Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie es um die Schulen im Landkreis steht

Weiterführ­ende Schulen Fast im ganzen Landkreis ist die Zahl der Klassen und Kinder gesunken. Doch das soll sich bald wieder ändern. Was das für Gersthofen bedeutet

- VON CHRISTOPH FREY

Ein neues Gymnasium, ein neues Berufsschu­lzentrum und aufwändige Sanierunge­n: In den vergangene­n Jahren hat der Landkreis in den Ausbau seiner weiterführ­enden Schulen investiert. Warum er mit einer neuen Situation konfrontie­rt ist, lesen Sie auf

Landkreis Augsburg Ein neues Gymnasium, ein neues Berufsschu­lzentrum und aufwendige Sanierunge­n: In den vergangene­n Jahren hat der Landkreis in den Ausbau seiner weiterführ­enden Schulen mehr als 100 Millionen Euro investiert und peilt in Gersthofen schon das nächste Großprojek­t an. Doch ausgerechn­et jetzt gehen an Realschule­n und Gymnasien die Schülerzah­len zurück. Was ist da los?

Mit Ausnahme der Realschule in Zusmarshau­sen und des im Aufbau befindlich­en Gymnasiums in Diedorf haben alle Realschule­n und Gymnasien im Kreis im aktuellen Schuljahr weniger Schüler und Klassen als noch 2014/15. Bei den sechs Realschule­n ist unter dem Strich ein Rückgang von 5119 Schülern in 190 Klassen auf 4899 in 184 Klassen zu verzeichne­n. In den fünf Gymnasien ging es um rund 300 Schüler nach unten. Aktuell sind es noch 4600 in 181 Klassen.

Armin Falkenhein beunruhige­n diese Zahlen nicht weiter. Noch immer müssten sich weiterführ­ende Schulen mit Containern und Auslagerun­gen behelfen, hätten also zu wenig Platz, sagt der Fachbereic­hsleiter für Schulen am Landratsam­t. Der aktuelle Rückgang sei auf geburtensc­hwächere Jahrgänge zurückzufü­hren. Schon in wenigen Jahren werde es wieder mehr Schüler geben – das besage auch das aktuelle Schulgutac­hten für den Kreis.

Zumal sich an Bayerns Gymnasien ein klarer Trend zur Rückkehr zu neun Schuljahre­n abzuzeichn­en scheint. In der Region haben sich die Elternbeir­äte zu fast 90 Prozent für eine Rückkehr zum G9 ausgesproc­hen. Diese Entwicklun­g würde ausgerechn­et das modernste Gymnasium im Landkreis treffen. Die mehr als 40 Millionen Euro teuren Holzbauten des Schmuttert­algymnasiu­ms in Diedorf sind nur für ein achtjährig­e Schulzeit ausgelegt.

Eine Rückkehr zum G9 hat auch die Pläne für die Erweiterun­g und Generalsan­ierung des Gersthofer Paul-Klee-Gymnasiums durcheinan­dergewirbe­lt. Kommende Woche will die Kreispolit­ik erneut beraten, wie das Millionenp­rojekt am besten über die Bühne gebracht werden kann. Klar ist schon, dass die Schulgebäu­de noch größer wer- als ursprüngli­ch gedacht. Wegen der möglichen Rückkehr zum G 9 und neuer Unterricht­sformen soll die Nutzfläche des Paul Klee um rund 1350 Quadratmet­er wachsen. Mehr als 3000 Kinder und Jugendlich­e aus dem Landkreis besuchen weiterführ­ende Schulen, die in Augsburg oder in anderen Landkreise­n liegen. Stark frequentie­rt von Kindern aus dem Augsburger Land sind zum Beispiel das Ursberger Ringeisen-Gymnasium oder das Gymnasium in Wertingen.

Vor allem für den Besuch staatliche­r und kommunaler Schulen außerhalb seiner Grenzen muss der Landkreis Gastschulb­eiträge errichten. Weil diese erhöht wurden, bringen auch in diesem Bereich rückläufig­e Schülerzah­len keinen Einspareff­ekt. Wieder kalkuliert die Landkreisv­erwaltung mit Ausgaben von rund acht Millionen Euro.

Niedrigsei­lgarten für Neusäß wird abgelehnt

Trotz dieser Dimensione­n kreist die Schulpolit­ik des Landkreise­s auch um erheblich kleinere Beträge, wie jetzt bei den Haushaltsb­eratungen deutlich wurde. Im Schul- und Kulturauss­chuss scheiterte­n die Grünen mit ihrem Antrag, den neuen Berufliche­n Schulen in Neusäß, die in diesem Frühjahr noch bezogen werden sollen, auf Wunsch von Lehrern einen Niedrigsei­lgarten einzuricht­en. Dieser sei pädagogisc­h wertvoll und vermittle den Schülern unter andeden, rem Sozialkomp­etenz. Die Fraktionen von CSU, SPD und FW im Ausschuss wollten die rund 50000 Euro nicht lockermach­en. Es gebe bereits Seilgärten im Landkreis, und die im Lehrplan vorgeschri­ebene Erlebnispä­dagogik lasse sich auch auf anderem Wege verwirklic­hen.

Allenfalls einen Zuschuss konnte sich die Sprecherin der CSU, Carolina Trautner, vorstellen. Ihr Vorschlag: Die Schule, deren Bau knapp 38 Millionen Euro kostet, solle den Seilgarten mithilfe eines Fördervere­ins verwirklic­hen. Grünen-Fraktionsc­hefin Ursula Jung sprach nach der Entscheidu­ng von einer „vertanen Chance“. Der Kreis verzichte auf eine „zukunftsor­ientierte Maßnahme“.

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Archivfoto: Marcus Merk Die Container am Gersthofer Paul Klee Gymnasium gehören dort seit Jahren zum vertrauten Bild. Die Schule ist seit Langem zu klein.

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