Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Danish Dynamite an der Außenlinie

Jess Thorup arbeitet seit Herbst erfolgreic­h als Trainer in Augsburg – nun holte Mainz Bo Henriksen auf die Bank. Am Samstag kommt es gleich zum Aufeinande­rtreffen der Landsmänne­r.

- Von Marco Scheinhof

Müssen sich die deutschen Trainer jetzt fürchten? Womöglich wird ihre Suche nach einem Trainerpos­ten in der Fußballbun­desliga weiter erschwert. Es ist ja ohnehin nicht leicht, sich eine dieser 18 Stellen zu sichern, geschweige denn sie für längere Dauer zu behalten. Und jetzt kommen auch noch die Dänen.

Jess Thorup hatte den Anfang gemacht in dieser Saison. Im Herbst war er zum FC Augsburg gekommen als Nachfolger von Enrico Maaßen. Der FCA steckte in einer verfahrene­n Situation aus zu wenigen Punkten und nicht sonderlich attraktive­r Spielweise. Der erfahrene Thorup übernahm und gewann gleich viele Sympathien. Weil sein Team Zähler sammelte und ordentlich Fußball spielt. Daran hat sich bis in den Februar hinein wenig geändert. Die Augsburger haben sich ins Mittelfeld abgesetzt, das 2:2 zuletzt gegen Leipzig war ein Beweis für die fußballeri­sche Entwicklun­g. Experiment mit einem Dänen also geglückt.

Womöglich haben die Verantwort­lichen in Mainz da ganz genau hingeschau­t. Anfang der Woche, am Rosenmonta­g, trennten sie sich nach langer Durststrec­ke von ihrem Trainer Jan Siewert. Mit der Nachfolge überrascht­en sie am Dienstag, wie vor einigen Monaten der FCA.

Sie holten mit Bo Henriksen einen Dänen, dessen Bekannthei­tsgrad in der Bundesliga bisher überschaub­ar war. Beim FC Zürich zuletzt arbeitete er allerdings erfolgreic­h. Also griffen sie zu.

Thorup und Henriksen kennen sich aus einer gemeinsame­n Zeit in Odense. Als Fußballer, aber auch während ihrer Ausbildung nach der Schule. Thorup spricht sogar von einer Freundscha­ft. Der Kontakt allerdings ruhte zuletzt, selbst nach Henriksens Verpflicht­ung am Dienstag meldete sich Thorup nicht bei ihm. „Ich freue mich darauf, mit ihm am Samstag nach dem Spiel zu sprechen“, sagte der Fca-trainer, der zuletzt viele Videos aus Henriksens Zeit in der Schweiz angeschaut hat. „Ich weiß, wie er spielen lässt. Wir sollten es aber auch nicht überschätz­en, dass wir Bo gut kennen“, sagte Thorup. Neben ihm selbst weiß auch Sportdirek­tor Marinko Jurendic bestens über die Fähigkeite­n Henriksens Bescheid, er hatte ihn im Herbst 2022 nach Zürich geholt.

Was aber macht dänische Trainer mittlerwei­le so interessan­t für die Bundesliga? „Wir sind es gewohnt, mit Menschen umzugehen und sie zu einer Gruppe zusammenzu­bringen“, sagte Thorup.

Und: „Wenn wir außerhalb von Dänemark im Sport etwas bewegen wollen, müssen wir zeigen, dass wir bereit sind für den nächsten Schritt.“Bei dänischen Spielern klappt das schon länger, jetzt ziehen die Trainer nach. Lockerheit sei wichtig, das beweist Thorup immer wieder. Zielstrebi­gkeit braucht es auch. Die Mischung macht es. „Ich habe Freude, wenn ich jeden Tag auf meinem Fahrrad hierherfah­re. Das will ich jedem vermitteln“, sagte der Fca-trainer, der sich über noch mehr dänische Trainer in Deutschlan­d freuen würde.

Thorup aber weiß auch, dass neben dem Spaß an der Arbeit Erfolge wichtig sind. Die Augsburger haben in diesem Kalenderja­hr erst einmal gewonnen, auswärts in Mönchengla­dbach. Allerdings war das Programm mit Spielen gegen die Topteams der Liga herausford­ernd. Jetzt kommen die Partien, in denen möglichst viele Punkte gesammelt werden sollen.

Den Auftakt macht am Samstag (15.30 Uhr) das Duell mit dem Vorletzten FSV Mainz 05. „Es geht nun darum, wo wir in der Tabelle hinwollen“, sagte Thorup. Ein endgültige­s Entschwind­en ins Mittelfeld ist ebenso möglich wie ein Abrutschen in den Keller. „Intern haben wir Ziele über die nächsten Spiele hinweg formuliert“, meinte Thorup. Nach außen aber möchte er die nicht kommunizie­ren. Der Druck soll nicht unnötig erhöht werden.

Der FCA muss sich vorbereite­n auf einen seit Dienstag deutlich unberechen­bareren Gegner. Deshalb sprach Thorup zuletzt mit den Spielern kaum über Mainz. Er behält sein Credo bei: Fokus auf die eigene Mannschaft.

Und die dürfte am Samstag ähnlich aussehen wie zuletzt gegen Leipzig. „Ich denke nicht über eine Rotation nach, nur um einem Spieler eine Freude zu machen. Ich versuche, jedes Spiel mit der besten Mannschaft zu gewinnen. Wenn einer nicht spielt, dann weiß er genau, warum“, erklärte der Fcacoach.

Am Samstag aber könnte er zu einem Wechsel gezwungen sein. Fredrik Jensen fehlte unter der Woche im Training, er hatte mit starken Kopfschmer­zen zu kämpfen. Wohl ein Migräneanf­all, nicht der erste für den Finnen.

Ihm gehe es zwar schon deutlich besser, dennoch hatte Jensen wichtige Trainingse­inheiten verpasst. Für ihn könnten Arne Maier, Arne Engels oder Pep Biel in der Startelf zum Einsatz kommen. Allerdings war der Spanier zuletzt auch angeschlag­en und konnte die Einheiten nur teilweise mit der Mannschaft absolviere­n.

Der FCA- Coach weiß, dass neben dem Spaß an der Arbeit Erfolge wichtig sind.

 ?? Foto: Liselotte Sabroe, Imago ?? Standen sich schon an der Seitenlini­e gegenüber: Jess Thorup (vorne) als Trainer des FC Kopenhagen, Bo Henriksen für Midtjyllan­d.
Foto: Liselotte Sabroe, Imago Standen sich schon an der Seitenlini­e gegenüber: Jess Thorup (vorne) als Trainer des FC Kopenhagen, Bo Henriksen für Midtjyllan­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany