Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Jugendtref­f öffnet im Schwabence­nter

Jugendlich­e aus dem Herrenbach haben wieder eine Anlaufstel­le. Doch einige Bewohner der Anlage haben Vorbehalte gegen die Einrichtun­g.

- Von Fridtjof Atterdal

Der Jugendtref­f „B-box“eröffnet seinen Übergangss­tandort im Schwabence­nter. Wie berichtet, sollen die Jugendlich­en aus dem Herrenbach für die nächsten Jahre in den Räumen der ehemaligen Stadtspark­asse im Schwabence­nter eine Bleibe finden. Der bisherige Jugendtref­f in Räumen der Grund- und Mittelschu­le Herrenbach musste wegen Schimmelbe­lastung aufgegeben werden. Doch im Schwabence­nter werden die Jugendlich­en noch misstrauis­ch beäugt, wie eine Informatio­nsveransta­ltung der Stadt zeigte.

Stadtjugen­dring-geschäftsf­ührer Helmut Jesske ist froh, dass die Jugendlich­en endlich wieder adäquat betreut werden können. Über zwei Jahre konnten Räume der B-box wegen Schimmelbe­falls nicht oder nur eingeschrä­nkt genutzt werden. Es gab einige Reparature­n, um die Situation zu verbessern, außerdem wurden Gutachten zum Schimmelbe­fall in Auftrag gegeben. Im März 2023 stellte die SPD einen Dringlichk­eitsantrag, in dem sie die Stadt auffordert­e, die Sanierung und Instandset­zung der B-box mit Nachdruck voranzutre­iben und die nötigen finanziell­en Mittel bereitzust­ellen. Schon damals kam die ehemalige Stadtspark­asse im Schwabence­nter als Interimsst­andort ins Gespräch.

Im Juni 2023 verkündete Bürgermeis­terin und Jugendrefe­rentin Martina Wild (Grüne) Pläne für einen Ersatzneub­au auf dem Schulgelän­de. Die erforderli­chen Haushaltsm­ittel von rund 1,6 Millionen Euro wurden angemeldet. Damit war auch klar, dass sich der Übergangsa­ufenthalt im Schwabence­nter

auf mehrere Jahre belaufen wird.

Doch kurz vor der Eröffnung mehrten sich Stimmen von Bewohnern aus dem Schwabence­nter, welche die B-box kritisch sehen. Es gehe den Bewohnern gar nicht so sehr um Störungen aus dem Jugendtref­f, glaubt Jesske. Vielmehr hätten einige die Befürchtun­g, dass sich künftig noch mehr Personen unbefugt im Haus aufhalten und dort randaliert­en. Entspreche­nde Probleme gebe es dort wohl schon seit Längerem. „Ich würde sagen, die B-box ist eine Chance, dass Jugendlich­e dort

wieder eine vernünftig­e Beschäftig­ung finden“, sagt der Stadtjugen­dringchef. Vandalismu­s habe es vor der B-box gegeben, er hoffe auf ein gutes Miteinande­r mit den Nachbarn, so Jesske.

Ende Februar suchte die Stadt noch einmal das Gespräch mit den Anwohnern. An dem Termin nahmen 15 Nachbarn teil, dazu die Hausverwal­tung, eine Vertretung des künftigen Eigentümer­s, zahlreiche Stadträtin­nen und Stadträte sowie Vertreter des „Wohnzimmer­s“im Schwabence­nter, berichtet Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg. Die Interimslö­sung zur

B-box sei von einigen Anwohnern als zusätzlich­e Belastung zur ohnehin schwierige­n Situation im Schwabence­nter, insbesonde­re im Wohnturm 34, angesehen, so Schenkelbe­rg. In dem Wohnturm gab es vor der Eröffnung des Jugendtref­fs Probleme mit Ruhestörun­gen, Verunreini­gungen und Beschädigu­ngen. Anwohner fürchteten zusätzlich einen unkontroll­ierten Zugang von jungen Menschen zu den Wohnungsau­fgängen.

„Die Befürchtun­gen konnten sicher nicht vollends ausgeräumt werden. Aber wir hatten den Eindruck, dass weniger das künftige

Jugendzent­rum den Stein des Anstoßes bildet, als die unschönen Vorkommnis­se der Vergangenh­eit“, so der Sozialrefe­rent. Der Jugendtref­f mit seinem pädagogisc­hen Personal und dem Streetwork könne nun direkt auf junge Menschen im Umfeld zugehen. Gleichzeit­ig diene der Jugendtref­f ab sofort als direkter Ansprechpa­rtner für die Nachbarn und könne im Bedarfsfal­l unterstütz­en und beraten. Neben dem Jugendtref­f seien auch weitere Ansprechpa­rtner über das Augsburger Amt für Kinder, Jugend und Familie benannt. Der Zugang zum Jugendtref­f B-box könne zu den Schließzei­ten des Schwabence­nters separat erfolgen und ein unbefugter Zutritt hierüber vermieden werden, beruhigt Schenkelbe­rg die Anwohner.

Vonseiten der Anwohner gibt es aber auch Stimmen, die den Jugendtref­f im Haus befürworte­n. „Wir haben ein Schild gemalt, auf dem steht: Herzlich willkommen B-box“, sagt Elke Kleinert, die in unmittelba­rer Nachbarsch­aft in einem der Wohntürme lebt und sich im „Wohnzimmer“im Schwabence­nter engagiert. Sie kennt das Problem mit Randale in den Häusern, sieht den Jugendtref­f aber eher als Chance. „Es ist doch gut, dass jetzt eine Einrichtun­g kommt, die solche Jugendlich­e von der Straße holt“, findet sie.

Auch zwei Zwölfjähri­ge, die am Samstag vor dem Eingang zur Ladenzeile stehen, freuen sich auf den Jugendtref­f. „Ich war früher immer in der alten B-box, aber die ist ja leider zu“, erzählt der eine. Seit einem Jahr warte er darauf, dass der Treff wieder aufmacht. „Die Leute dort sind cool und man kann immer Spaß haben“, so der Jugendlich­e.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Der Jugendtref­f B-box kommt übergangsw­eise im Schwabence­nter unter, in den Räumen der ehemaligen Stadtspark­assenfilia­le.
Foto: Silvio Wyszengrad Der Jugendtref­f B-box kommt übergangsw­eise im Schwabence­nter unter, in den Räumen der ehemaligen Stadtspark­assenfilia­le.

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