleichaltriger gebürtiger Somalier müssen sich seit diesem Montag vor dem Jugendschöffengericht wegen des versuchten Totschlags verantworten. Der junge Deutsche hat noch mehr auf dem Kerbholz.
Es begann alles mit einer verbalen Auseinandersetzung zwischen den Männern zu später Stunde - im Bereich der Toiletten der Kneipe in der Jakobervorstadt. Das spätere Opfer war nach eigenen Angaben mit einem der Angeklagten zusammengestoßen. Dieser hielt ein Getränk in der Hand und verschüttete dies über seine Jacke. Der Streit darüber eskalierte. Die Taten, die die Staatsanwaltschaft den beiden Angeklagten zur Last legt (Verteidiger: Marco Müller, Helmut Mörtl und Prabhlin Kaur Sidhu) klingen erschreckend.
Als das Opfer, damals 22 Jahre alt, vor dem Pissoir stand, soll einer der Angeklagten ihn angesprungen und das Knie ins Gesicht gerammt haben. Dann schlugen beide auf den Mann an und hörten selbst dann nicht auf, als der Geschädigte bereits massive Wunden erlitten hatte. Einer der Männer soll das Opfer zu Boden gerissen haben, wo der Verletzte weiter malträtiert wurde obwohl er sich schon in einem komatösen Zustand befunden haben soll. Die damals 19-Jährigen sollen dabei billigend den Tod des heute 23-Jährigen in Kauf genommen haben, der von dem Angriff nur noch bruchstückhafte Erinnerungen hat. Er war erst auf der Intensivstation wieder zu sich gekommen.
Beide Männer, die in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wurden, sitzen seit einigen Monaten in Untersuchungshaft. Der 21-jährige gebürtige Augsburger aus Lechhausen kündigte über seinen Verteidiger Helmut Mörtl ein Geständnis an. Gegen ihn erhebt die Staatsanwaltschaft weitere Vorwürfe. So soll der Lechhauser mit Drogen gehandelt haben. Und zwar in einem beträchtlichen Umfang, merkte Vorsitzende Richterin Caroline Hillmann an, „vor allem, wenn man sich die Verkaufspreise ansieht.“
Der 19-Jährige, der vor allem mit Marihuana gedealt haben soll, soll an den Geschäften mehrere tausend Euro eingenommen haben. Für ein Kilogramm Marihuana und zwei Haschisch-platten etwa, kassierte der Arbeitslose ohne Ausbildung laut Anklage 6600 Euro. Die Geschäfte mit seinen Abnehmern passierten unter freiem Himmel. Mal traf man sich im Bereich der Kahnfahrt, mal in Lechhausen am Lech. Für das Verfahren sind weitere vier Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird voraussichtlich Ende Februar fallen.