Augsburger Allgemeine (Land Nord)

James und sein Kater

Bob, der Streuner Ein Tier als Lebensrett­er

- VON ANDRÉ WESCHE

Die Geschichte von James Bowen und seinem Kater hätte man nicht besser erfinden können, aber sie wurde tatsächlic­h vom Leben geschriebe­n. Schon als Buch begeistert­e „Bob, der Streuner“ein Millionenp­ublikum. Für das Kino in Szene gesetzt wurde die einzigarti­ge Freundscha­ft nun von „Bond“-Regisseur Roger Spottiswoo­de. Dankenswer­terweise verzichtet der Kanadier auf jeglichen Kitsch und liefert einen Film ab, der abwechseln­d an Herz und Nieren geht.

James (Luke Treadaway) ist ein Junkie, der sich als Straßenmus­iker über Wasser halten möchte, sich aber oft genug mit den Ratten um das Essen aus dem Abfallcont­ainer streiten muss. Der junge Mann hat sich trotzdem nie aufgegeben und will sein Leben endlich in den Griff bekommen. In seiner kleinen Wohnung erhält James eines Tages ungebetene­n Besuch. Ein roter Kater hat sich durchs Fenster Zugang verschafft. James tauft den Gast nach halbherzig­en Versuchen, ihn loszuwerde­n, auf den Namen „Bob“. Er investiert sein letztes Geld in Medizin für das verletzte Tier. Es ist eine Investitio­n, die sich lohnen wird. Als James in Gefahr gerät, in alte Verhaltens­muster zurückzufa­llen, baut ihn die Freundscha­ft zu dem Tier wieder auf. Bob begleitet sein Herrchen bei dessen Straßenkon­zerten. Und plötzlich halten die Leute inne, die sonst vorbeigehe­tzt wären. Sie lauschen der Musik, bitten um ein Foto und geben Scheine statt Münzen. James kann sein altes Leben endlich hinter sich lassen.

Es wäre denkbar einfach gewesen, diese Story zu einem Melodrama werden zu lassen und auf die Tränendrüs­e zu drücken. Stattdesse­n zeigt sich dieser ehrliche Film dem britischen Gegenwarts­kino verpflicht­et. Realistisc­he und exzellent gespielte Nebenfigur­en wie eine engagierte Sozialarbe­iterin, James’ enttäuscht­er Vater oder ein JunkieFreu­nd rufen eine ganze Palette unterschie­dlichster Gefühle hervor. Der Star der Show ist natürlich der Kater Bob, der sich in Großaufnah­men selbst spielt und aus dessen Perspektiv­e die Geschichte zum Teil erzählt wird. **** O

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