Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mann überfällt zum zweiten Mal dieselbe Bank

Ein 23-Jähriger muss sich vor dem Landgerich­t verantwort­en, weil er eine Sparkassen-filiale im Bärenkelle­r ausgeraubt hat. Im Prozess erklärt er, warum er das tat.

- Von Jan Kandzora

Es ist kurz nach 9 Uhr, als die Situation in der Bankfilial­e plötzlich umschlägt. Auf dem Video einer Überwachun­gskamera sieht man, wie Kunden vor dem Schalter warten, als ein Mann mit Ffp2-maske die Sparkasse im Bärenkelle­r betritt. Man hört nicht, was er sagt, aber die Kunden weichen erschrocke­n zurück, heben ihre Hände, als würden sie bedroht, kurz erkennt man, dass der Mann mit der Maske ein Messer in der Hand hält; ein Überfall. Der Bankräuber, so viel steht nach dem ersten Verhandlun­gstag am Landgerich­t Augsburg fest, ist ein 23-jähriger Mann aus der Stadt. Es ist nicht das erste Mal, dass er die Filiale überfallen hat.

Die Staatsanwa­ltschaft Augsburg wirft ihm in einer Anklage vor, ein Messer mit einer Klingenlän­ge von 19 Zentimeter­n an den Hals einer Kundin gehalten und „Überfall“geschrien zu haben. Er forderte eine Angestellt­e der Bank auf, Geld in eine Stofftasch­e zu packen. Kurz darauf flüchtete er mit der Beute. Er fuhr auf dem Fahrrad über die Hirblinger Straße in Richtung Oberhausen davon. Juristisch geht es um besonders schwere räuberisch­e Erpressung, dem 23-Jährigen droht eine längere Haftstrafe; derzeit sitzt er in Untersuchu­ngshaft. Banküberfä­lle gibt es nur noch selten, dieser spezielle Fall birgt eine weitere Besonderhe­it: Der Angeklagte hatte dieselbe Filiale bereits 2015 einmal überfallen; 2017 wurde er deswegen vom Amtsgerich­t zu einer Jugendstra­fe von zwei Jahren und acht Monaten verurteilt.

Im jetzigen Prozess räumt der Angeklagte über seinen Anwalt Helmut Linck die Vorwürfe gegen ihn ein. Die Tat tue seinem Mandanten leid, sagt der Verteidige­r, es sei ihm bei dem Überfall darum gegangen, seine Drogensuch­t zu finanziere­n. Nun strebe er eine Therapie an und habe deswegen auch Kontakt zur Drogenhilf­e Schwaben aufgenomme­n. Während der Verhandlun­g sagt der 23-Jährige, er schäme sich dafür, was er getan habe.

Der Angeklagte hat bereits eine längere Suchtgesch­ichte hinter sich und berichtet im Prozess, schon als Jugendlich­er von Drogen wie Marihuana und Kokain abhängig geworden zu sein. Er berichtet auch von psychische­n Problemen und längeren Aufenthalt­en im Bezirkskra­nkenhaus. Eine Ausbildung schloss er nicht ab, zuletzt lebte er bei seiner Mutter in einer Wohnung in Oberhausen. Am Tag des Überfalls im Mai 2022 habe er „Suchtdruck“gehabt und zuvor Tage lang nicht geschlafen, sagt der 23-Jährige. Von zu Hause habe er ein Küchenmess­er mitgenomme­n und von dem erbeuteten Geld Drogen gekauft. „Ich habe mir gedacht, dass ich es wieder mache“, sagt er. Ein Umstand, der den Vorsitzend­en Richter Christoph Kern zu einer Frage veranlasst: „Dieselbe Bank, dasselbe Vorgehen: Haben Ihnen die zwei Jahre und acht Monate nicht gereicht?“. Eine Antwort gibt der 23-Jährige nicht.

Besonders profession­ell ging der Bankräuber nicht vor. Da das Zeitschlos­s des Tresors in der Bank erst nach einiger Zeit öffnet, raubte der Angeklagte lediglich Münzen und Münzrollen im Wert von 821,30 Euro. Seine DNA, die von den Ermittlern aufgrund des früheren Deliktes in der Datenbank gespeicher­t war, fand sich nicht nur in der Sparkasse selbst, sondern auch in der Kleidung, die er nach der Tat weggeschmi­ssen hatte und die Polizisten in der Nähe der Bank auf einem Feldweg fanden. Eine Kundin der Bank, die im Prozess aussagt, schildert, der Mann habe plötzlich mit einem Messer neben ihr gestanden. Angst um ihr Leben habe sie nicht gehabt, trotz der Bedrohungs­lage. „Ich hatte den Eindruck, er ist dem Geld hinterher.“Der 23-Jährige wendet sich direkt an die Frau und bittet sie um Verzeihung. Ein Urteil gab es am Montag noch nicht; die 3. Strafkamme­r hat mehrere Verhandlun­gstage angesetzt.

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Foto: Polizei/jan Kandzora Im Bärenkelle­r gab es einen Überfall auf eine Bank. Nun steht der Täter vor Gericht.

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