Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Weniger Verkehrstote, aber mehr Unfälle
Im vergangenen Jahr starben 499 Menschen auf Bayerns Straßen. Jeder sechste davon war mit dem Fahrrad unterwegs. Trotzdem lehnt Innenminister Herrmann eine Helmpflicht ab.
499 Menschen starben im vergangenen Jahr in Bayern bei Verkehrsunfällen. Das sind weniger als 2022, aber „immer noch viel zu viele“, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch bei der Präsentation der neuen Verkehrsunfallstatistik. Er appellierte vor allem an die Vernunft und Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmenden. Ein besonderes Augenmerk liegt nun auf den Fahrradfahrenden. In dieser Gruppe sterben jedes Jahr viele Menschen.
Langfristig betrachtet lässt sich bei der Anzahl der Verkehrstoten ein positiver Trend beobachten. Während etwa im Jahr 1970 noch knapp 4000 Menschen bei Verkehrsunfällen in Bayern starben, waren es 2023 knapp 500. Seit Beginn der Unfallaufzeichnungen ist das – mit Ausnahme der Coronajahre 2020/21 – der niedrigste Stand. Gestiegen sind hingegen die Zahlen der Verkehrsunfälle insgesamt (plus 3,5 Prozent auf 389.000), der bei Unfällen verletzten Menschen (plus 0,9 Prozent auf 62.000) sowie der zugelassenen Kraftfahrzeuge (plus 1,1 Prozent auf 10,7 Millionen).
Von den 499 Verkehrstoten in Bayern starben 159 bei Unfällen, die von Senioren verursacht wurden. 101 Menschen starben durch Unfälle, an denen junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren beteiligt waren. Die häufigste Unfallursache waren Verstöße gegen das Rechtsfahrgebot, also vor allem Zusammenstöße mit dem Gegenverkehr. Fast ein Viertel aller tödlich verunglückten Autoinsassen war beim Unfall nicht angeschnallt.
Im Verkehr kamen zudem 85 Radfahrer ums Leben. 37 der Verstorbenen waren mit einem Pedelec unterwegs. In der Statistik für das Jahr 2024 möchte das Innenministerium auch Lastenräder in die Erhebung aufnehmen. „Jeder sechste getötete Verkehrsteilnehmer in Bayern war mit dem Fahrrad unterwegs“, sagte Herrmann. Die Hauptunfallursachen waren dabei eine zu hohe Geschwindigkeit sowie Vorfahrtmissachtungen. Von 14 Fällen, in denen ein Radfahrer wegen Vorfahrtmissachtung starb, hatte in zwölf der Radfahrer sich nicht an die Regelung gehalten, in zwei der beteiligte Pkw-fahrer. „Die Radfahrer müssen mehr auf die Vorschriften achten“, meinte Herrmann. In diesem Jahr stehe die Radfahrsicherheit
im Mittelpunkt. Präventivveranstaltungen sowie verstärkte Polizeikontrollen sollen dabei helfen, die Unfallzahlen zu senken.
Mit dem bayerischen Radgesetz, das 2023 in Kraft trat, sollen bis 2030 zudem 1500 Kilometer neue Radwege entstehen. Eine Helmpflicht wird es weiterhin nicht geben. „Der Trend geht derzeit klar zum Radfahren und bei einer Helmpflicht hätten viele dann womöglich doch keine Lust.“Zudem würden häufig nur kurze Strecken mit dem Rad zurückgelegt.
Der Grünen-landtagsabgeordnete Markus Büchler kritisiert das Vorgehen der Regierung. „Das neue Radgesetz der Söder-regierung steht leider eher für Stillstand als für Verbesserung. Bayern braucht dringend eine durchgängige, flächendeckende und sichere Fahrradinfrastruktur.“