Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wann ebbt die Krankheitswelle wieder ab?
Medizin Grippe und Norovirus gehen um. Warum jetzt Hoffnung auf Gesundung besteht
Es beginnt plötzlich: Übelkeit, Erbrechen, starke Durchfälle. Das Norovirus hat zugeschlagen. Betroffene fühlen sich abgeschlagen, kämpfen mit Kreislaufschwäche und Gliederschmerzen. Doktor Jakob Berger, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands, erklärt, dass es immer mehr Menschen im Landkreis erwischt: „In diesem Winter gibt es sehr viele Norofälle. Gerade über die Weihnachtsfeiertage kamen unheimlich viele Patienten.“
Das Gesundheitsamt des Landkreises Augsburg bestätigt einen solchen Anstieg der Erkrankungen: Während im Jahr 2015 noch 989-mal die Diagnose Noro labortechnisch gestellt wurde, sei diese Zahl im vergangenen Jahr bereits auf 1189 Fälle angestiegen. „Ein Anstieg der Fallzahlen ist unverkennbar. Wissenschaftler nennen eine Mutation des Virus als Ursache“, erklärt Annemarie Neher, Pressesprecherin des Landratsamts. Dadurch könnte das Immunsystem leichter unterwandert werden. Eine Dunkelziffer bleibt jedoch. Denn nicht jeder Erkrankte geht zum Arzt, und auch nicht jeder Arzt diagnostiziert das Norovirus.
Doch sollten Menschen mit Norovirus-Symptomen zum Arzt gehen? Oder genügt es, sich daheim auszukurieren? Doktor Berger rät: „Wenn man kein Risikopatient ist, genügt es, sich selbst zu kurieren. Dazu gehört Bettruhe, vor allem bei Fieber, und eine entsprechende Ernährung, um den Magen-Darm-Trakt zu entlasten.“Berger empfiehlt Zwieback und Tee. Aber auch ein Bratapfel, der Gifte im Darmtrakt bindet, sowie gut durchgekochte Karottensuppe können helfen.
Um seine Mitmenschen nicht zu infizieren, seien Hygienemaßnahmen wichtig, so Berger. Dazu gehört gründliches Händewaschen nach dem Toilettenbesuch, wenn möglich auch die Desinfektion. Einer Ansteckung vorzubeugen sei schwierig, gerade wenn eine Welle der Krankheit grassiert. Ein gutes Immunsystem sei von Vorteil. Um das Immunsystem zu stärken, empfiehlt Berger „wenig Stress, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf sowie Sport in einer gesunden Dosis“. Auch Saunagänge und Wechselduschen stärken die Abwehrkräfte. Wer dennoch erkrankt, sollte vernünftig sein und seinen Mitmenschen nicht zu nahekommen. Auf Händeschütteln sollten Erkrankte ebenso verzichten.
Nach der hohen Zahl an Norovirus-Erkrankungen rund um Weihnachten besteht nun jedoch Hoffnung – dem Kälteeinbruch sei Dank: „Bei feuchtem Tauwetter und Regen vermehren sich die Viren schnell. Bei Kälte fühlen sie sich nicht so wohl“, erklärt Berger. Das Gesundheitsamt bestätigt ein Abebben der Krankheitswelle: Seit Anfang Januar gab es bisher neun Meldungen über Norovirus-Erkrankungen. Annemarie Neher weiß: „Diese Anzahl ist nicht besonders hoch. Man kann davon ausgehen, dass die Erkrankungswelle von vor Weihnachten vorbei ist.“
Das bestätigt auch Alexandra Rößner, Leiterin des Zusmarshauser Kindergartens: „Vor Weihnachten waren ganz viele krank. Derzeit haben wir bloß drei oder vier Magen-Darm-Fälle – eine normale Zahl bei 100 Kindern.“
Doch nicht nur der Norovirus grassiert regelmäßig im Winter. Dasselbe gilt für Grippe und Erkältung. Die KKH Kaufmännische Krankenkasse aus Augsburg schreibt: „Das Ansteckungsrisiko bei Erkältungen ist hoch. Wer es mit seinem Arbeitgeber gut meint und krank zur Arbeit erscheint, kann einen gegenteiligen Effekt erzielen, indem er Kollegen infiziert.“Eine Hochrechnung der Krankenkasse ergab, dass fast jeder zehnte Berufstätige im vergangenen Winter wegen einer Erkältungskrankheit auf der Arbeit fehlte. Übrigens: Der berüchtigte Männerschnupfen scheint Fiktion zu sein. Der Krankenkasse zufolge blieben im vergangenen Winter 59 338 Frauen wegen Erkältungen dem Arbeitsplatz fern – aber nur 36044 Männer.