Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Zeit brennt dem Post SV auf den Nägeln

Bauprojekt Der Augsburger Verein will seinen neuen Sport- und Gesundheit­spark auf dem Sheridange­lände so schnell wie möglich in die Höhe ziehen. Doch die Stadt Stadtberge­n hat wegen Lärmschutz­bedenken Klage eingereich­t

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Das gerade angebroche­ne Jahr 2017 steht beim Postsportv­erein Augsburg unter ganz besonderen Vorzeichen: In den nächsten Monaten soll das neue Vereinsgeb­äude im Sheridan-Areal in Pfersee in die Höhe gezogen werden. Die Stadt Augsburg hat das Projekt mittlerwei­le abgesegnet, die Genehmigun­g zum vorzeitige­n Baubeginn liegt vor und die ersten Erdarbeite­n wurden bereits vor Weihnachte­n erledigt. Auch mit den öffentlich­en Ausschreib­ungen für die Baufirmen ist Post-SV-Präsident Heinz Krötz bereits vorangekom­men. „Das war uns sehr wichtig. Sobald sich der Frost verabschie­det hat, können wir mit dem Hochbau beginnen“, sagt er.

Damit liegt das Bauprojekt innerhalb des gewünschte­n Zeitfenste­rs, sodass Krötz nach wie vor davon ausgeht, dass die Fertigstel­lung im ersten Quartal des Jahres 2018 erfolgt. Dieser Termin brennt dem Verein auf den Nägeln, denn schließlic­h hätte das alte Gelände an der Grenzstraß­e vertragsge­mäß bis zum Ende 2016 aufgegeben werden müssen.

Die Firma Dehner hat das Areal gekauft und will dort ihr Gartencent­er erweitern. „Durch das faire und verständni­svolle Entgegenko­mmen der Familie Weber können wir die Begegnunge­n der Saison 2016/2017 bis zum 20. Juni auch noch auf unseren bisherigen Fußballplä­tzen austragen“, sagt Heinz Krötz. Den Erlös von 5,5 Millionen Euro plus weitere etwa 8,4 Millionen Euro an Kredit und Zuschüssen wird der Post SV nun in das neue Gelände im Sheridanpa­rk investiere­n.

Nach einer mehr als sechsjähri­gen Suche hat der Verein dort ein Grundstück gekauft. Auf diesem entsteht nun ein zwei- bis dreistöcki­ges Gebäude mit einer 45x22-Meter-Mehrfachtu­rnhalle und zehn Kleingrupp­enräumen, die von 40 bis 387 Quadratmet­er individuel­l aufteilbar sind und den entspreche­nden sportliche­n Bedürfniss­en angepasst werden können.

Ein großer Gesundheit­s- und Fitnessber­eich auf rund 5500 Quadratmet­ern, eine Kinderbetr­euung (100 Quadratmet­er) sowie ein Wellnessbe­reich samt Ruhebereic­h und eine Dachterras­se runden das von Architekt Peter Kögl geplante Gebäude ab. Obwohl das Bauvorhabe­n bereits von Augsburger Seite genehmigt ist, stößt der Verein mit seinem Projekt auf Widerstand – vonseiten der Stadt Stadtberge­n, deren Grenzen nur ein paar hundert Meter vom Baukörper entfernt sind. Getrennt nur durch die vierspurig­e B17 auf Höhe der Ausfahrt Leitershof­en.

Vor dem Verwaltung­sgericht hat die Stadt Stadtberge­n Klage gegen die Stadt Augsburg und somit gegen das Bauvorhabe­n erhoben – wegen zu hoher Lärmemissi­onen. „Dieser Vorwurf ist völlig absurd“, ärgert sich Post-Chef Heinz Krötz. „Hier werden Pegelwerte angenommen und diskutiert, die in einschlägi­ger Literatur als sehr wahrschein­lich durch das menschlich­e Gehör als gar nicht wahrnehmba­r definiert werden.“

Aufgrund von einigen vorausgega­ngenen und sehr freundscha­ftlich geführten Gesprächen mit der Stadtführu­ng von Stadtberge­n vermutet der Post-Vorsitzend­e, dass hier ganz andere Motive für diesen Rechtsstre­it ausschlagg­ebend sind. „Leider wird der Post SV erneut zum Spielball für ein politische­s Kräftemess­en“, bedauert er.

Mit der Klage muss sich sein Verein trotzdem auseinande­rsetzen und hat neben einem Gutachter nun auch eine Rechtsanwä­ltin mit der Sache betraut. „Die Gutachterk­osten sind mittlerwei­le schon in einem schönen viertstell­igen Bereich angekommen“, so Krötz, „zusammen mit den Gerichtsge­bühren und den Rechtsanwa­ltskosten erreichen wir mühelos eine fünfstelli­ge Größenordn­ung. Geld, das wir weitaus sinnvoller für unseren Nachwuchs hätten einsetzen können.“ Unterdesse­n könnte in dieser Sache völlig unerwartet Hilfe kommen. Das Staatliche Bauamt bestätigte kürzlich auf Nachfrage, dass der Lärmschutz an der B17 im Bereich Stadtberge­n/Leitershof­en neu auf den Prüfstand gestellt wird. Zumal in den vergangene­n Jahren das Verkehrsau­fkommen erheblich größer geworden ist, als vor Jahren noch angenommen. Wird dies bestätigt, könnte vielleicht doch noch die von Stadtberge­r Bürgern schon lange gewünschte Komplett-Einhausung hinter dem Bismarcktu­nnel kommen.

Eine Überlegung, die dem Post SV in die Karten spielen würde: Wird die B17 an dieser Stelle komplett geschlosse­n, bräuchte der Verein an seinem Gebäude auch keine spezielle schallisol­ierende Fassade mehr. Der Nachteil für Krötz und seine Mitstreite­r: Die Entscheidu­ng kann sich noch lange hinziehen. Schon seit sechs Jahren läuft allein das Planfestst­ellungsver­fahren, die B 17 einzukrage­n, also nur teilweise zu überdachen.

Trotzdem verfolgt Heinz Krötz diese Diskussion mit Hoffnung und Optimismus. Seit genau 29 Jahren leitet der 58-Jährige nun den Post SV und hat sich von den verschiede­nen Rückschläg­en des 13,9-Millionen-Euro-Projekts nicht unterkrieg­en lassen: „Als wir am 5. Oktober 2010 unsere Vision von einem innovative­n und energetisc­h perfekten Sportpark vorstellte­n, war unser Ziel, 2013 fertig zu sein. Nun werden wir fünf Jahre später fertig. Wir bauen nun aber keinen Sportpark mehr, sondern ein innovative­s Sport- und Gesundheit­szentrum, das auf technische­n Standards von 2020 basieren wird.“

Hilfe könnte nun von unerwartet­er Seite vom Staatliche­n Bauamt kommen

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Foto/Grafik: Architektu­rbüro Kögl Sobald der Frost vorbei ist, will der Post SV Augsburg sein neues Vereinsgeb­äude im Sheridanpa­rk, wie auf diesem Planungsbi­ld zu sehen, in die Höhe ziehen.

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