Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kitas für Kiebitz Junge
Naturschutz Das schwäbische Wiesenbrüter-Pilotprojekt zeigt erste Erfolge. Ein Hoffnungsschimmer. Warum es beim Brachvogel mit dem Nachwuchs nicht klappt
Er traute seinen Augen nicht: Auf einer Viehweide im Donauried (Landkreis Dillingen) sah Anton Burnhauser 14 noch nicht flügge Kiebitze aller Altersstufen zwischen Jungrindern herumspazieren. Für ihn ist es ein Indiz, dass es doch eine Zukunft für die Wiesenbrüter geben kann – vorausgesetzt das Umfeld passt. Die Vögel brauchen Deckung, genügend Nahrung und sie dürfen während der Brutzeit nicht gestört werden. Die Weide des Biobauern ist ideal. Sie bietet den Kiebitzen alles.
Durch die Trittspuren der Rinder entstehen feuchte Stellen, wo die Vögel stochern können. Das Gras wird nicht gleichmäßig abgefressen und bietet somit Deckung. Und mit den Kuhfladen baut sich eine Nahrungskette auf mit Käfern, Fliegen und Würmern. Außer Weideflächen brauchen die Wiesenbrüter größere voll mit Wasser in eine ausgetrocknete Mulde zu schütten. Und es funktionierte: Von überall her kamen Kiebitze mit ihren Jungen. Die Nester waren zum Teil hunderte Meter entfernt. Für den Biologen steht deshalb fest: „Wir brauchten in jedem Gebiet mindestens eine solche Kiebitz-Kita.“
Unverzichtbar beim Wiesenbrüterschutz ist ein enges Betreuernetz, sagt Burnhauser. 14 Leute machen bei dem Projekt, das noch ein Jahr läuft, bislang mit – Fachpersonal und angelernte Berater. „Wir bräuchten aber noch mehr.“Burnhauser denkt dabei unter anderem an pensionierte Landwirte, die den Kontakt zu ihren Kollegen besser halten können.
Mit dem Erfolg beim Kiebitz ist der Biologe bisher recht zufrieden. Ganz anders sieht es beim Brachvogel aus, dem größten Wiesenbrüter. „2016 wurde in den Projektgebieten kein einziger Jungvogel flügge.“