Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gute Nachricht für Häuslebauer
Bauen Die Gemeinde Thierhaupten hat nach schwieriger Suche ihr neues Baugebiet gefunden. Allerdings müssen sich Bauwillige noch ein wenig gedulden
Schwierige Gespräche, die sich über viele Monate hinzogen, hat Thierhauptens Bürgermeister Toni Brugger hinter sich. Ziel war es, neues Bauland für die Menschen in Thierhaupten zu beschaffen. „Doch derzeit ist die Verfügbarkeit von Grundstücken sehr eingeschränkt“, so Bruggers Erfahrungen, denn zum einen reduziere die enorme Nachfrage nach Bauland das Angebot, zum anderem setzen die Leute wegen fehlender Zinsen eher auf Grundvermögen und verkaufen nicht. Bauern brauchten ihr Land zudem für die Bewirtschaftung. Auch der Preis sei ein Faktor, der die Baulandbeschaffung erschwert habe. Brugger: „Wir wollen ja nicht an Münchener Staranwälte verkaufen, sondern an Thierhauptener Familien, und müssen deshalb im Blick haben, was diese sich leisten können.“Das habe den Preis, den die Kommune bereit gewesen sei zu zahlen, eingegrenzt. Aber nun sind die langen Verhandlungen beendet.
Der Gemeinderat hat in einer Sondersitzung Ende Dezember einen einstimmigen Beschluss für den Kauf eines fünf Hektar großen Gebiets östlich der Weidener Breite gefasst. Drei Bereiche hätten zur Auswahl gestanden, erläutert Brugger, doch dieses Gebiet erfülle die Kriterien am besten. Neben dem Preis und städtebaulichen Gründen sei vor allem die Größe ausschlaggebend gewesen, denn nur in einem ausreichend großen Areal könne Thierhaupten sein neues Wohnraumanpassungskonzept verwirklichen.
Dieses Konzept wurde bei einem Wochenendseminar entwickelt und soll sicherstellen, dass neben den für Thierhaupten typischen Einfamilienhäusern künftig auch Reihenund Doppelhäuser sowie Geschosswohnungsbau entstehen kann. In den Baugebieten der letzten Jahrzehnte gebe es praktisch nur Einfamilienhäuser, lediglich in der Neukirchener Breite habe man ein wenig Geschosswohnungsbau. „Wir wollen aber auch andere Wohnformen in Thierhaupten“, so Brugger, denn dafür gebe es einen Bedarf.
Bei dem künftigen Baugebiet handelt es sich um ein Areal, das direkt im Osten an das jüngste Baugebiet „Weidener Breite“anschließt. Es wird im Norden von der Weidener Straße begrenzt, im Süden von einem Feldweg, der vom früheren Kloster Thierhaupten zum Landhandel Fröhlich führt – wobei sich das Areal von Norden (Weidener Straße) nach Süden (Feldweg) wie ein Dreieck verbreitert. Hintergrund der ungewöhnlichen Form: Eine Bebauung direkt an der Weidener Straße macht laut Brugger wenig Sinn, weil dort Hochwassergefahr herrsche und deshalb Retentionsräume angelegt werden müssen, wie man es auch schon im Baugebiet Weidener Breite gemacht habe.
Während also im Norden das Hochwasser Probleme bereiten kann, ist es im Süden die Landhandelsfirma, die eine Getreidetrocknung betreibt, von der Lärm- und Staubemissionen ausgehen. Aus diesem Grund konnten auch bisher 13 Bauplätze in der Weidener Breite nicht realisiert werden. Bürgermeister Brugger hofft, dass sich hier künftig eine Lösung ergibt. So könnte der Landhandel, der das Gebäude nur gemietet habe, beispielsweise in das neue Gewerbegebiet in Neukirchen umsiedeln oder sich zu einem rein landwirtschaftlichen Betrieb umwandeln, was unproblematisch sei. Brugger weist auch darauf hin, dass nur der jetzige Betreiber eine Genehmigung für den Landhandel habe; „einem anderen werden wir keine Genehmigung mehr erteilen“.
Um das künftige Baugebiet zu realisieren, muss nun als Erstes der Flächennutzungsplan geändert werden, der hier bisher an dieser Stelle noch Grünland ausweist. „Wir haben vieles schon vorher abgeklärt“, erläutert Brugger zu Fragen der Erschließbarkeit und Entwässerungsproblematik. Auch naturschutzfachliche und städtebauliche Vorgaben habe man bereits mit dem Landratsamt besprochen. Sobald die Änderung des Flächennutzungsplans genehmigt ist, wird der Marktgemeinderat einen Bebauungsplan aufstellen.
All das werde mindestens eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen, vermutet Brugger. „Wir können also jetzt noch keine Wünsche von Bauwilligen entgegennehmen.“Auch zum Preis könne man noch nichts sagen.
Was die Gemeinde für das Grundstück bezahlt hat, will der Bürgermeister ebenfalls nicht sagen. Im Etat für 2016 standen zwei Millionen Euro für Grundstückskäufe. Allerdings hat die Gemeinde 2016 auch Grundstücke für ein neues Gewerbegebiet sowie für ein Wohngebiet in Neukirchen erworben – manches davon aber im Wege des Grundstückstauschs. „Wir sind mit dem Geld jedenfalls gut zurechtgekommen“, meint der Bürgermeister ein wenig verschmitzt.