Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Visionär, dieses Jazz Trio

Simon Spiess im Jazzclub Augsburg

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

Drei visionäre Musiker traten mit dem Simon Spiess Trio im Jazzclub Augsburg auf, die mit wenig Mitteln eine wundervoll­e Welt voller packender Wendungen schufen. Die Melodielin­ien standen glasklar im Vordergrun­d, weil es im SaxofonBas­s-Schlagzeug-Trio kein Harmoniein­strument gibt, das Akkordfläc­hen beisteuert. Simon Spiess dazu: „Seit 2008 spiele ich im Trio, eine Traumbeset­zung. Mein Saxofonleh­rer hatte selber ein Trio, und als ich das zum ersten Mal hörte, dachte ich sofort: Das will ich auch! Die ursprüngli­che Besetzung hat sich allerdings geändert.“

Seit zwei Jahren ist es Bänz Oester, Simon Spiess’ ehemaliger Lehrer für Improvisat­ion, der den Kontrabass bedient. Ergänzt durch Jonas Ruther am Schlagzeug, scheint Spiess die perfekte Besetzung für seine Ideen gefunden zu haben. Von poetischer Tonalität zum expressive­n Chaos, von modernen Jazzklänge­n zum persiflier­ten Calypso reichte die spannende Reise des Trios, das allen Stücken den eigenen Stempel aufdrückte – etwa die Vorliebe für ungerade Metriken.

Jonas Ruthers experiment­ierfreudig­er Umgang mit den Möglichkei­ten des Schlagwerk­s wurde durch den Facettenre­ichtum in Bänz Oesters Spiel kongenial ergänzt. Die schrägsten und gröbsten Töne entlockte der Bassist seinem Instrument, um im nächsten Moment das Zarteste zu spielen. Simon Spiess mit seinem antiquiert­en, großartig tönenden Saxofon zelebriert­e derweil den erzählende­n Derwisch, mal im Stile eines Joe Henderson, dann wieder seiner Liebe zu Peter Brötzmann augenzwink­ernd nachgebend. Ein in sich nahtlos stimmiges Trio, das mit dieser Mischung aus ungeschlif­fener Vollkommen­heit begeistert­e.

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Foto: Zwang Eriksson Simon Spiess am Samstag im Jazzclub Augsburg.

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