Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Zeit brennt dem Post SV auf den Nägeln
Bauprojekt Der Augsburger Verein will seinen neuen Sport- und Gesundheitspark auf dem Sheridangelände so schnell wie möglich in die Höhe ziehen. Doch die Stadt Stadtbergen hat wegen Lärmschutzbedenken Klage eingereicht
Das gerade angebrochene Jahr 2017 steht beim Postsportverein Augsburg unter ganz besonderen Vorzeichen: In den nächsten Monaten soll das neue Vereinsgebäude im Sheridan-Areal in Pfersee in die Höhe gezogen werden. Die Stadt Augsburg hat das Projekt mittlerweile abgesegnet, die Genehmigung zum vorzeitigen Baubeginn liegt vor und die ersten Erdarbeiten wurden bereits vor Weihnachten erledigt. Auch mit den öffentlichen Ausschreibungen für die Baufirmen ist Post-SV-Präsident Heinz Krötz bereits vorangekommen. „Das war uns sehr wichtig. Sobald sich der Frost verabschiedet hat, können wir mit dem Hochbau beginnen“, sagt er.
Damit liegt das Bauprojekt innerhalb des gewünschten Zeitfensters, sodass Krötz nach wie vor davon ausgeht, dass die Fertigstellung im ersten Quartal des Jahres 2018 erfolgt. Dieser Termin brennt dem Verein auf den Nägeln, denn schließlich hätte das alte Gelände an der Grenzstraße vertragsgemäß bis zum Ende 2016 aufgegeben werden müssen.
Die Firma Dehner hat das Areal gekauft und will dort ihr Gartencenter erweitern. „Durch das faire und verständnisvolle Entgegenkommen der Familie Weber können wir die Begegnungen der Saison 2016/2017 bis zum 20. Juni auch noch auf unseren bisherigen Fußballplätzen austragen“, sagt Heinz Krötz. Den Erlös von 5,5 Millionen Euro plus weitere etwa 8,4 Millionen Euro an Kredit und Zuschüssen wird der Post SV nun in das neue Gelände im Sheridanpark investieren.
Nach einer mehr als sechsjährigen Suche hat der Verein dort ein Grundstück gekauft. Auf diesem entsteht nun ein zwei- bis dreistöckiges Gebäude mit einer 45x22-Meter-Mehrfachturnhalle und zehn Kleingruppenräumen, die von 40 bis 387 Quadratmeter individuell aufteilbar sind und den entsprechenden sportlichen Bedürfnissen angepasst werden können.
Ein großer Gesundheits- und Fitnessbereich auf rund 5500 Quadratmetern, eine Kinderbetreuung (100 Quadratmeter) sowie ein Wellnessbereich samt Ruhebereich und eine Dachterrasse runden das von Architekt Peter Kögl geplante Gebäude ab. Obwohl das Bauvorhaben bereits von Augsburger Seite genehmigt ist, stößt der Verein mit seinem Projekt auf Widerstand – vonseiten der Stadt Stadtbergen, deren Grenzen nur ein paar hundert Meter vom Baukörper entfernt sind. Getrennt nur durch die vierspurige B17 auf Höhe der Ausfahrt Leitershofen.
Vor dem Verwaltungsgericht hat die Stadt Stadtbergen Klage gegen die Stadt Augsburg und somit gegen das Bauvorhaben erhoben – wegen zu hoher Lärmemissionen. „Dieser Vorwurf ist völlig absurd“, ärgert sich Post-Chef Heinz Krötz. „Hier werden Pegelwerte angenommen und diskutiert, die in einschlägiger Literatur als sehr wahrscheinlich durch das menschliche Gehör als gar nicht wahrnehmbar definiert werden.“
Aufgrund von einigen vorausgegangenen und sehr freundschaftlich geführten Gesprächen mit der Stadtführung von Stadtbergen vermutet der Post-Vorsitzende, dass hier ganz andere Motive für diesen Rechtsstreit ausschlaggebend sind. „Leider wird der Post SV erneut zum Spielball für ein politisches Kräftemessen“, bedauert er.
Mit der Klage muss sich sein Verein trotzdem auseinandersetzen und hat neben einem Gutachter nun auch eine Rechtsanwältin mit der Sache betraut. „Die Gutachterkosten sind mittlerweile schon in einem schönen viertstelligen Bereich angekommen“, so Krötz, „zusammen mit den Gerichtsgebühren und den Rechtsanwaltskosten erreichen wir mühelos eine fünfstellige Größenordnung. Geld, das wir weitaus sinnvoller für unseren Nachwuchs hätten einsetzen können.“ Unterdessen könnte in dieser Sache völlig unerwartet Hilfe kommen. Das Staatliche Bauamt bestätigte kürzlich auf Nachfrage, dass der Lärmschutz an der B17 im Bereich Stadtbergen/Leitershofen neu auf den Prüfstand gestellt wird. Zumal in den vergangenen Jahren das Verkehrsaufkommen erheblich größer geworden ist, als vor Jahren noch angenommen. Wird dies bestätigt, könnte vielleicht doch noch die von Stadtberger Bürgern schon lange gewünschte Komplett-Einhausung hinter dem Bismarcktunnel kommen.
Eine Überlegung, die dem Post SV in die Karten spielen würde: Wird die B17 an dieser Stelle komplett geschlossen, bräuchte der Verein an seinem Gebäude auch keine spezielle schallisolierende Fassade mehr. Der Nachteil für Krötz und seine Mitstreiter: Die Entscheidung kann sich noch lange hinziehen. Schon seit sechs Jahren läuft allein das Planfeststellungsverfahren, die B 17 einzukragen, also nur teilweise zu überdachen.
Trotzdem verfolgt Heinz Krötz diese Diskussion mit Hoffnung und Optimismus. Seit genau 29 Jahren leitet der 58-Jährige nun den Post SV und hat sich von den verschiedenen Rückschlägen des 13,9-Millionen-Euro-Projekts nicht unterkriegen lassen: „Als wir am 5. Oktober 2010 unsere Vision von einem innovativen und energetisch perfekten Sportpark vorstellten, war unser Ziel, 2013 fertig zu sein. Nun werden wir fünf Jahre später fertig. Wir bauen nun aber keinen Sportpark mehr, sondern ein innovatives Sport- und Gesundheitszentrum, das auf technischen Standards von 2020 basieren wird.“
Hilfe könnte nun von unerwarteter Seite vom Staatlichen Bauamt kommen