Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Glatteis sorgt für Unfälle und Knochenbrü­che

Wetter Für Verkehrste­ilnehmer und Winterdien­st kam der gefrierend­e Regen am Morgen überrasche­nd. In der Notaufnahm­e am Klinikum herrschte Hochbetrie­b. Meteorolog­e Hager warnt vor den nächsten Tagen

- VON INA KRESSE

Glatteis hat am Mittwochmo­rgen in Augsburg und Umgebung Straßen und Gehwege in gefährlich­e Eisbahnen verwandelt. Fußgänger kamen auf dem Weg zur Arbeit oder in die Schule ins Schlittern. Für viele gab es auch bei aller Vorsicht kein Halten mehr. Das merkte man auch in der Notaufnahm­e des Klinikums. „Am Morgen gab es aufgrund der Glätte ein erhöhtes Aufkommen an Wegeunfäll­en“, sagt Kristina Holtzsch vom Klinikum. Circa 15 Patienten jeglichen Alters mussten wegen Knochenbrü­chen und schweren Prellungen behandelt werden.

Für Autofahrer war das Blitzeis ebenfalls eine Herausford­erung. Im Verlauf des Vormittags kam es zu rund 20 Unfällen im Stadtgebie­t. Laut Polizei war das Glatteis aber nur bei ein paar wenigen die Ursache. Ein schwerer Unfall wegen glatter Fahrbahn ereignete sich gegen 2.15 Uhr auf der A8 kurz nach Augsburg-West in Fahrtricht­ung München. Ein 23-Jähriger geriet mit seinem Sprinter ins Schleudern. Das Fahrzeug drehte sich mehrfach um die eigene Achse und touchierte die Leitplanke. Der Fahrer und seine 19-jährige Beifahreri­n blieben unverletzt. Am Auto entstand ein Sachschade­n von 4200 Euro.

Es war nur leichter Nieselrege­n, der in der Nacht auf Mittwoch vom Himmel kam. Doch er reichte, um auf dem gefrorenen Boden zu Eis zu werden. Für den städtische­n Winterdien­st fing die Arbeit deshalb schon um zwei Uhr morgens an, wie Friedrich Arnold erzählt. „Das Glatteis kam unerwartet und war so nicht vorhersehb­ar.“Das Wetterrada­r, das den Winterdien­st mit Informatio­nen versorgt, hatte das Glatteis nicht angekündig­t. Die Polizei sei auf die plötzliche Glätte aufmerksam geworden und habe den Pförtner des Winterdien­stes sofort informiert. Die Pforte dort ist rund um die Uhr besetzt. Während der Nachtdiens­t sofort mit einem Streufahrz­eug ausrückte und sich als erstes um Hauptverke­hrsstraßen und gefährlich­e und abschüssig­e Strecken kümmerte, wurden weitere Fahrer zum Einsatz gerufen.

19 weitere große Streufahrz­euge und 23 Mehrzweckf­ahrzeuge rückten in der Stadt aus. Letztere kümmerten sich um Geh- und Radwege sowie um Nebenstraß­en. Pro Tour sind die Streufahrz­euge drei Stunden unterwegs. Falls notwendig, werden danach weitere Einsätze gestartet. Das war am Mittwoch der Fall. Bis zum Mittag wurden in manchen Gebieten bis zu drei Touren gefahren, berichtet Georg Holder, Betriebsle­iter des Abfallwirt­schaftsund Stadtreini­gungsbetri­ebes der Stadt Augsburg. Dabei müsse man aufpassen, dass die Fahrer der Streufahrz­euge die zehn Stunden-Lenkzeit nicht überschrei­ten. „Sonst müssen die Fahrer des B-Teams ausrücken.“Insgesamt wurden rund 200 Kilometer Straßen gestreut.

Holder spricht von einer hohen Gefahrenst­ufe durch die unerwarte- te Glätte. Pro Quadratmet­er kann in der Regel zwischen fünf und 40 Gramm Salz gestreut werden. Am Mittwochmo­rgen wurde nahezu in die Vollen gelangt. Der städtische Winterdien­st streute 30 Gramm pro Quadratmet­er. „Das hat sein müssen. Es war Gefahr in Verzug“, erklärt Holder. Denn man achte darauf, dass nur so viel Salz wie nötig ausgebrach­t werde, betont der Betriebsle­iter. Schließlic­h sei zu viel Salz umweltbela­stend. „Für uns ist das immer ein Spagat.“Gegen das Glatteis am Mittwoch wurden ins- 200 Tonnen Salz auf Augsburgs Straßen gestreut und noch einmal 200 Tonnen Salz-Split-Gemisch auf den Rad- und Gehwegen.

Die Gefahr von überfriere­ndem Regen ist in den nächsten Tagen nicht gebannt, prognostiz­iert Klaus Hager, Meteorolog­e aus Neusäß. Bis einschließ­lich nächste Woche Dienstag sei immer wieder mit Niederschl­ägen zu rechnen. Am Donnerstag soll es noch um ein bis zwei Grad wärmer werden, doch auch dann könne Regen mancherort­s wieder zu Glatteis führen, da der Boden weiterhin gefroren ist. Ab Samstag soll es dann wieder schneien, ab Mitte nächster Woche sind wieder eisige Temperatur­en um -10 Grad zu erwarten. Hagers Ratschlag: „Immer aufpassen die nächsten Tage!“

Zwischenze­itlich hat die Augsburger Polizei auch eine Unfallbila­nz für die erste Januar-Woche im Stadtgebie­t gezogen. Die Auswertung der Zahlen dauert immer etwas. Von Neujahr bis Sonntag, 8. Januar, gab es insgesamt 147 Verkehrsun­fälle, die der Polizei gemelgesam­t det wurden. Davon waren mehr als die Hälfte sogenannte Kleinunfäl­le. Bei 16 Verkehrsun­fällen wurden Menschen verletzt.

Im Vergleich zur ersten JanuarWoch­e des Vorjahrs waren es deutlich weniger Unfälle. 2016 registrier­te die Polizei im genannten Zeitraum 186 Verkehrsun­fälle. Insoweit reduzierte sich die Zahl der Verkehrsun­fälle um ein Fünftel. Der Anteil der Kleinunfäl­le war im Vorjahr fast gleich. Wohl auch wegen der höheren Zahl der Unfälle gab es mehr Verletzte.

 ?? Fotos (2): Michael Hochgemuth ?? Streuen, streuen, streuen. Bei der Glätte am Mittwoch hatten die Mitarbeite­r des Winterdien­stes viel zu tun. So auch Lukas Schönheits und Erhard Pressl (von links), die hier bei ihrem Einsatz beim Schlachtho­f zu sehen sind.
Fotos (2): Michael Hochgemuth Streuen, streuen, streuen. Bei der Glätte am Mittwoch hatten die Mitarbeite­r des Winterdien­stes viel zu tun. So auch Lukas Schönheits und Erhard Pressl (von links), die hier bei ihrem Einsatz beim Schlachtho­f zu sehen sind.
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Foto: Michael Hörmann Frostiger Besuch unterm Dach: Sieben „Eisheilige“haben sich einquartie­rt. Links ist das Studentenw­ohnheim an der Ulrichsbrü­cke.
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Der städtische Winterdien­st streut nur so viel Salz wie nötig. Am Mittwoch aber war sehr viel nötig, um gegen das Glatteis anzukommen.

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