Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ländler und Walzer
Neujahrskonzert von Hörmann-Classic
Dort, wo Johann Strauß und Johannes Brahms gepflegt Tarock spielten, dort, wo der Walzerkönig seine Sommerresidenz hatte, ja aus Bad Ischl kam die Musik, die das Hörmann-Neujahrskonzert prägte. Johann Strauss ist dort omnipräsent, das Salzkammergut Salonquintett, das im Kleinen Goldenen Saal spielte, kennt ihn in- und auswendig.
Was Brahms an Strauß so schätzte, trug reiche Früchte: die Walzerseligkeit, der Geigenelan und nicht zuletzt beider Vorliebe für den Csárdás. Der „Pesther Csárdás“riss förmlich mit. Das pfiffige Programm, durch das Barbara Kreuzer charmant führte, stellte den Weltbürger Johann Strauß vor, wie er geschmeidig in pittoreske Klangwelten eintaucht: So ließen im „Persischen Marsch“die orientalische Klangfarbe, der Witz und Esprit und die rhythmische Pointe aufhorchen. Einem Charakterstück glich der „Ägyptische Marsch“, der selbst im kammermusikalischen Outfit das Klangkolorit der Trompeten, Hörner und Posaunen einfing.
Frischen Wind auf die Bühne brachte Roman Martin: In Robert Stolz’ „Gibt’s in Wien a Hetz a Draherei“gewann er als tenoraler Feschak Ausstrahlung. Als Zithervirtuose dagegen verlieh er dem rustikalen Instrument Flügel. Wie feinfühlig und tiefgründig der Solist „Die Nasswalderin“von Josef Strauß feinzeichnete, ging nahe. Ja, der jüngere Strauß-Bruder brachte eine impressionistische Note ins Spiel: hier das federleichte „La dolce far niente“der Schlaraffen-Polka, dort im „Delirien-Walzer“gewann aus der wirbelnden Fieber-Phantasie der Tanz Kontur. „Er ist der Begabtere, ich bin der Populärere“– so der Walzerkönig.
Zum Finale Lokalkolorit pur: „Geschichten aus dem Wienerwald“führten subtil vom Ländler ins Walzerglück: Zart ziselierte Martins Zither den Ländler, vom Quintett beschwingt in die Walzerkette überführt, zuletzt leuchtete die LändlerReminiszenz in der Coda auf, ehe der „Radetzki-Marsch“ins Freie führte, grüßte „Der dritte Mann“.