Augsburger Allgemeine (Land Nord)
140 Jahre gegen das Feuer
Jubiläum 1876 wurde die Freiwillige Feuerwehr Horgau gegründet. Mittlerweile hat sie viel mehr Aufgaben als nur Löschen
In den Jahren nach der Gründung 1876 rückten die Horgauer Feuerwehleute noch zu Fuß mit einem vierrädrigen Wagen mit eisernem Spritzkasten aus. Heute haben sie zwei große Fahrzeuge mit Tragkraftspritzenanhänger und Anhängeleiter – und das passende Gebäude dazu.
Nicht nur bei den Geräten und Fahrzeugen hat sich in den 140 Jahres ihres Bestehens einiges geändert. Längst geht es bei der Feuerwehr auch nicht mehr nur darum, Brände zu löschen. Die Männer und Frauen rücken zum Beispiel auch aus, um den Verkehr abzusichern, Tiere zu retten oder bei Unfällen eingeklemmte Menschen aus Autos zu retten oder Ölspuren zu beseitigen. Die Freiwillige Feuerwehr Horgau zählt derzeit knapp 300 Mitglieder, davon 70 aktive. Im Verein sind in etwa 50 Frauen etwa 15 Jugendliche. Sie alle feiern mit dem ganzen Ort am kommenden Wochenende das Jubiläum. Von Freitag, 30. September, bis Sonntag, 2. Oktober, gibt es ein umfangreiches Programm (siehe Infokasten).
Der 140. Geburtstag ist natürlich ein Anlass, um auf die Geschichte der Feuerwehr zurückzublicken. Bereits 1875 beschlossen 37 Männer aus Horgau eine eigene Wehr im Ort zu gründen. Im Jahr darauf gliederte man sich dann offiziell in den Bayrischen Landesfeuerwehrverband ein – das ist nun 140 Jahre her. Lief das Projekt anfangs nur schleppend, sorgte die finanzielle Unterstützung der Gemeinde Horgau jedoch dafür, dass die Wehr bald beachtliche Erfolge aufweisen konnte, heißt es in der Chronik. So erhielten schon 1901 neun verdiente Mitglieder das Feuerwehr-Ehrenzeichen, verliehen durch den bayerischen Prinzregenten.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, als die Männer zu den Waffen gerufen wurden, versuchte die Gemeinde, Frauen für den Dienst in der Feuerwehr zu gewinnen – ohne Erfolg.
Im Zweiten Weltkrieg wurden dann erstmals Frauen für die Brandbekämpfung verpflichtet, da auch dieser Krieg große Lücken in die Reihen der Feuerwehrleute riss. 1944 erhielt die Feuerwehr ihren ersten eigenen Gerätehänger mit Feuerlöschpumpe. Seit 1959 gibt es eine Sirene auf dem Grundschulgebäude am Martinsplatz, die bis heute in modernisierter Form im Einsatz ist. Zum 90-jährigen Gründungsfest 1966 beschloss der Verein, eine eigene Fahne anfertigen zu lassen.
Ein neues Gerätehaus baute die Freiwillige Feuerwehr im Jahr 1968. Es wurde fast ein halbes Jahrhundert genutzt, bis 2006. Ein paar Jahre darauf kam es 1971 zum freiwilligen Zusammenschluss der damals noch selbstständigen Gemeinden Auerbach, Horgauergreut und Horgau. Die Folge war eine Gemeinde mit drei autarken Ortsteilfeuerwehren. 1996 konnte durch Spenden von Horgauer Firmen und Bürgern
die mittlerweile 30 Jahre alte Fahne restauriert werden. Seit 1998 ist das neue Löschfahrzeug LF 8/6 im Einsatz, nachdem das alte nicht mehr durch den TÜV gekommen ist. Das neue Fahrzeug ist bis heute einsatzbereit, weil es kontinuierlich verbessert wurde.
Zum 125-jährigen Bestehen im Jahr 2001 begannen die Planungen für ein neues Multifunktionsgebäude, in dem die Feuerwehr, der Musikverein Rothtal und der gemeindliche Bauhof untergebracht werden sollten. Am 4. April 2005 war dann der Spatenstich, im September 2006 die Eröffnung. Der geliebte Unimog von 1965 war im Jahr 2013 nicht mehr einsatztauglich. Im Mai 2014 erhielt die Feuerwehr dann das neue Einsatzfahrzeug, einen Versorgungs-Lastkraftwagen.