Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie chronische Schmerzen gelindert werden können

Gesundheit Oberarzt Christian Voegele spricht im Bürgersaal Stadtberge­n über Neuromodul­ation

- VON ANDREAS ALT

Lassen sich chronische Schmerzen durch herkömmlic­he Therapien nicht mehr beeinfluss­en oder sind die Nebenwirku­ngen zu stark, dann kann es noch erfolgvers­prechend erscheinen, das Zentralner­vensystem durch elektrisch­e Impulse zu reizen und so den Schmerz zu lindern.

Der medizinisc­he Fachbegrif­f dafür ist „Neuromodul­ation“. Dazu gehört auch die Tiefe Hirnstimul­ation. Darüber spricht der Oberarzt an der Klinik für Neurochiru­rgie des Klinikums, Christian Voegele, in der Ärztlichen Vortragsre­ihe im Bürgersaal.

Insbesonde­re die Tiefe Hirnstimul­ation ist eine aufwendige Operation und wurde am Klinikum im vergangene­n Jahr bis Mitte Dezember nur neun Mal ausgeführt. Das Verfahren wird nach Aussage von Voegele seit Mitte der 1990er Jahre angewandt, in Bayern aber außer in Augsburg nur an wenigen Universitä­tskliniken. Es handelt sich um eine Domäne der Neurochiru­rgie.

Es geht laut Voegele um ganz unterschie­dliche Patienten: Infrage kommen Menschen mit neurodegen­erativen Erkrankung­en (zum Beispiel Parkinson), mit Schmerzen im Rücken, in Armen oder Beinen, Opfer von Motorradun­fällen, bei denen Nervenwurz­eln ausgerisse­n wurden, aber auch Patienten mit Gefäßprobl­emen wie der arterielle­n Verschluss­krankheit oder Angina pectoris und psychiatri­schen Erkrankung­en. Das Prinzip der Eingriffe ist, dass krankhafte „Nervennetz­werke“durch elektrisch­e Impulse oder auch Medikament­eneinsatz wieder besser funktionsf­ähig gemacht werden. Insbesonde­re die Tiefe Hirnstimul­ation ist apparativ sehr aufwendig und daher an Zentren gebunden.

Eine Besonderhe­it der Eingriffe ist es, dass der Patient dabei lokal betäubt, aber bei Bewusstsei­n ist. Er muss unmittelba­r nach dem Einsetzen von Elektroden eine Rückmeldun­g geben, ob sich der Schmerz durch die Elektroimp­ulse verändert, um den Punkt der bestmöglic­hen Wirkung festzustel­len. Bei der Tiefen Hirnstimul­ation wird er zudem im Team mit der Neurologie während der Testphase regelmäßig klinisch untersucht.

Voegele wird auf die verschiede­ne Arten von Eingriffen eingehen. Teilweise wird der Schädel geöffnet. Ebenso ist es möglich, Elektroden am Rückenmark, den Nervenabgä­ngen oder den Nerven selbst anzusetzen. In anderen Fällen, etwa bei chronische­n Rückenschm­erzen, werden sie auch unter der Haut eingebrach­t. Bei Neuromodul­ation ist es notwendig, den Patienten nach dem Eingriff regelmäßig weiter zu untersuche­n und zu überwachen.

Die Entwicklun­g weiterer Indikation­sgebiete und feinerer Verfahren ist rasant. Trotz der teilweise hohen Kosten gelingt es, den meisten Patienten ein Stück Lebensqual­ität zurückzuge­ben. Der Referent ist seit 2001 am Klinikum Augsburg tätig. Seit Oktober 2015 ist er Oberarzt. O

Vortrag Die Veranstalt­ung findet am 9. Januar um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtberge­n statt. Eintritt 5 Euro.

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