Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Singend in den Alltag
Musik In der Ulrich-von-Thürheim-Grundschule Buttenwiesen startete dieses Schuljahr die zweite Chorklasse im Landkreis Dillingen. Wie eine begeisterte Lehrerin ihre Schüler ansteckt
Lisa singt auf dem Weg zur Bushaltestelle, Theresa mit ihrer Familie im Lauterbacher Dreigesang. Julian liegt gerne mit seinem Freund auf dem Bett und singt. Hanna singt am allerliebsten die Mamma-Mia-Lieder. Und unter der Dusche singen sie fast alle. Für die Buben und Mädchen der Klasse 2c in der Ulrich-von-Thürheim-Schule Buttenwiesen gehört das Singen zum Alltag.
Elisabeth Havelka jubelt innerlich. Die 47-jährige Grundschullehrerin kennt die Freude am Singen seit ihrer eigenen Kindheit. Aufgewachsen in einer Familie, in der Eltern und Geschwister „natürlich alle“zuhause singen und musizieren, lernt sie ihren Ehemann „natürlich“ebenso über die Musik kennen: als Jugendliche im Gospel-Chor.
Elisabeth Havelka spielt Klavier, lässt sich als nebenamtliche Kirchenmusikerin ausbilden und legt die Zusatzprüfung als Chorleiterin ab. Mit ihrem Mann Thomas Havelka, Wertinger Gymnasiallehrer und ebenfalls begeisterter Sänger, lebt sie seit 2008 in Ehingen. Zehn Jahre hatte sie wegen der eigenen drei Kinder beruflich pausiert.
Im Herbst 2015 steigt Elisabeth Havelka wieder in den Schulalltag ein, übernimmt eine erste Klasse singt mit den Kindern „natürlich“regelmäßig im Unterricht. „Wer als Kind singt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsener singen“, weiß die 47-Jährige. Und sie zählt gleich weitere Vorteile des Singens auf: Von der Psychohygiene und Entund spannung über die Stärkung des Selbstvertrauens, eine geschulte Atmung und Körperhaltung bis hin zum strukturierten Denken durch die Rhythmik. „Was einen selbst begeistert, das kann man begeistert weitergeben“, sagt die Grundschullehrerin.
Im Singen nehmen sich die Kinder eine Pause vom Rechnen, Lesen und Schreiben. Die Lehrerin merkt, wie gut dies den Kindern tut. Von Haus aus sang und musizierte sie bereits in der ersten Klasse regelmäßig mit ihnen, weil sie mit der Musik einfach viel vermitteln könne. Seit diesem Schuljahr nennt sich ihre Klasse „Chorklasse“. Eine weitere davon gibt es im Landkreis Dillingen in Lauingen.
Um zwei Wochenstunden wurde der Unterricht damit aufgestockt. Weder Kinder noch Eltern musste sie groß überzeugen. Alle waren sie sofort dabei.
Chorklassen entstanden im Rahmen eines Pilotprojekts
50 bis 60 Lieder können die Buben und Mädchen mittlerweile singen – alte Volkslieder und moderne Stücke, mit und ohne Bewegungen, alle auswendig.
Im Rahmen eines Pilotprojekts waren im Schuljahr 2009/2010 die ersten zehn Chorklassen in Schwaben entstanden, mittlerweile gibt es 20 davon. Für Elisabeth Havelka hat sich damit ein Traum erfüllt: Jetzt kann sie ihre Begeisterung für die Musik und das Singen voll in den beruflichen Schulalltag einbringen.