Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Bekommt Iago sein Abschiedsspiel?
Nach fünf Jahren verlässt der 27-Jährige den FC Augsburg und kehrt nach Brasilien zurück. Zuvor wird er in der Augsburger Arena offiziell verabschiedet. So sieht Trainer Thorup allgemein die Lage auf der linken Abwehrseite.
Nach einer Dreiviertelstunde ist das Training auf dem Platz für Iago beendet. Während die Mitspieler des FC Augsburg weiterhin intensiv auf dem Rasen üben, lautstark Anweisungen geben und sich intensiv in Zweikämpfe stürzen, steigt der Brasilianer auf sein Mountainbike und radelt zurück zur Arena. In den Funktionsräumen steht Krafttraining an. Noch ist Iago nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, doch tut er alles dafür, rechtzeitig einsatzfähig zu sein. Im Sommer wird der Spieler mit den dünnen Beinen der Fußball-bundesliga den Rücken kehren, gegen den VFB Stuttgart (Freitag, 20.30 UHR/DAZN) bietet sich ihm letztmals die Chance, vor eigenem Publikum zu spielen.
Trainer Jess Thorup hofft, dass ihm der Spieler zur Verfügung steht. „Ob das nun von Anfang an oder gegen Ende sein wird, wird man sehen.“In den nächsten Tagen wird sich entscheiden, ob Iago nach seiner Fersenverletzung ein letztes Comeback in Augsburg geben kann. Vor der Partie gegen den künftigen Champions-leagueteilnehmer wird der 27-Jährige offiziell verabschiedet. Wird ins Publikum winken, während Fans ihm applaudieren. Seinen Wert hatte der Brasilianer in dieser Saison durch sein Fehlen verdeutlicht: In den elf Spielen, die der Linksverteidiger verletzt verpasste, hat der FCA lediglich sechs Punkte geholt.
Iago entwickelte sich unter Thorup zu einem Leistungsträger, im Sommer 2023 wollte der FCA ihn noch verkaufen. Dem Klub hatte der Außenverteidiger mitgeteilt, seinen Vertrag nicht über Juni 2024 hinaus zu verlängern. Gegen eine entsprechende Ablösesumme hätte Augsburg den Brasilianer abgegeben, es fehlte jedoch das für alle Seiten passende Angebot. Iago blieb, vor allem in der Rückrunde überzeugte er. Gegen Köln (1:1) verletzte er sich und musste zur Pause ausgewechselt werden. Womöglich ein Zufall, aber seitdem befinden sich die Augsburger in einer schwachen Phase mit drei Punkten aus fünf Spielen.
Dem Trainer ist in seinen Analysen nicht entgangen, dass seine Mannschaft wiederholt Gegentreffer über die linke Abwehrseite kassiert hat. Namen möchte Thorup nicht nennen. Dass Mads Pedersen gemeint ist, dafür ist kein Insiderwissen nötig. Er wolle das nicht an einzelnen Spielern festmachen, meint der Fca-coach. „Ob das jetzt ein personelles oder ein Mannschaftsproblem war oder ob der Gegner auf dieser Seite sehr stark war – aber es stimmt: Wir haben ein paar Tore auf unserer linken Seite gekriegt.“
Die Außenverteigerpositionen sind eine etlicher Baustellen, die
Sportdirektor Marino Jurendic schließen muss. Auf der rechten Seite stehen nominell noch drei Spieler zur Verfügung. Doch den Vertrag des verletzungsanfälligen Raphael Framberger wird der FCA nicht verlängern, die Rückkehr von Robert Gumny (Kreuzbandriss) ist schwer vorherzusagen und Kevin
Mbabu ist vom englischen Erstligisten FC Fulham geliehen. Mbabu würde Jurendic gerne dauerhaft behalten, aber mindestens einen weiteren Rechtsverteidiger benötigt der FCA. Sollte Mbabus Transfer nicht klappen, wären es deren zwei. Auf der linken Seite sucht Jurendic Ersatz für Iago. Dessen Vertreter
Pedersen zeigt mitunter ansprechende Leistungen, leistet sich aber wiederholt Aussetzer. Gesucht wird folglich ein Linksverteidiger mit Stammplatzpotenzial.
Noch sind zwei Spiele zu absolvieren, in denen Thorup und seine Spieler sich mit einem positiven Eindruck aus der Saison verabschieden wollen. Theoretisch kann der FCA (9. Platz/39 Punkte) weiterhin die Teilnahme am Europapokal sichern, die Gedanken des Trainers kreisen aber darum, wie er seinem Team wieder zu jener Stabilität und Kompaktheit verhilft, auf der die zwischenzeitlichen vier Siege in Serie basierten.
Am Dienstag arbeitete der 54-Jährige vor allem an Grundlegendem: verschieben, attackieren, Ball erobern. Niklas Dorsch ist zu hören, „zupacken“schreit er über den Platz. Der Mittelfeldspieler ist gegen Stuttgart ein Startelfkandidat. Stammkraft Kristijan Jakic ist nach seiner Gelb-sperre wieder spielberechtigt, womöglich setzt Thorup aber auf einen zusätzlichen „Sechser“. Das sei eine Überlegung, bestätigt der Trainer, ohne allzu viel über Taktik und Personal verraten zu wollen.
Letztlich ist Fußball ein Ergebnissport, doch Thorup stellt jetzt anderes in den Vordergrund. „Ob wir gewinnen, verlieren oder unentschieden spielen – wir müssen sagen können: Wir haben eine gute Leistung gebracht.“