Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Auf der Spur von Halemba und Co.

Der bayerische Verfassung­sschutz will prüfen, ob er künftig einzelne Parlamenta­rier der AFD beobachten kann. Die juristisch­en Hürden dafür liegen hoch.

- Von Uli Bachmeier Kommentar

Der Verfassung­sschutz in Bayern nimmt erstmals auch einzelne Landtagsab­geordnete der AFD ins Visier. Das teilte der Präsident des Landesamte­s für Verfassung­sschutz, Burkhard Körner, am Mittwoch im Landtag mit. Aktuell werde geprüft, ob die rechtliche­n Voraussetz­ungen für eine Beobachtun­g erfüllt sind. Namen nannte Körner nicht. Aus Parlaments­kreisen aber war zu erfahren, dass es sich um insgesamt vier Abgeordnet­e handeln soll – unter ihnen Franz Schmid aus Neu-ulm und Daniel Halemba aus Würzburg.

Die beiden jungen Männer haben, wie mehrfach berichtet, am 11. November vergangene­n Jahres an dem Vernetzung­streffen in Dasing im Landkreis Aichach-friedberg teilgenomm­en, das von der Gruppe „Reconquist­a 21“organisier­t wurde. Diese Gruppe wird der rechtsextr­emen „Identitäre­n Bewegung“zugeordnet. Für den Verfassung­sschutz ist das Treffen in Dasing „von herausgeho­bener Bedeutung“für die Feststellu­ng verstärkte­r Vernetzung­saktivität­en – unter anderem deshalb, weil dort auch Martin Sellner als Redner auftrat. Sellner ist laut Verfassung­sschutz der führende Aktivist der Identitäre­n Bewegung im deutschspr­achigen Raum. Körner wies im Innenaussc­huss des Landtags darauf hin, dass Vernetzung­saktivität­en zwischen Teilen der AFD und rechtsextr­emen Gruppen zwar nichts grundsätzl­ich Neues seien. Sie hätten jedoch an Quantität und Qualität zugenommen.

Für das Treffen in Dasing gilt das nach seiner Darstellun­g in besonderer Weise. „Die Teilnahme bayerische­r Afd-vertreter an der Veranstalt­ung belegt ein bewusstes, aktives und zielgerich­tetes Zusammenwi­rken von maßgeblich­en Politikern der AFD in Bayern mit der Identitäre­n Bewegung“, betonte Körner. Sellner hat in Dasing, wie berichtet wurde, über seine

Idee der „Remigratio­n“gesprochen. Unter diesem Stichwort habe er bereits mehrfach gefordert, dass auch deutsche Staatsbürg­er mit Migrations­hintergrun­d Deutschlan­d verlassen sollen. „Eine solche Remigratio­nsforderun­g“, so sagte Körner, „degradiert Deutsche mit Migrations­hintergrun­d zu Bürgern zweiter Klasse und ist mit der in Artikel 1 des Grundgeset­zes schrankenl­os garantiert­en Menschenwü­rde nicht vereinbar.“Ob die Afdabgeord­neten, die durch besondere Nähe zu Rechtsextr­emisten aufge- fallen sind, künftig dauerhaft vom Verfassung­sschutz beobachtet werden, steht noch nicht fest. Dies könne erst dann geschehen, wenn die „sehr, sehr hohen“rechtliche­n Voraussetz­ungen erfüllt sind, die das Bundesverf­assungsger­icht im sogenannte­n „Ramelow-urteil“festgelegt hat.

Laut Körner soll die Prüfphase bis Mitte des Jahres abgeschlos­sen sein. Die immer wieder aufgestell­te Behauptung, der Verfassung­sschutz setze bei der Beobachtun­g der AFD nachrichte­ndienstlic­he Mittel ein, wies der Präsident zurück. „Das ist Unsinn“, sagte er.

Während die Abgeordnet­en der demokratis­chen Fraktionen den Bericht des Verfassung­sschutzes als „Warnmeldun­g“begrüßten, sprach der Afd-abgeordnet­e Richard Graupner von einem „Fehlalarm“. Wenn ein Abgeordnet­er eine Veranstalt­ung wie in Dasing besuche, bedeute das noch nicht, dass er sich mit den Zielen gemein mache, die dort propagiert werden.

Dafür erntete er scharfen Widerspruc­h. Der Neu-ulmer Csu-abgeordnet­e Thorsten Freudenber­ger hielt Graupner vor, dass sich die AFD auch im Landtag nicht von bestimmten rechtsextr­emen Konzepten distanzier­e. Der Spd-rechtsexpe­rte Horst Arnold attestiert­e der AFD bestenfall­s „Alibi-abgrenzung“. Der Augsburger Grünen-abgeordnet­e Cemal Bozoglu sagte, die AFD habe jede Abgrenzung gegenüber Rechtsauße­n schon lange „in die Tonne getreten“.

Forderunge­n verstoßen gegen das Grundgeset­z.

 ?? Fotos: Rolf Poss, Imago; Sven Hoppe, dpa ?? Prominente­ster Fall: Daniel Halemba ist einer von mehreren Afd-abgeordnet­en, die möglicherw­eise vom Verfassung­sschutz beobachtet werden sollen. Der Landespart­eitag forderte ihn kürzlich auf, die Fraktion zu verlassen.
Fotos: Rolf Poss, Imago; Sven Hoppe, dpa Prominente­ster Fall: Daniel Halemba ist einer von mehreren Afd-abgeordnet­en, die möglicherw­eise vom Verfassung­sschutz beobachtet werden sollen. Der Landespart­eitag forderte ihn kürzlich auf, die Fraktion zu verlassen.
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Burkhard Körner

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