Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie es um die Schulen im Landkreis steht
Weiterführende Schulen Fast im ganzen Landkreis ist die Zahl der Klassen und Kinder gesunken. Doch das soll sich bald wieder ändern. Was das für Gersthofen bedeutet
Ein neues Gymnasium, ein neues Berufsschulzentrum und aufwändige Sanierungen: In den vergangenen Jahren hat der Landkreis in den Ausbau seiner weiterführenden Schulen investiert. Warum er mit einer neuen Situation konfrontiert ist, lesen Sie auf
Landkreis Augsburg Ein neues Gymnasium, ein neues Berufsschulzentrum und aufwendige Sanierungen: In den vergangenen Jahren hat der Landkreis in den Ausbau seiner weiterführenden Schulen mehr als 100 Millionen Euro investiert und peilt in Gersthofen schon das nächste Großprojekt an. Doch ausgerechnet jetzt gehen an Realschulen und Gymnasien die Schülerzahlen zurück. Was ist da los?
Mit Ausnahme der Realschule in Zusmarshausen und des im Aufbau befindlichen Gymnasiums in Diedorf haben alle Realschulen und Gymnasien im Kreis im aktuellen Schuljahr weniger Schüler und Klassen als noch 2014/15. Bei den sechs Realschulen ist unter dem Strich ein Rückgang von 5119 Schülern in 190 Klassen auf 4899 in 184 Klassen zu verzeichnen. In den fünf Gymnasien ging es um rund 300 Schüler nach unten. Aktuell sind es noch 4600 in 181 Klassen.
Armin Falkenhein beunruhigen diese Zahlen nicht weiter. Noch immer müssten sich weiterführende Schulen mit Containern und Auslagerungen behelfen, hätten also zu wenig Platz, sagt der Fachbereichsleiter für Schulen am Landratsamt. Der aktuelle Rückgang sei auf geburtenschwächere Jahrgänge zurückzuführen. Schon in wenigen Jahren werde es wieder mehr Schüler geben – das besage auch das aktuelle Schulgutachten für den Kreis.
Zumal sich an Bayerns Gymnasien ein klarer Trend zur Rückkehr zu neun Schuljahren abzuzeichnen scheint. In der Region haben sich die Elternbeiräte zu fast 90 Prozent für eine Rückkehr zum G9 ausgesprochen. Diese Entwicklung würde ausgerechnet das modernste Gymnasium im Landkreis treffen. Die mehr als 40 Millionen Euro teuren Holzbauten des Schmuttertalgymnasiums in Diedorf sind nur für ein achtjährige Schulzeit ausgelegt.
Eine Rückkehr zum G9 hat auch die Pläne für die Erweiterung und Generalsanierung des Gersthofer Paul-Klee-Gymnasiums durcheinandergewirbelt. Kommende Woche will die Kreispolitik erneut beraten, wie das Millionenprojekt am besten über die Bühne gebracht werden kann. Klar ist schon, dass die Schulgebäude noch größer wer- als ursprünglich gedacht. Wegen der möglichen Rückkehr zum G 9 und neuer Unterrichtsformen soll die Nutzfläche des Paul Klee um rund 1350 Quadratmeter wachsen. Mehr als 3000 Kinder und Jugendliche aus dem Landkreis besuchen weiterführende Schulen, die in Augsburg oder in anderen Landkreisen liegen. Stark frequentiert von Kindern aus dem Augsburger Land sind zum Beispiel das Ursberger Ringeisen-Gymnasium oder das Gymnasium in Wertingen.
Vor allem für den Besuch staatlicher und kommunaler Schulen außerhalb seiner Grenzen muss der Landkreis Gastschulbeiträge errichten. Weil diese erhöht wurden, bringen auch in diesem Bereich rückläufige Schülerzahlen keinen Einspareffekt. Wieder kalkuliert die Landkreisverwaltung mit Ausgaben von rund acht Millionen Euro.
Niedrigseilgarten für Neusäß wird abgelehnt
Trotz dieser Dimensionen kreist die Schulpolitik des Landkreises auch um erheblich kleinere Beträge, wie jetzt bei den Haushaltsberatungen deutlich wurde. Im Schul- und Kulturausschuss scheiterten die Grünen mit ihrem Antrag, den neuen Beruflichen Schulen in Neusäß, die in diesem Frühjahr noch bezogen werden sollen, auf Wunsch von Lehrern einen Niedrigseilgarten einzurichten. Dieser sei pädagogisch wertvoll und vermittle den Schülern unter andeden, rem Sozialkompetenz. Die Fraktionen von CSU, SPD und FW im Ausschuss wollten die rund 50000 Euro nicht lockermachen. Es gebe bereits Seilgärten im Landkreis, und die im Lehrplan vorgeschriebene Erlebnispädagogik lasse sich auch auf anderem Wege verwirklichen.
Allenfalls einen Zuschuss konnte sich die Sprecherin der CSU, Carolina Trautner, vorstellen. Ihr Vorschlag: Die Schule, deren Bau knapp 38 Millionen Euro kostet, solle den Seilgarten mithilfe eines Fördervereins verwirklichen. Grünen-Fraktionschefin Ursula Jung sprach nach der Entscheidung von einer „vertanen Chance“. Der Kreis verzichte auf eine „zukunftsorientierte Maßnahme“.