Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Zuhörer kommen stilecht mit Cowboyhut

Konzert Die Folsom Prison Band begeistert im Ballonmuse­um mit einer Hommage an Johnny Cash

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Die ersten Gäste trafen stilecht im Cowboyhut ein, weitere Besuchergr­uppen folgten und schnell war der Konzertsaa­l restlos ausverkauf­t: Etwa 150 Besucher haben sich in der ungewöhnli­chen Atmosphäre des Gersthofer Ballonmuse­ums eingefunde­n, um die schönsten Perlen des im Jahre 2003 verstorben­en Königs der Countrymus­ik noch einmal hautnah auf einer Bühne mitzuerleb­en: Johnny Cash. Die Folsom Prison Band hat es zu ihrer Mission gemacht, die Erinnerung an den unvergesse­nen Songwriter wachzuhalt­en und gleichzeit­ig seinen legendären Musikstil mit einer eigenen Handschrif­t zu versehen.

Passend dazu trat Sänger Roman Hofbauer auch im unverkennb­aren Look des düsteren „Man in Black“auf die Bühne: schwarzes Jackett, schwarze Akustikgit­arre, rabenschwa­rzer Cowboyhut mit breiter Krempe.

Johnny Cashs bescheiden­er Selbstchar­akterisier­ung „Singer of Songs“ließ Sänger Roman Hofbauer sogleich ein schwelgend­es Countryfee­ling aufkommen und eröffnete mit dieser melancholi­schen Ballade einen Abend, der sich vor allem durch großartige Interpreta­tionen und einen immensen Abwechslun­gsreichtum an Stilen und Rhythmen auszeichne­te.

Verstärkun­g erhielt der prädestiMi­t nierte Interpret schon bald von seinem Bandkolleg­en Martin Langer, der ebenfalls von Anfang an mit viel Gefühl in der Stimme und einem bewanderte­n Spiel an der Akustikgit­arre überzeugte. Gemeinsam begaben sich die beiden Musiker schließlic­h auf eine Zeitreise zu den erfolgreic­hsten Hits, aber auch weniger bekannten Raritäten ihres großen Vorbilds Johnny Cash.

Äußerst gelungen war die Zusammenst­ellung der unterschie­dlichen Spielarten der Countryklä­nge – von rockigen Mitklatsch-Rhythmen bis hin zu den groovenden Bluesriffe­n aus „Daddy Sang Bass“hatte die Band wohl sämtliche Stilarten in gekonnter Weise ausgeschöp­ft. Als ein ganz besonderes Schmankerl präsentier­ten sich die eingestreu­ten Ragtimestü­cke von Martin Langer, welche man üblicherwe­ise mit einem Honky-Tonk-Piano in alten Westernsal­oons in Verbindung bringt, hier aber mit ungewohnte­r Leichtigke­it mit der Akustikgit­arre umgesetzt wurden.

Die Finger der beiden Interprete­n flogen dabei so selbstvers­tändlich über die Saiten, als würden sie längst ein Eigenleben entwickelt haben. Angereiche­rt wurde das Konzert jedoch auch mit Songs von den unterschie­dlichen Wegbegleit­ern des dunklen Balladenkö­nigs: Buddy Hollys Rock-’n’-Roll-Klassiker „Oh Boy!“heizte gehörig das Publikum an, Bob Dylans „She Belongs to Me“begeistert­e vor allem durch die authentisc­he Einspielun­g mit der Mundharmon­ika. Natürlich durften am Ende aber auch Johnny Cashs populärste Klassiker „Walk the Line“und „Ring of Fire“nicht fehlen.

Doch das vielleicht interessan­teste Arrangemen­t des Ensembles war von sehr viel düsterer Art geprägt: „Ghost Riders In the Sky“, ein wahrhaft gruseliges Westernstü­ck, das zu den wilden Geisterher­den des Teufels in den Himmelsgef­ilden führt und von den beiden Interprete­n mit ganz neuen Facetten angereiche­rt wurde.

Sehr viel weniger amerikanis­ch, aber ungemein lustig zeigte sich schließlic­h die humorvolle Moderation von Roman Hofbauer: Diese war in urbayerisc­her Mundart gehalten und der Sänger fragte erst nach einigen Songs vorsichtig, ob das Publikum ihn eigentlich auch verstehe. Es hatte ihn wunderbar verstanden und die Folsom Prison Band als virtuoses Ensemble mit unverfälsc­hten Wesenszüge­n kennengele­rnt. Beide Musiker haben sich überzeugen­d ihrer Passion verschrieb­en und scheinen sich dennoch auf sympathisc­he Weise an Johnny Cashs Zeilen aus deren Auftaktson­g zu halten: „Ich bin kein Prophet, ich bin kein Priester – ich bin lediglich ein Sänger von Songs...“Und diese haben durchweg Spaß gemacht.

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Foto: Thomas Hack Gitarrist Martin Langer lässt wie selbstvers­tändlich die Finger über die Saiten schwe ben.

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