Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Warum sollten Familien dann hier noch wohnen?
Zum Artikel: „Das ist für uns alle eine Katastrophe“vom 16. März: Der Begriff Gentrifizierung wird immer als das große Unheil angesehen. Aber Gentrifizierung heißt doch nicht, dass hier in Oberhausen morgen plötzlich die Porsche-cayennemuttis ihre Kinder in die Schule bringen und anschließend in den hippen Straßencafés Prosecco und Champagner schlürfen. Gentrifizierung heißt, dass wir den Stadtteil so aufwerten, um Familien wie die Bradys anzuwerben. Um den Problemen hier draußen Herr zu werden, und das sind nicht nur die Drogen, sondern da sind noch ganz andere Probleme, die wir hier im Stadtteil, in den Schulen, in den Kindergärten und auf den Straßen und Plätzen haben, brauchen wir viel mehr Bradys. Familie Brady sind gerade keine champagnerschlürfenden Bonzen, sondern das ist eine Multikulti-familie aus der Mitte unserer Gesellschaft. Frau Brady stammt aus Australien. Herr Brady, Maschinenbauingenieur, aus Irland. Sie haben hier ein Haus gekauft, weil sie den Storys der Stadt geglaubt haben, dass der Stadtteil aufgewertet wird. Die beiden wunderbaren Kinder der Bradys wären eine Bereicherung für jede Klasse in den Schulen hier im Stadtteil, deren Lehrkräfte froh um jedes Kind sind, welches nicht aus prekären Verhältnissen und/oder Parallelwelten stammt. Glaubt die Stadt Augsburg ernsthaft, mit ihrem Vorhaben mitten an der Wertachbrücke, noch eine Familie wie die Bradys für unseren Stadtteil zu begeistern? Und wer von den Räten der Stadt Sorge davor hat, dass eine Gentrifizierung explodierende Mietpreise zur Folge hätte, dem sei deutlich gesagt, dass wir in Oberhausen bei den Mietpreisen schon ganz oben mitspielen. Ich behaupte sogar, dass in Oberhausen die höchsten Mieten betrachtet auf die Wohnraumqualität bezahlt werden.
Florian Steppacher,