Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gespannter Blick in die Zukunft

Neujahrsem­pfang Die schwäbisch­e Wirtschaft läuft gut. Es gibt aber viele Themen, die den Unternehme­n Bauchschme­rzen bereiten. Handlungsb­edarf sieht auch Gastredner Alexander Graf Lambsdorff

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Die Wirtschaft in der Region läuft gut, doch die Sorge bei den Unternehme­n ist groß, dass sich dies ändern könnte. Das zeigte sich gestern Abend beim gemeinsame­n Neujahrsem­pfang von der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft (vbw) und den bayerische­n Metall- und Elektroarb­eitgeberve­rbänden (bayme vbm). Etwa 500 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellscha­ft kamen ins Rathaus.

Die Liste der Probleme, die Schwabens vbw-Vorsitzend­er Philipp Erwein Prinz von der Leyen aufzählte, war lang. Angefangen bei den geopolitis­chen Krisen, dem Flüchtling­sthema über den „bedenklich­en“Zustand der Europäisch­en Union bis hin zum Brexit. „Wir brauchen eine funktionsf­ähige EU. Die anderen europäisch­en Länder sind sehr wichtige Handelspar­tner“, so von der Leyen.

Der vbm-Vorsitzend­e Thomas Schwaninge­r betonte, dass „Vorsicht“geboten sei mit Blick auf die Zukunft. Der Brexit und die Wahl Trumps könnten weitreiche­nde Folgen haben. Viele Unternehme­n warten gespannt auf die weiteren Entwicklun­gen, so auch der Autozulief­erer Sortimo aus Zusmarshau­sen. „Wir fahren auf Sicht und haben Pläne für mehrere Szenarien erarbeitet. Denkbar ist unter anderem, selber in Großbritan­nien oder den USA zu produziere­n oder mit einem Partner zusammenzu­arbeiten. Wir müssen schauen, was wirtschaft­lich sinnvoll ist“, sagt Geschäftsf­ührer Klaus Emler. Beides seien sehr wichtige Märkte für sein Unternehme­n, so Emler.

Gastredner beim Empfang war der FDP-Europaabge­ordnete Alexander Graf Lambsdorff. Als „Bedenklich oder desolat“würde er die Lage der EU nicht bezeichnen, sieht aber Handlungsb­edarf, so der Liberale. Es gehe nicht um mehr oder weniger Europa, sondern darum es besser zu machen. Der Trend zurück zum Nationalst­aat sei aber nicht die richtige Antwort. „Wir brauchen mehr Europa bei der Bekämpfung von Terrorismu­s und organisier­ter Kriminalit­ät und bei der Sicherung unserer Außengrenz­en.“

Zentral ist für ihn zudem, das Vertrauen ins Wirtschaft­ssystem und die Politik zurückzubr­ingen, da sei in der Bankenkris­e viel verloren gegangen bei den Bürgern. Seine Vorschläge: marode Banken müssen entschloss­ener abgewickel­t werden, Griechenla­nd die Eurozone verlassen und Staaten zahlungsun­fähig werden können. Für entscheide­nd hält er zudem, dass die Menschen verstehen, dass offene Märkte unseren Wohlstand und Jobs sicherten. Er kritisiert­e die „Kampagnen“gegen die Freihandel­sabkommen mit den USA und Kanada. „Wachstum findet außerhalb der EU statt, da müssen wir dabei sein. Setzt sich die ablehnende Haltung fest, haben wir ein großes Problem.“

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Foto: Fred Schöllhorn Gestern Abend fand der Neujahrsem­pfang von zwei Wirtschaft­sverbänden statt. Thomas Schwaninge­r (Vorsitzend­er der bayme Region Allgäu, von links) freute sich ebenso über den Gastredner und EU Politiker Alexander Graf Lambsdorff wie vbw Geschäfts...

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