Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kalt erwischt

Fußball Die Bundesligi­sten Köln, Hoffenheim und Ingolstadt haben auf ein Trainingsl­ager im Süden verzichtet. Welche Vorteile das hat und welche Probleme auftauchen können

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Minusgrade, hier und da Schneefäll­e, Regenschau­er. Unangenehm irgendwie, das Wetter im deutschen Winter. Kein Wunder, dass sich der Großteil der FußballBun­desligiste­n in wärmeren Gefilden auf die restliche Spielzeit vorbereite­t.

Der 1. FC Köln, 1899 Hoffenheim und der FC Ingolstadt sind die Ausnahmen – mit durchaus angenehmen Effekten, wie etwa Simon Zoller bemerkt. Ein Trainingsl­ager bestehe vor allem aus Trainieren, Essen, Schlafen, meinte der Kölner Angreifer: „Wir Spieler sind da ganz froh drüber, weil es schön ist, zu Hause, im gewohnten Umfeld schlafen zu können.“Und wenn am Freitag nächster Woche (20. Januar) mit der Begegnung zwischen Freiburg und dem FC Bayern der Ligabetrie­b wieder beginnt, müssen sich ohnehin alle mit eventuelle­n Witterungs­unbilden abfinden.

Positive Erfahrunge­n mit einem Wintertrai­ningslager zu Hause machte der FC Ingolstadt im vergangene­n Jahr, als im Anschluss in souveräner Art und Weise der Klassenerh­alt gelang. Thomas Linke, Sportdirek­tor des FCI, betont die „optimalen Trainingsb­edingungen“daheim. Zudem ginge durch Anund Abreise wichtige Vorbereitu­ngszeit verloren.

Deshalb stand eine Reise ins Warme in diesem Jahr nicht zur Debatte. Anders als im Vorjahr spielen heuer jedoch die Witterungs­bedingunge­n nicht mit. Das erste Testspiel (3:0 gegen den 1. FC Heidenheim) fand bei zehn Grad Minus statt. Ein Opfer der frostigen Temperatur­en war da bereits FCI-Cheftraine­r Maik Walpurgis, den eine Grippe dazu zwang, die Partie vom Fenster des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums aus zu beobachten. Gestern tauchte Walpurigs wieder auf dem FCITrainin­gsgelände auf. Zuvor hatte er vier Tage pausieren müssen.

Insgesamt ist Walpurgis mit dem bisherigen Verlauf der Vorbereitu­ng zufrieden. Meist waren auf dem Grün des Trainingsp­latzes nur vereinzelt weiße Schneespur­en zu erkennen. Somit konnte er die geplanten Trainingse­inheiten ohne Einschränk­ungen durchziehe­n. „Unsere Greenkeepe­r arbeiten Tag und Nacht und machen einen tollen Job“, lobt der Trainer. Schwierige­r gestaltete sich die Suche nach einem zweiten Testspielg­egner. Nachdem vor Ort keiner gefunden wurde, sollte schließlic­h ins knapp 1000 Kilometer entfernte italienisc­he Pescara geflogen werden, um dort gegen den Serie-A-Klub Delfino Pescara zu spielen. Die Spieler saßen auf gepackten Koffern, die Reise verschob sich aber Tag für Tag. Neben Walpurgis war auch dessen Co-Trainer Ovid Hajou angeschlag­en. „Da war die Gefahr groß“, sagt Linke, „dass sich die Viren auf die Mannschaft ausbreiten.“Letztlich wurde die Partie abgesagt, da auch Italien von einem Wintereinb­ruch nicht verschont blieb.

Nun hat der FC Ingolstadt für kommenden Sonntag ein Testspiel gegen den 1. FC Nürnberg vereinbart. Der ist dann auf der Durchreise. Der Zweitligis­t, der eigentlich auch in der Heimat trainieren wollte, hat es sich anders überlegt und wird nach der Partie gegen Ingolstadt kurzfristi­g ein Trainingsl­ager in Alicante in Spanien beziehen (die zweite Liga startet erst eine Woche nach der Bundesliga in die Restsaison).

Die TSG Hoffenheim war vor einem Jahr mit Trainer Huub Stevens noch nach Südafrika gereist. Jetzt bereitet man sich im heimatlich­en Zentrum in Zuzenhause­n vor. Die Rhein-Neckar-Zeitung schrieb von einer „Wohlfühl-Oase“. Allerdings fegen Wind und Schnee auch über den Kraichgau – dennoch war Kapitän Eugen Polanski beim Trainingsa­uftakt in kurzen Hosen aufgelaufe­n.

„Natürlich muss man da ein bisschen über den Schweinehu­nd gehen. Ich wollte einfach keine zwei Reisetage haben. Da verliert man wertvolle Zeit, die man in dieser kurzen Vorbereitu­ng nicht hat“, begründet Trainer Julian Nagelsmann den Verzicht auf einen Auslandstr­ip. Er hofft, dass seine Profis beim ersten Punktspiel am 21. Januar in Augsburg dadurch Vorteile haben, dass sie keine Klimaanpas­sung brauchen.

Nagelsmann scherzt: „Trotz ganz vieler Anrufe bei der DFL werde ich es nicht hinkriegen, dass die Heizung im Stadion von Augsburg dann über 20 Grad hat.“

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Foto: imago Beim Trainingsa­uftakt vergangene Woche stand Ingolstadt­s Trainer Maik Walpurgis noch auf dem Platz. Dann aber hat ihn eine Grippe erwischt.

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