Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das Ende eines alten Firmenparks
Fällungen Ein Areal im nördlichen Bereich des Industrieparks Gersthofen wurde vorbereitet, um künftig interessierte Unternehmen schneller ansiedeln zu können. 60 Bäume mussten dafür fallen
Als er in den vergangenen Tagen zum Kreisverkehr an der Adolf-von-Baeyer- und der Bergstraße in Gersthofen kam, traute Fritz Bartel aus der Stifter-Siedlung seinen Augen nicht: „50 bis 60 große alte Bäume wurden einfach gefällt“, erzählt er.
Dies bestätigt die Sprecherin des Industrieparks Gersthofen, Ingrid Knöpfle: Im Norden des Industrieparks Gersthofen (zwischen der Adolf-von-Baeyer- und der HansFischer-Straße) wurden auf den Grünflächen der Liegenschaften Verkehrssicherungsmaßnahmen und Grünpflegearbeiten durchgeführt. Dazu zählte auch die Fällung von Bäumen. Die Aktivitäten dienen zur Vorbereitung des Geländes für mögliche Neuansiedlungen von Firmen. Die insgesamt circa 30000 Quadratmeter großen Flächen werden von der Standortbetreiberge-sellschaft des Industrieparks MVV Enamic IGS im Auftrag des Grundstückseigentümers verwaltet.
Ingrid Knöpfle betont aber: „Die Flächen gehören alle der Firma Clariant und nicht MVV.“Einige der Bäume seien auch schon so stark angefault gewesen, dass es unumgänglich war, sie zu entfernen. Die Maßnahme diene zudem der Standortsicherung, um bei Interesse geeigneter Unternehmen schnell Flächen für eine Ansiedlung bereitstellen zu können. Insbesondere Unternehmen, die die chemietypische Infrastruktur des Industrieparks nutzen wollen, stehen im Fokus der Flächenvermarktung. Da es in Gersthofen keine Baumschutzverordnung gibt, müssten jetzt auch keine naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen, wie Neupflanzungen und dergleichen, erfolgen.
Bis dato hatte der Spaziergänger an dem Areal eher den Eindruck einer alten Parklandschaft, zumal weiter in Richtung Lechkanal noch zwei alte Villen und das frühere Gästehaus stehen. Im Jahr 2005 sorgten schon Pläne zum Verkauf einer dieser Villen für Aufsehen in Gersthofen. Die örtlichen Politiker fürchteten damals einen Ausverkauf der Vorratsgrundstücke für neue Unternehmen und somit auf lange Sicht das Ende des Chemiestandorts Gersthofen. Zeitweise spielte man sogar mit dem Gedanken, die Villen unter Denkmalschutz stellen zu lassen.
die Fläche weiter nördlich der Adolf-von-Baeyer-Straße bis hin zur Werkskläranlage ist dicht mit altem Pflanzenbestand bewachsen. Zwar war diese auch als Vorratsfläche für weitere Ansiedlungen von Unternehmen vorgesehen. Aber im Laufe der Zeit haben sich dort an manchen Stellen wertvolle Biotope entwickelt, sodass die Naturschutzbehörden nur unter immens strengen Auflagen eine künftige industrielle Nutzung zulassen würden. Dies war der Tenor, als zuletzt im Herbst entsprechende Anträge im Gersthofer Planungsausschuss besprochen wurden.
Für die immer noch bei der Hoechst-Nachfolgerfirma Clariant verbliebenen Villen und das frühere Gästehaus soll es nach heutiger Sicht keine neue Nutzung mehr geben, so die Sprecherin. „Sie stehen da und werden nicht mehr renoviert.“Die Bausubstanz sei zu einem guten Teil sehr feucht, sodass eine InstandsetAuch zung einen überdimensional hohen Aufwand erfordern würde.
Im insgesamt circa 350000 Quadratmeter großen Industriepark im Norden Gersthofens sind derzeit zehn Unternehmen tätig, darunter auch Global Player, also weltweit agierende Firmen. Durch die Neuansiedlung von Firmen auf dem Erweiterungsgelände kann der Standort mit seinen insgesamt rund 1200 Arbeitsplätzen Ingrid Knöpfle zufolge langfristig gesichert werden.