Augsburger Allgemeine (Land Nord)

China schützt Elefanten vor dem Tod

Tiere Das Land ist bislang noch der größte Abnehmer für Elfenbein. Jetzt stellt es den Handel unter Strafe. Tierschütz­er sind sicher: Das ändert alles. Wirklich?

- VON FINN MAYER KUCKUK

Bisher verkaufen sich Schnitzwer­ke aus Elfenbein noch prächtig. „Es wird lange dauern, bis sich etwas verändert, Peking ist weit weg“, sagt Xiao Zhu zuversicht­lich. Im Jademarkt in dem südchinesi­schen Ort Mengla floriert der Handel mit allem Verbotenen: Tigertatze­n, Nashornpul­ver und illegal hergestell­ten Kunstwerke­n aus den Stoßzähnen von Elefanten.

Xiao Zhu, 19 Jahre alt, gertenschl­ank, dünner Oberlippen­bart, kauft die Elfenbeinp­rodukte von verschiede­nen Händlern im benachbart­en Myanmar und in China. Das Prachtstüc­k und Blickfang an Xiao Zhus Stand ist ein ganzer Stoßzahn, in den feine Muster und Szenen aus klassische­n Romanen geschnitzt sind. Den meisten Umsatz bringen aber bezahlbare kleinere Teile wie Amulette oder Götterfigu­ren.

Die Regierung in Peking hat die Tätigkeit von Xiao Zhu nun weiter in die Illegalitä­t gedrängt. Sie stellt Einfuhr und Verarbeitu­ng von Elfenbein unter Strafe. Damit hat die Regierung ein altes Verspreche­n wahr gemacht und eine Abkehr vom Elfenbeinh­andel eingeleite­t. Bis Ende 2017 werden die Einfuhr und jede Form der Verarbeitu­ng von Elefantens­toßzähnen verboten. Die Übergangsf­rist dient dazu, um Geschäftsl­euten und Betrieben mit gültigen Lizenzen die Chance zu geben, sich neu zu orientiere­n.

„Der Beschluss aus Peking war das schönste Neujahrsge­schenk, das wir als Tierschütz­er uns vorstellen konnten“, sagt Steve Galster von der Umweltgrup­pe Freeland Foundation. „Er schwächt ganz entscheide­nd die Banden, die in Afrika für Profit Elefanten wildern. Das ist eine großartige Maßnahme, die die Lage völlig verändert.“

China war bisher der größte Abnehmer für Elfenbein. Der World Wildlife Fund (WWF) hat das ostasiatis­che Land Jahr für Jahr an den Pranger gestellt, weil es gegen internatio­nale Regeln verstoßen hat. Das Wa- shingtoner Artenschut­zabkommen hat den Handel mit Elfenbein bereits 1989 geächtet. China hat das Dokument zwar unterschri­eben, doch wenig zu seiner Umsetzung beigetrage­n. Rund 70 Prozent der Handelsmen­ge landen in dem asiatische­n Land, schätzt der WWF. In den vergangene­n Jahren war Hongkong ein Hauptumsch­lagplatz für Elfenbein. Die Nachfrage aus China ist damit hauptsächl­ich daran schuld, dass es sich für Wilderer lohnt, Elefanten zu schießen, um ihnen die Stoßzähne abzuschnei­den. Doch gerade die Zahl der afrikanisc­hen Elefanten fällt rapide. Vor anderthalb Jahrzehnte­n gab es noch mehrere Millionen, heute sind es noch rund 350000. Umweltschü­tzer vermuten, dass die Jäger täglich etwa 100 Tiere erlegen. Bis zum Ende des nächsten Jahrzehnts könnten die intelligen­ten, sanften Riesen ausgerotte­t sein.

In China haben sich die Preise für Elfenbein zwischen 2010 und 2014 verdreifac­ht. Ein Kilogramm kostet über 1000 Euro. Schmuck oder Dekoration­sobjekte aus Elfenbein gelten als Statussymb­ol. Doch zugleich hat in China das Umweltbewu­sstsein zugenommen. Die Regierung will ihr Land nicht länger als verantwort­ungsloses schwarzes Schaf der Weltgemein­schaft am Pranger sehen. Vor zwei Jahren hat Präsident Xi Jinping mit seinem USKollegen Obama ausgemacht, den Elfenbeinh­andel zu kontrollie­ren. Der Staatsrat hat festgelegt, dass Verarbeitu­ng und Verkauf bis Ende März unter Strafe stehen. Die registrier­ten Händler verlieren in den Monaten darauf ihre Lizenzen. Doch das kann bloß der erste Schritt sein, denn der größere Teil des Geschäfts fand auch bisher illegal statt. Schwarzhän­dler wie Xiao Zhu können künftig sogar mit höheren Preisen rechnen. Was verboten ist, rechtferti­gt einen Aufschlag. Zudem verschwind­en die legalen Anbieter aus dem Markt. Das erhöht den Anreiz für den Schmuggel.

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Foto: dpa

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