Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Auf der Straße wird Übergewicht teuer
Die Polizei wiegt in Gersthofen Wohnwagen und Wohnmobile. Denn in diesen Tagen schleppt so mancher auf dem Weg in den Urlaub ein dickes Problem mit sich herum.
Vor dem Urlaub auf die Waage: Für Camper, die mit Wohnwagen und -mobilen in den Urlaub aufbrechen, ist das ratsam. Denn ein überladendes Gespann ist nicht nur gefährlich, sondern auch teuer. Wie viele das betrifft, zeigt diese Zahl: Allein im Landkreis Augsburg sind mehr als 3700 Wohnmobile zugelassen, in der Stadt Augsburg sind es gut 2500. Die Zahl der Wohnwagen dürfte in etwa doppelt so hoch sein.
Die Camping-branche boomt, immer mehr legen sich nach Herstellerangaben Wohnwagen oder gar -mobil zu. Einer der Vorzüge dieser Art des Reisens: In den Gefährten lässt sich allerhand mitnehmen und die Fahrräder passen auch noch hinten dran. Doch Vorsicht, sagt Hansjörg Schuster von der Verkehrspolizei in Augsburg: „Man hat nur scheinbar viel Platz. Die Gewichtsgrenzen sind schneller erreicht, als man denkt. Das unterschätzt man leicht.“
Das demonstrierte die Polizei vor wenigen Tagen in Gersthofen. Dort wurden am Freitagvormittag Freiwillige mit ihren Gespannen auf die Waage gestellt. Mit dieser Aktion, welche die Polizei im Raum Augsburg erstmals angeboten hat, sollen Urlauber auf das Thema aufmerksam gemacht werden. Bei Wohnmobilen wurden neben dem Gesamtgewicht auch die Achsgewichte gemessen. Bei Autos mit Wohnwagen-anhängern wurden die jeweiligen Gewichte von Zugfahrzeug und Wohnwagen, aber auch die Stützlast überprüft. Denn wer vorher nicht aufpasst, hat hinterher ein dickes Problem.
Da ist zum einen die Unfallgefahr, die von überladenen Gefährten ausgeht und aus der Fahrt in die Sonne eine ins Unglück machen kann. Die Fahrstabilität nimmt ab und das Fahrzeug kann in Kurven ausbrechen, außerdem verlängert sich der Bremsweg deutlich. Deshalb hat die Polizei gerade im Urlaubsverkehr ein wachsames Auge auf potenzielle
Sünder und bittet sie auf die Waage. Bei der Autobahnpolizei in Gersthofen steht zum Beispiel eine. Wird dort das zulässige Gesamtgewicht überschritten, wird es richtig bitter, sagt Schuster.
Bevor das Gefährt weiterfahren darf, müssen Gepäckstücke raus und sicher abtransportiert werden. Bevor das in der Fremde organisiert ist, gehen gerne mal ein paar Stunden ins Land. „Hinterher ist dann zwar der Wagen leichter, die Urlaubskasse aber auch“, sagt Schuster. Laut ADAC sind ab fünf Prozent Überladung in Deutschland zehn Euro fällig, ab 20 Prozent sind es bereits 95 Euro und ein Punkt in Flensburg. Im europäischen Ausland wird teilweise noch ganz anders hingelangt. In Österreich sind bis zu 5000 Euro drin, in Italien liegen die Tarife zwischen 41 und 1697 Euro.
Worauf aber sollen Urlauberinnen und Urlauber achten, bevor sie daheim ihre Wagen beladen? Ratsam ist zunächst ein Blick in die Papiere. Wichtig sind das Leergewicht des Wohnwagens, das zulässige Gesamtgewicht des Wohnwagens, das zulässiges Gesamtgewicht des Gespanns, Achslast und Stützlast des Autos.
Die Stützlast ist das Gewicht, mit dem ein Anhänger in angekuppeltem Zustand auf der Anhängerkupplung des Zugfahrzeugs lastet. Die maximal zulässige Stützlast findet sich im Fahrzeugschein. Dieser Wert darf nicht überschritten werden. Ist die Stützlast zu groß, kann es nämlich passieren, dass das Gewicht des Anhängers das Heck des Zugfahrzeugs nach unten drückt und die Vorderräder des Autos nicht mehr richtig greifen. Wichtig sei es aber auch, das Gepäck im Wagen richtig zu verstauen und auf die Verteilung der Lasten zu achten, sagt Schuster. Faustregel: die Last möglichst tief und gleichmäßig im Wohnwagen verteilen, schwere Gegenstände im Bereich der Achse platzieren. Wichtig ist natürlich auch, all die schönen Sachen gut zu befestigen. Und manchmal ist weniger einfach besser: Wer sein Wohnmobil unbedingt mit randvoll gefülltem Wassertank in Richtung Süden fährt, hat schnell einmal 200 Kilo mehr dabei.
Beim Probewiegen in Gersthofen waren schon in der ersten Stunde an die 15 Urlauber da, die ihre voll bepackten Wohnwagen und Wohnmobile vorbeibrachten. Bei den meisten Fahrzeugen war alles in Ordnung, erzählt Polizist Schuster. Die Urlauber wollten sich eben vergewissern, bevor es auf große Fahrt geht. Ein „Kunde“kam dagegen nach dem Urlaub. Er hatte im E-paper unserer Zeitung von der Wiege-aktion gelesen und rollte nach fünf Wochen im sonnigen Andalusien in Gersthofen ein. Das Ergebnis war dann typisch für einen langen Urlaub: Das Gespann brachte etwas zu viel auf die Waage.
Wichtig ist auch, das Gepäck richtig zu verstauen