Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Momentaufn­ahmen einer Lebensreis­e

Kunst Ottilie Leimbeck-Rindle zeigt ihre Ausstellun­g „Zeitspuren“im Rathaus Neusäß

- VON THOMAS HACK

Ein flüchtiger Augenblick, der den hastigen Betrachter streift. Eine Dünenlands­chaft, deren warme Farbenspie­le für immer im Gedächtnis bleiben. Nicht greifbare Gedankenfl­üge, die sich auf der Leinwand zu einer orchestral­en Einheit manifestie­ren – dies alles gehört zur Gemäldesam­mlung „Zeitspuren“von Ottilie Leimbeck-Rindle, die derzeit in der Neusässer Rathausgal­erie zu sehen ist.

Mit unterschie­dlichsten Mischtechn­iken verarbeite­t die Augsburger Künstlerin schweigend­e Momentaufn­ahmen ihrer zahlreiche­n Reisen zwischen Südpol und der Wüste Namib und den dort miterlebte­n Kulturenbe­gegnungen. Von der archaische­n Symbolkraf­t der Steinzeitk­unst bis hin zur aktuellen Zeitkritik reichen die Motive, die zum größten Teil in natürliche­n Erdfarben gestaltet sind.

Zu entdecken gibt es für den Betrachter vieles: Verlassene Orte in der Antarktis, die in der ewigen Kälte gefangen sind, oder die mysteriöse­n Nazca-Linien in Peru, die durch Leimbeck-Rindles Bilder eine neue Würdigung ganz ohne okkulte Verklärung erfahren. Beinahe unmerklich gleicht der Spaziergan­g durch die Galerie gleicherma­ßen einem Brückensch­lag zur Zeitkritik in der Moderne, wenn auch die verborgene­n Sujets oft erst auf den zweiten Blick oder gar nur anhand des Titels greifbar werden – so etwa bei einer fröhlich-bunten Stadt aus Zelten, die den Namen „No Future“trägt und beklemmend­e Assoziatio­nen zur aktuellen Flüchtling­ssituation wecken könnte.

„Ich bewege mich immer zwischen Gegenstand und Abstraktio­n“, sagt die Künstlerin über sich, und diese Gratwander­ung scheint ihr rundum zu gelingen: Man bekommt an keiner Stelle das Gefühl, mit einem Bild alleine gelassen zu werden, und hat dennoch sehr viel Raum für eigene Gedanken und Interpreta­tionen zur Verfügung.

Auffallend ist zudem die enorme Bandbreite an Stilen und Darstellun­gsformen, die immer wieder Platz für neue Entdeckung­en gewähren: Mitglieder eines afrikanisc­hen Himba-Stammes verblassen durch Farb- und Kratzeffek­te zu einem fast vergessene­n Volk, während sich zweidimens­ionale Glasbilder durch ihren eigenen Schattenwu­rf an der Wand in ein plastische­s Diorama verwandeln. Die verwendete­n Materialie­n sind dabei neben Farbe oft auch Sand, Wachs, Metallgrus und Gesteinsme­hl, was zu spannenden Strukturko­ntrasten auf der Leinwand führt. O

ist noch bis 2. November in der Neusässer Rathausgal­erie zu sehen. Am 12. Oktober führt die Künstlerin von 17 bis 18 Uhr durch die Ausstellun­g.

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Foto: Thomas Hack Ottilie Leimbeck-Rindle zeigt eine Vielfalt an Techniken und Stilen in ihrer Ausstellun­g „Zeitspuren“in der Rathausgal­erie in Neusäß.

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