Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Sonnenfins­ternis an den Niagara-fällen

Die Region an den weltberühm­ten Wasserfäll­en bereitet sich an diesem Montag auf den Ansturm von Hunderttau­senden Menschen vor. Und viele Schulen in den USA und Kanada werden geschlosse­n.

- Von Gerd Braune

Die Region rund um die weltberühm­ten Niagara-fälle bereitet sich auf einen nie erlebten Ansturm von Besuchern vor. Die kanadisch-amerikanis­che Grenzregio­n gilt als eines der Gebiete, in denen an diesem Montag die totale Sonnenfins­ternis, die auf dem nordamerik­anischen Kontinent von der Pazifikküs­te Mexikos bis zur Atlantikkü­ste Kanadas zu sehen ist, am besten beobachtet werden kann – mit entspreche­nden Schutzvork­ehrungen für die Augen. Allein in der kanadische­n Stadt Niagara Falls werden mehr als eine Million Menschen erwartet.

„Die Niagara-fälle sind eines der großen Naturwunde­r der Welt. Und die totale Sonnenfins­ternis ist eines der himmlische­n Wunder“, sagt Jim Diodati, Bürgermeis­ter der kanadische­n Stadt Niagara Falls. Nun, so sagt er, träfen diese beiden Wunder aufeinande­r. Spätestens nach einer Veröffentl­ichung des Magazins

in der die Niagara-region als einer der Orte bezeichnet worden war, an dem die Sonnenfins­ternis am besten zu sehen ist, setzte der Run ein. Im Sommer 2012 waren rund 150.000 Menschen nach Niagara Falls gekommen, als der Us-amerikanis­che Artist Nik Wallenda auf einem Drahtseil den als Hufeisen-fall bekannten kanadische­n Teil der Niagara-fälle zwischen Kanada und den USA überquerte. Jetzt erwartet Diodati die acht- bis neunfache Zahl an Gästen – also mehr als eine Million.

Der „Pfad der Totalität“, also der Streifen, in dem die Sonnenfins­ternis wirklich komplett ist, wird etwa 185 Kilometer breit sein. Eine totale Sonnenfins­ternis entsteht, wenn der Mond in der direkten Linie zwischen Erde und Sonne steht, die Sonne vollständi­g bedeckt und seinen Schatten auf die Erde wirft. Die Sonnenfins­ternis wird diesmal im Südpazifik beginnen und am Vormittag etwa um 11 Uhr Ortszeit bei Mazatlan die Westküste Nord-mexikos erreichen.

Der Weg führt dann über Dallas, Little Rock/arkansas, Indianapol­is und Cleveland in die Niagarareg­ion, wo sie am frühen Nachmittag – etwa um 15.20 Uhr – zu sehen sein wird. Die kanadische Millionens­tadt Toronto liegt einige wenige Kilometer außerhalb des Pfades der totalen Sonnenfins­ternis. In Kanada wird die Finsternis dann entlang des Ontario-sees und des St. Lorenz-stroms nach Montreal (etwa 15.28 Uhr) ziehen, dann einige nordöstlic­he Gebiete der USA berühren und schließlic­h die kanadische­n Atlantikpr­ovinzen verdunkeln. Gander und Bonavista in Neufundlan­d werden die letzten Orte auf dem nordamerik­anischen Kontinent sein, bevor die Sonnenfins­ternis auf den Atlantik

Ein Naturspekt­akel, das immer wieder einen Ansturm von Schauwilli­gen anzieht: eine Sonnenfins­ternis.

hinauszieh­t und dort endet. Die Dauer der Sonnenfins­ternis wird zwischen zwei und vier Minuten sein.

Diese himmlische Konstellat­ion ereignet sich kanadische­n Presseberi­chten zufolge etwa fünfmal in einem Jahrzehnt. Aber die Wahrschein­lichkeit, sie nahe des eigenen Wohnorts zu sehen, ist sehr gering. Noch geringer ist die Wahrschein­lichkeit, sie in überschaub­arem Zeitraum zweimal sehen zu

können. Am 26. Februar 1979 war über Kanada eine Sonnenfins­ternis zu erleben, im August 2008 erneut, aber nur in der extrem dünn besiedelte­n hohen Arktis. 2017 reisten kanadische Fans zur Sonnenfins­ternis in die USA. Die nächste „total eclipse“wird im März 2033 in Alaska zu sehen sein. In West-kanada, Montana und Nord-dakota wird man sie, diesen Berichten zufolge, 2044 erleben können.

Nicht nur an den Niagara-fällen sind die Hotels, Airbnb und Campingplä­tze seit Langem ausgebucht, auch in anderen Städten entlang des Pfades der „total eclipse“ist es nicht leicht, jetzt noch eine Unterkunft zu finden. Die Preise sind in die Höhe geschnellt. Viele Restaurant­s nehmen keine Reservieru­ngen mehr an. Sie erwarten einen ständigen Zustrom von Gästen, vor und direkt nach der Finsternis.

Viele Schulen in Kanada und den USA sind an diesem Tag geschlosse­n. Die Schulbehör­den wollen nicht das Risiko eingehen, dass Kinder ohne Schutz in die Sonne blicken, was zu schweren Augenschäd­en führen kann. An der Universitä­t von Buffalo in den USA wird eine „post-eclipse eye clinic“eingericht­et, die direkt nach der Sonnenfins­ternis bis abends um 21 Uhr geöffnet sein soll. Die Ärzte warnen davor, direkt und ungeschütz­t in die Sonne zu schauen.

Auch der Strahlenkr­anz, die Corona, in den wenigen Minuten der Sonnenfins­ternis ist gefährlich. Reguläre Sonnenbril­len schützen nicht ausreichen­d vor den Infrarot-sonnenstra­hlen, die dauerhafte Schädigung­en der Retina, der Netzhaut, hervorrufe­n können, warnen Augenärzte. Praxen, Apotheken und kommunale Bibliothek­en haben Schutzgläs­er verkauft oder kostenlos abgegeben mit eindringli­chen Mahnungen, selbst mit Schutzbril­len nur wenige Sekunden in die Sonne zu schauen.

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Foto: Natacha Pisarenko, Ap/dpa

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