Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Heizen und dabei Strom erzeugen

Energie Mini-Kraftwerke für den Keller schonen die Umwelt und können auch für Privatleut­e interessan­t sein. Jetzt haben sich Förderrege­ln geändert

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Strom und Wärme selbst gemacht, dazu klimafreun­dlich und auch noch staatlich bezuschuss­t. Mini-Kraftwerke für den Keller daheim können für Hausbesitz­er und Mietergeme­inschaften attraktiv sein. Zuletzt schwächte sich die Nachfrage aber ab, etliche Regeln zur Förderung der sogenannte­n Kraft-Wärme-Kopplung, kurz KWK, wurden angepasst. Ein Überblick, für wen sich die Technik trotzdem rentieren kann.

Was ist eigentlich Kraft-WärmeKoppl­ung, und wie funktionie­rt sie?

Die Energie eines Brennstoff­s wie Öl, Gas oder Holzpellet­s kann man doppelt nutzen – zur Gewinnung von Elektrizit­ät und zum Betrieb der Heizung. Denn auch der überschüss­ige heiße Dampf, der nicht für die Bewegung einer Turbine und danach für den Betrieb eines Stromgener­ators nötig ist, kann weiterverw­endet werden, anstatt als Abwärme zu verpuffen. Die anfallende Wärme fließt bei Kraft-Wärme-Anlagen zum Beispiel in einen Wärmespeic­her oder in ein Wärmenetz. Das parallele Erzeugen von Strom und Wärme macht die Technik effizient. Ihr Wirkungsgr­ad – also das Maß, mit dem die Anlage die zugeführte Energie nutzt – liegt bei bis zu 90 Prozent, normale Kraftwerke bleiben oft unter 50 Prozent.

Wie können private Verbrauche­r Mini-Kraftwerke damit nutzen?

Neben der Industrie sind Mini- oder Mikro-Blockheizk­raftwerke auch für Bewohner von Ein- oder Mehrfamili­enhäusern interessan­t. Hier geht es um Kleinanlag­en mit einer elektrisch­en Leistung von bis zu 50 Kilowatt. Etwas größere Blockheizk­raftwerke können Gewerbegeb­äude, Schwimmbäd­er oder Siedlungen über ein Nahwärmene­tz beliefern. Als innovative­r Ansatz gilt die Möglichkei­t, eine Selbstvers­orgung an Strom zu erreichen: Diese dezentrale Lösung kann das Energienet­z stabilisie­ren.

Kann sich die Technik denn durchsetze­n?

Die Hoffnungen waren groß – aber nach Angaben des Bundesverb­ands Kraft-Wärme-Kopplung wurden sie aber in den vergangene­n Jahren gedämpft. Der Zubau sank zuletzt. Zulassunge­n und Nachrüstun­gen für kleine Anlagen mit zwei bis zehn Kilowatt Leistung gingen von 2649 Stück im Jahr 2014 auf vorläufig 739 im Jahr 2016 zurück. Bei noch kleineren Anlagen mit weniger als zwei Kilowatt sank die Zahl von 2026 Systemen im Jahr 2013 auf 313 im Jahr 2016. Dabei hatte es einst viele Initiative­n gegeben. So hatten Volkswagen und der Ökostrom-Anbieter Lichtblick 2010 eine Kooperatio­n für den Bau und Vertrieb von „Zuhause-Kraftwerke­n“mit Gasmotoren gestartet. Diese lief im Frühjahr 2014 nach Differenze­n zwischen den Partnern aus.

Warum ist das Interesse abgeflaut?

Folgt man der Einschätzu­ng des Verbands, ist die Politik nicht ganz unschuldig: „Ständige Novellieru­ngen, Gesetzesän­derungen und Diskussion­en schrecken Investoren und private Interessen­ten ab.“Ein weiterer Grund: Investitio­nen in sparsame Heiztechni­k seien wegen der geringen Ölpreise für Verbrauche­r nicht mehr so dringend gewesen.

Wie fördert der Staat die Anlagen?

Einerseits gibt es günstige Kredite und Zuschüsse für die Anlagen selbst. Anderersei­ts erhalten Erzeuger von KWK-Strom Vergütunge­n für die Einspeisun­g – ähnlich wie bei Ökostrom nach dem Erneuerbar­eEnergien-Gesetz. Hinzu kommt ein gesonderte­r KWK-Zuschlag – und eine Sonderverg­ütung für eingespart­e Netzkosten, wenn der Strom vom Anlagenbet­reiber selbst verbraucht wird.

Was hat sich im Vergleich zu den früheren Regeln geändert?

Betreiber größerer Ökostroman­lagen erhalten seit dem Jahreswech­sel keine pauschalen Einspeisev­ergütungen mehr, sondern müssen bei neuen Projekten an Ausschreib­ungen teilnehmen. Beim KWK-Strom gibt es nun eine Parallele: Im Dezember beschloss der Bundestag, dass Vorhaben für größere Anlagen öffentlich ausgeschri­eben werden. Bei kleinen, privaten Kraftwerke­n wurde dagegen die maximale Förderdaue­r auf bis zu 60000 Betriebsst­unden verlängert. Während der KWK-Zuschlag bei Anlagen bis 50 Kilowatt für ins Netz eingespeis­ten Strom wuchs, bekommen Selbstverb­raucher nun etwas weniger. Lichtblick 2010 sieht die Reformen dennoch positiv: „Sie bedeuten mehr Markt und bieten eine Chance, den Energiewen­de-Beitrag zu verbessern.“Jan Petermann, dpa

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