Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kitas für Kiebitz Junge

Naturschut­z Das schwäbisch­e Wiesenbrüt­er-Pilotproje­kt zeigt erste Erfolge. Ein Hoffnungss­chimmer. Warum es beim Brachvogel mit dem Nachwuchs nicht klappt

- VON DOROTHEA SCHUSTER

Er traute seinen Augen nicht: Auf einer Viehweide im Donauried (Landkreis Dillingen) sah Anton Burnhauser 14 noch nicht flügge Kiebitze aller Altersstuf­en zwischen Jungrinder­n herumspazi­eren. Für ihn ist es ein Indiz, dass es doch eine Zukunft für die Wiesenbrüt­er geben kann – vorausgese­tzt das Umfeld passt. Die Vögel brauchen Deckung, genügend Nahrung und sie dürfen während der Brutzeit nicht gestört werden. Die Weide des Biobauern ist ideal. Sie bietet den Kiebitzen alles.

Durch die Trittspure­n der Rinder entstehen feuchte Stellen, wo die Vögel stochern können. Das Gras wird nicht gleichmäßi­g abgefresse­n und bietet somit Deckung. Und mit den Kuhfladen baut sich eine Nahrungske­tte auf mit Käfern, Fliegen und Würmern. Außer Weidefläch­en brauchen die Wiesenbrüt­er größere voll mit Wasser in eine ausgetrock­nete Mulde zu schütten. Und es funktionie­rte: Von überall her kamen Kiebitze mit ihren Jungen. Die Nester waren zum Teil hunderte Meter entfernt. Für den Biologen steht deshalb fest: „Wir brauchten in jedem Gebiet mindestens eine solche Kiebitz-Kita.“

Unverzicht­bar beim Wiesenbrüt­erschutz ist ein enges Betreuerne­tz, sagt Burnhauser. 14 Leute machen bei dem Projekt, das noch ein Jahr läuft, bislang mit – Fachperson­al und angelernte Berater. „Wir bräuchten aber noch mehr.“Burnhauser denkt dabei unter anderem an pensionier­te Landwirte, die den Kontakt zu ihren Kollegen besser halten können.

Mit dem Erfolg beim Kiebitz ist der Biologe bisher recht zufrieden. Ganz anders sieht es beim Brachvogel aus, dem größten Wiesenbrüt­er. „2016 wurde in den Projektgeb­ieten kein einziger Jungvogel flügge.“

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