Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Patrizia geht auch in eigener Sache konsequent vor
Das Unternehmen nimmt Abschied vom repräsentativen Gebäude in der Fuggerstraße. Dies hat auch mit Patrizia-gründer Wolfgang Egger zu tun.
Der Firma Patrizia SE mit Sitz in Augsburg eilt der Ruf voraus, in ihren Immobiliengeschäften auf den höchsten zu erzielenden Profit bedacht zu sein. Dieses Geschäftsmodell hat ihr in der Vergangenheit immer wieder Ärger mit Mietern eingebracht. Das Unternehmen selbst sagt, dass es gewinnorientiert arbeite. Vorwerfen kann man ihm das nicht. Und: Immerhin geht das Unternehmen auch konsequent in eigener Sache vor. Der beschlossene Auszug aus dem jetzigen Firmengebäude in der Fuggerstraße ist ein solcher Schritt. Für Außenstehende ist es im ersten Moment schwer nachvollziehbar, warum man ein Haus verlässt, das einer Gesellschaft des Firmengründers Wolfgang Egger gehört. Würde man allein die emotionale Seite in Betracht ziehen, dürfte ein Umzug kein Thema sein. Patrizia ist mit dem Standort in der Fuggerstraße verwurzelt.
Dennoch werden die Zelte in absehbarer Zeit nahe dem Hauptbahnhof aufgeschlagen. Patrizia bezieht einen Bürokomplex, dessen Vermieter weit weniger persönliche Bande zum Unternehmen hat. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen mag der Schritt nachvollziehbar sein, auch wenn über die Miethöhe nichts nach außen dringt. Wenn das Unternehmen konsequent neue Abläufe im Büroalltag für seine Belegschaft schaffen möchte, bieten sich in einem Neubau die besseren Voraussetzungen. In Absprache mit dem Eigentümer lassen sich die Büroräume auf die Bedürfnisse von Patrizia zuschneiden. Ein Umbau im Bestandsgebäude hätte wohl deutlich mehr gekostet.
Aus lokaler Sicht ist entscheidend, dass Patrizia dem Standort Augsburg treu bleibt. Für Firmengründer Egger mag die aktuelle Entwicklung persönlich allerdings betrüblich sein.
Im Augsburger Immobilienmarkt gibt es eine spektakuläre Entwicklung, die unmittelbar mit einem bekannten Immobilienunternehmen zu tun hat: Die europaweit im Immobilienbereich tätige Firma Patrizia zieht um. Der repräsentative Sitz in der Fuggerstraße, zu dem eine öffentliche Tiefgarage gehört, wird aufgegeben. Eine neue Bleibe ist bereits gefunden. Es geht in Richtung Hauptbahnhof. Im großen Bürokomplex Aurum, der gegenwärtig gebaut wird, werden drei Stockwerke bezogen. Was mit dem Bürogebäude in der Fuggerstraße passiert, ist offen. Hinter dem Umzug steckt nach Informationen unserer Redaktion auch eine unternehmerische Entscheidung, die mit Firmengründer Wolfgang Egger zu tun hat.
Patrizia bezeichnet sich selbst als Investmentmanager. Derzeit sind in Augsburg 340 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt. Der Bürokomplex in der Stadtmitte ist ein repräsentatives Gebäude. Auffallend ist die große Glasfront. Im Erdgeschoss des Hauses war viele Jahre lang die Restaurantkette Vapiano untergebracht. Dieses Restaurant ist inzwischen raus, die Schaufenster sind abgedeckt. Weiter in Betrieb ist ein kleines japanisches Restaurant.
Die Immobilie in der Fuggerstraße wird in der öffentlichen Wahrnehmung dem Unternehmen Patrizia zugeordnet. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, ist dies aber nicht zutreffend. Vielmehr hat Firmengründer Egger eine eigene Gesellschaft gegründet, die das Gebäude vermietet. Mit 51 Prozent der Anteile ist Wolfgang Egger Mehrheitsgesellschafter von Patrizia. Es ist eine Konstellation, so ist zu hören, die direkten Einfluss auf den Standortwechsel hatte. Seit dem Vorjahr firmiert Patrizia als SE – es ist das europäische Pendant zur deutschen Aktiengesellschaft (AG). Allgemein gilt, so ist zu hören, dass die Rendite eine noch stärkere Rolle für die geschäftliche Entwicklung bei Patrizia spielt. Offenbar gab es Stimmen, die nicht begeistert waren, dass Patrizia in Räumen des Mehrheitsgesellschafters Eggers sitzt. Der Geschäftsmann sucht nicht die Öffentlichkeit, auf dem gesellschaftlichen Parkett in Augsburg ist er kaum anzutreffen.
Der vertraglich besiegelte Umzug wird von Egger wie folgt begründet: „Unser Umzug in die neuen Räumlichkeiten ist ein klares Signal unserer Verbundenheit mit unserem Hauptstandort Augsburg. Gleichzeitig können wir in den neuen, modernen Büroflächen unsere Prinzipien einer flexiblen und agilen Arbeitsweise für unsere Mitarbeiter noch besser umsetzen.“Glücklich zeigt man sich beim Immobilienunternehmen Real Estate AG. Die Firma hat im November 2022 mit dem Bau der Gewerbeimmobilie Aurum begonnen. Es ist ein Areal in der Ladehofstraße 11 bis 11c nahe am Hauptbahnhof. Rund 5000 Quadratmeter Fläche werden an Patrizia vermietet. Zugleich eröffne eine Brotmanufaktur im Erdgeschoss eine 200 Quadratmeter große Filiale, teilte Real Estate am Montag mit. Damit seien mittlerweile 9000 Quadratmeter vermietet. Dies entspricht einer Vermietung von 56 Prozent.
Christian Vogrincic, Gründer und Vorstand der CV Real Estate AG, sagt: „Der Einzug eines der renommiertesten Investmenthäuser Europas bestätigt uns in unserer Vision, die wir am Standort Augsburg sehen.“Der künftige Sitz von Patrizia werde in einem modernen und energieeffizienten Gebäude in bester Stadtlage sein, so Vogrincic.
Gegenwärtig sitzt die Patriziabelegschaft in modernen Büroräumen in der Fuggerstraße. Wer schon einmal dort gewesen ist, kennt zudem den schön angelegten Innenhof. Dennoch wird Patrizia den Standort aufgeben. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte auf Anfrage: „Das Aurum bietet einen repräsentativen Standort mit perfekter Verkehrsanbindung direkt am Hauptbahnhof.“Genannt werden ferner hochmoderne, innovative und flexible Büroflächen. Das mache den Ansatz des sogenannten New Work Konzeptes noch konkreter lebbar. Das Konzept werde bereits an verschiedenen europäischen Standorten umgesetzt.
Unter New Work sind Konzepte zu verstehen, die Mitarbeitern eine möglichst flexible Lebensgestaltung ermöglichen. Eine strikte fachliche Trennung von Arbeitsgruppen wird ersetzt durch gemischte Teams. Auch die Zuweisung fester Arbeitsplätze verliert an Bedeutung. Immer größerer Beliebtheit erfreut sich das Modell, bei dem Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz im Unternehmen täglich frei wählen können. Kommentar Seite 32