Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Grexit, Brexit, Bayxit – warum kein Auxit?
Die letzten Jahre wurden unter anderem von der Nachsilbe „xit“beherrscht. Alle wollten irgendwo austreten oder sollten austreten, vornehmlich die Griechen. Und jetzt machen es die Briten gerade vor mit ihrem Brexit. Da wundert es schon, dass in der Lechmetropole Augsburg noch niemand lautstark den Auxit gefordert hat – als Austritt aus Bayern, wo wir in der Tat nicht hingehören.
Denn was haben wir schon mit den Oberbayern gemein? Der hat sich das zur Schau getragene „Gscherte“auf sein Panier geschrieben, ist gerissen und gleichzeitig hinterfotzig. Und nur von den Berlinern wird er in diesen Eigenschaften noch übertroffen.
Und wenn wir uns Bayern weiter anschauen, weg von den direkten Nachbarn, sehen wir, dass wir mit den Franken auch nichts zu tun haben. Deren Lebensglück pendelt irgendwo zwischen „Wurscht“und „Schäufele“. Dass gerade aus Franken so viele Kabarettisten kommen, ist kein Zufall. Das muss daran liegen, dass die Menschen dort ständig mit Unzulänglichkeiten konfrontiert sind. Um damit klarzukommen, braucht es einfach jede Menge Humor. Namen wie Söder, Beckstein und Lothar Matthäus sprechen da Bände.
Und dann die Oberpfälzer! Also mit denen können wir Augsburger uns nicht verständigen, weil deren Sprache selbst ausgefuchsten Linguisten ein Geheimnis ist. Das hört sich weniger wie ein Dialekt, sondern mehr wie ein Bellen an.
Bleiben noch die Allgäuer, mit denen wir auch noch schwäbisch verbunden sind. Aber wer beruflich in Kempten, Memmingen oder Mindelheim zu tun hat, dem würde ich nicht empfehlen zuzugeben, dass er aus Augsburg kommt. Denn gewogen sind die Allgäuer den Augsburgern nicht. Viel eher würden sie den Mund verziehen, gerade so, als ob man ihm fade, schlechte Kässpatzen vorsetzt.
Also, Augsburger, raus aus Bayern! Wir sind anders. Zugegeben, oft unbeholfen, maulfaul und langsam. Aber nicht bösartig wie z. B . ... , nein, das sag ich nicht, ich möchte keinen bösen Leserbrief bekommen. Zu unseren eigenen Bräuchen gehört eine Form des Faschings, die nirgendwo sonst gefeiert wird, und unsere Sprache müsste mit ihren herrlichen Zischlauten – koasch, woisch, gloabsch, siehsch – weltweit einmalig sein. Also: Auxit, das müsste doch auch gehen.
*** An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.