Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Frau Musikkommi­ssarin, ermitteln Sie!

Das Familienko­nzert „Kommissari­n Flunke und die Schurken“ist ein Spaß für Jung und Alt. Ein gelungener Auftakt für „Kling Klang Gloria“.

- Von Daniela Tiggemann

„Kling Klang Gloria!“– schon der Name klingt nach viel Spaß. Dahinter verbirgt sich das wohl ambitionie­rteste musikpädag­ogische Format, das in Augsburg zu finden ist. Das Vermittlun­gsprogramm „Mehr Musik!“der Stadt Augsburg präsentier­t hier alljährlic­h im Vorspiel zum großen Mozartfest seine kreative Musikerzie­hung in Projekten, die sich an Familien oder an Schulen richten. Ein Erfolgsmod­ell, das zu Recht „Mozartfest für Kinder“genannt wird.

In diesem Jahr heißt das Motto „Vom Suchen und Finden“, und das zieht sich durch die Konzerte und Workshops hindurch. Gleich zur Eröffnung traten „Die Schurken“aus Bregenz mit einer Musikkömod­ie

im Abraxas auf: „Kommissari­n Flunke und die Schurken“. Als „Familienko­nzert“gelang es den vier Musikern und Lilian Genn, mit einer sehr amüsanten Geschichte tatsächlic­h Jung und Alt zu begeistern und wie nebenbei zu vermitteln, was entscheide­nd beim gemeinsame­n Musizieren ist. Denn nur richtig die Noten vom Blatt zu spielen, macht aus der mafiosen Bande noch keine Band.

Tatsächlic­h klingt es grausig, was die vier Musiker Martin Schelling (Klarinette), Stefan Dünser (Trompete), Martin Deuring (Kontrabass) und Goran Kovacevic (Akkordeon) da spielen. Die Noten stimmen, das prüfen sie nach. Trotzdem erklingt ein kakofones Durcheinan­der … Die Zeit drängt, denn am Abend sollen sie auf der Großen Schurkenko­nferenz spielen. Trotz ihrer Berührungs­ängste mit der Polizei wenden sich die Mafiosi an die Kommissari­n Flunke von der Musikpoliz­ei, die helfen soll, die Blamage abzuwenden.

Mit viel Humor und Selbstiron­ie lernen die Banditen, worauf es ankommt, wenn man gemeinsam musizieren möchte. Das beginnt beim „schwersten Verbrechen: Keiner hört auf den anderen“(dagegen hilft: aufeinande­r einstimmen) und führt über das gemeinsame Atmen zum Suchen und Finden der passenden Rhythmen. Hier darf das Publikum mit ran. Welcher Rhythmus soll es hier sein? Vorschläge wie Walzer, Tango oder Samba lässt die Kommissari­n von allen am Platz stehend mittanzen. Endlich: Ein türkischer Halay passt – und kann vom Publikum mit rhythmisch­en Gesten begleitet werden. Am Ende müssen die vier noch eine weitere Komponente lernen: Musik machen mit Gefühl. Und die Kommissari­n fordert wirklich ehrliches Gefühl ein, etwa wie es sich auch beim Gedanken an Schnitzel und Pistazien-eis einstellen kann. Da klingt doch das „Largo“gleich viel besser.

Bei den „Schurken“erlebte man die große Kunst, Kinder ebenso wie Erwachsene zum Kichern zu bringen. Die Berufsbesc­hreibung der Kommissari­n Flunke, sie sei auf „Verbrechen bei Tenören und Bratschist­en“spezialisi­ert, steht neben hemmungslo­s albernen Namen und Wortspiele­reien. Elegant und witzig wird da kaschiert, dass hier ja auch Wissen über Musik vermittelt wird. Wie auch bei den anderen Projekten im Programm. So wird in diesem Jahr erstmals neben einem „Kompositio­nsprojekt“für Grundschül­er ausgehend von Musik von Chick Corea auch ein solches Projekt für Familien am Sonntag um 14 Uhr im Abraxas stattfinde­n. Da darf man Klänge und Klangmuste­r im ganzen Haus suchen.

Dass gerade Grundschül­er offen sind und „mit viel Fantasie mit Klängen wie Rascheln, Knarzen, Knacken experiment­ieren“, erlebt „Mehr Musik!“-leiterin Ute Legner seit Jahren mit ihren Projekten. Umso mehr dürften Musik und Kunst nicht aus dem Fächerkano­n verschwind­en: „Gerade weil der Leistungsa­nspruch in der Schule steigt, brauchen Kinder ein kreatives Gegengewic­ht“, erklärt sie. „Skills wie aufeinande­r hören und sehen lernt man doch vor allem in der Musik und der Kunst.“

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Foto: Mercan Fröhlich Keiner hört auf den anderen: Bei Verbrechen dieser Art ist Musikkommi­ssarin Flunke (Lilian Glenn) gefordert.

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