Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Visionär, dieses Jazz Trio
Simon Spiess im Jazzclub Augsburg
Drei visionäre Musiker traten mit dem Simon Spiess Trio im Jazzclub Augsburg auf, die mit wenig Mitteln eine wundervolle Welt voller packender Wendungen schufen. Die Melodielinien standen glasklar im Vordergrund, weil es im SaxofonBass-Schlagzeug-Trio kein Harmonieinstrument gibt, das Akkordflächen beisteuert. Simon Spiess dazu: „Seit 2008 spiele ich im Trio, eine Traumbesetzung. Mein Saxofonlehrer hatte selber ein Trio, und als ich das zum ersten Mal hörte, dachte ich sofort: Das will ich auch! Die ursprüngliche Besetzung hat sich allerdings geändert.“
Seit zwei Jahren ist es Bänz Oester, Simon Spiess’ ehemaliger Lehrer für Improvisation, der den Kontrabass bedient. Ergänzt durch Jonas Ruther am Schlagzeug, scheint Spiess die perfekte Besetzung für seine Ideen gefunden zu haben. Von poetischer Tonalität zum expressiven Chaos, von modernen Jazzklängen zum persiflierten Calypso reichte die spannende Reise des Trios, das allen Stücken den eigenen Stempel aufdrückte – etwa die Vorliebe für ungerade Metriken.
Jonas Ruthers experimentierfreudiger Umgang mit den Möglichkeiten des Schlagwerks wurde durch den Facettenreichtum in Bänz Oesters Spiel kongenial ergänzt. Die schrägsten und gröbsten Töne entlockte der Bassist seinem Instrument, um im nächsten Moment das Zarteste zu spielen. Simon Spiess mit seinem antiquierten, großartig tönenden Saxofon zelebrierte derweil den erzählenden Derwisch, mal im Stile eines Joe Henderson, dann wieder seiner Liebe zu Peter Brötzmann augenzwinkernd nachgebend. Ein in sich nahtlos stimmiges Trio, das mit dieser Mischung aus ungeschliffener Vollkommenheit begeisterte.