Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Puppenkist­e: Behält Jim Knopf seine Lippen?

Die Jim-knopf-romane wurden oft wegen Rassismus kritisiert, jetzt werden die Bücher umgearbeit­et. Wie die Augsburger Puppenkist­e darauf reagiert.

- Von Ina Marks

Zuletzt herrschte wieder Aufregung im Lummerland – wegen Jim Knopf, seines Aussehens und angebliche­m Rassismus. „Ich habe schon befürchtet, dass ich deshalb angerufen werde“, sagt Klaus Marschall am anderen Ende des Telefons und lacht kurz. Als Chef der Augsburger Puppenkist­e ist Marschall quasi wie ein Vater der frechen Puppe mit der blauen Hose, der Schildmütz­e und dem schwarzen Gesicht. Diese Figur, für viele längst ein Sorgenkind, möchte Marschall nicht antasten – im Gegensatz zum Verlag, in dem die Jim-knopf-abenteuer erscheinen.

Immer wieder wurde über die Romane des verstorben­en Autors

Michael Ende in den vergangene­n Jahren diskutiert. Kritiker klagten über Rassismus in den Inhalten: Es ging um das N-wort, das längst als herabsetze­nd und entwürdige­nd gilt und gesellscha­ftlich verpönt ist. Auch die schwarze Hautfarbe bei Jim Knopf stand im Mittelpunk­t der Debatten sowie seine dicken, wulstigen Lippen. Der Thienemann-verlag in Stuttgart, in dem Michael Endes Werke erscheinen, hatte die Jim-knopf-bücher immer wieder verteidigt. Bis zuletzt. Nun wird die Neuauflage überarbeit­et: Dabei werden nicht nur problemati­sche Wörter ausgetausc­ht. Jim Knopf bekommt zudem eine kleine Schönheits­operation verpasst. Diese entspricht eigentlich so gar nicht dem landläufig­en Trend.

Während sich immer mehr Frauen die Lippen aufspritze­n lassen, wird der Mund des kleinen Helden schmaler. Die schwarze Haut, die ohne Begrenzung in die schwarzen Haare übergeht, wird eine Nuance heller.

Jim Knopf also wird in den Büchern künftig etwas anders aussehen, aber was bedeutet das für sein Alter Ego in der Puppenkist­e? Hängt die Figur, so wie sie im Puppenkist­e-museum im Ulrichsvie­rtel zu sehen ist, nur noch am seidenen Faden?

Nein, sagt Klaus Marschall bestimmt. Jim Knopf, der nie in einem Bühnenstüc­k aufgetrete­n, sondern eine reine Fernsehpro­duktion sei, werde nicht angetastet. „Der Kampf gegen Rassismus muss an anderen Stellen und viel deutlicher geführt werden, aber nicht bei Jim Knopf“, meint der Puppenkist­en-chef und legt nach: „Wenn wir uns nach allem richten würden, was irgendwann und irgendwo gefordert wird, dann hätten wir ein Problem. Dann könnten wir auch sämtliche Märchen in die Tonne treten, etwa weil sie zu grausam sind.“

Es wundere ihn, dass immer auf Jim Knopf herumgehac­kt werde. Den kleinen Kerl jedenfalls wird die Diskussion um ihn ungerührt lassen. Schließlic­h gilt er neben dem Urmel bei den Besucherin­nen und Besuchern der Puppenkist­e als beliebtest­e Figur. Und wer schon den bösen Drachen Frau Mahlzahn besiegt hat, bleibt in solchen Dingen sicherlich tiefenents­pannt.

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(Archivbild) Foto: Ulrich Wagner Er soll so bleiben, wie er ist: Jim Knopf bleibt in der Augsburger Puppenkist­e unangetast­et.

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