Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie chronische Schmerzen gelindert werden können
Gesundheit Oberarzt Christian Voegele spricht im Bürgersaal Stadtbergen über Neuromodulation
Lassen sich chronische Schmerzen durch herkömmliche Therapien nicht mehr beeinflussen oder sind die Nebenwirkungen zu stark, dann kann es noch erfolgversprechend erscheinen, das Zentralnervensystem durch elektrische Impulse zu reizen und so den Schmerz zu lindern.
Der medizinische Fachbegriff dafür ist „Neuromodulation“. Dazu gehört auch die Tiefe Hirnstimulation. Darüber spricht der Oberarzt an der Klinik für Neurochirurgie des Klinikums, Christian Voegele, in der Ärztlichen Vortragsreihe im Bürgersaal.
Insbesondere die Tiefe Hirnstimulation ist eine aufwendige Operation und wurde am Klinikum im vergangenen Jahr bis Mitte Dezember nur neun Mal ausgeführt. Das Verfahren wird nach Aussage von Voegele seit Mitte der 1990er Jahre angewandt, in Bayern aber außer in Augsburg nur an wenigen Universitätskliniken. Es handelt sich um eine Domäne der Neurochirurgie.
Es geht laut Voegele um ganz unterschiedliche Patienten: Infrage kommen Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen (zum Beispiel Parkinson), mit Schmerzen im Rücken, in Armen oder Beinen, Opfer von Motorradunfällen, bei denen Nervenwurzeln ausgerissen wurden, aber auch Patienten mit Gefäßproblemen wie der arteriellen Verschlusskrankheit oder Angina pectoris und psychiatrischen Erkrankungen. Das Prinzip der Eingriffe ist, dass krankhafte „Nervennetzwerke“durch elektrische Impulse oder auch Medikamenteneinsatz wieder besser funktionsfähig gemacht werden. Insbesondere die Tiefe Hirnstimulation ist apparativ sehr aufwendig und daher an Zentren gebunden.
Eine Besonderheit der Eingriffe ist es, dass der Patient dabei lokal betäubt, aber bei Bewusstsein ist. Er muss unmittelbar nach dem Einsetzen von Elektroden eine Rückmeldung geben, ob sich der Schmerz durch die Elektroimpulse verändert, um den Punkt der bestmöglichen Wirkung festzustellen. Bei der Tiefen Hirnstimulation wird er zudem im Team mit der Neurologie während der Testphase regelmäßig klinisch untersucht.
Voegele wird auf die verschiedene Arten von Eingriffen eingehen. Teilweise wird der Schädel geöffnet. Ebenso ist es möglich, Elektroden am Rückenmark, den Nervenabgängen oder den Nerven selbst anzusetzen. In anderen Fällen, etwa bei chronischen Rückenschmerzen, werden sie auch unter der Haut eingebracht. Bei Neuromodulation ist es notwendig, den Patienten nach dem Eingriff regelmäßig weiter zu untersuchen und zu überwachen.
Die Entwicklung weiterer Indikationsgebiete und feinerer Verfahren ist rasant. Trotz der teilweise hohen Kosten gelingt es, den meisten Patienten ein Stück Lebensqualität zurückzugeben. Der Referent ist seit 2001 am Klinikum Augsburg tätig. Seit Oktober 2015 ist er Oberarzt. O
Vortrag Die Veranstaltung findet am 9. Januar um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtbergen statt. Eintritt 5 Euro.