Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie lange hält mein Joghurt?
Hygiene Oft sind Lebensmittel viel länger essbar, als es das Mindesthaltbarkeitsdatum besagt. Das gilt gerade für Produkte wie Milch, Reis und Nudeln. Doch Vorsicht ist bei Hackfleisch und rohen Eiern geboten
Der Joghurt riecht gut und sieht genauso aus wie immer – trotzdem wandert der Becher in den Müll. So etwas passiert jeden Tag, in Millionen Haushalten. Der Grund: Auf dem Becher ist ein Mindesthaltbarkeitsdatum aufgedruckt und das ist überschritten. Den Joghurt hätte man trotzdem noch essen können. „Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist ganz klar kein Verfallsdatum oder Ablaufdatum“, sagt Peter Loosen vom Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL). Nur weiß das kaum einer oder die Menschen sind verunsichert. Tonnenweise Lebensmittel landen deshalb täglich im Abfall.
Tatsächlich gibt das Mindesthaltbarkeitsdatum nur an, bis wann das ungeöffnete Lebensmittel seine spezifischen Eigenschaften mindestens behält, wenn es angemessen aufbewahrt wird. Das heißt: Wie lange Farbe, Geruch, Geschmack und Nährwerte genau so bleiben, wie an dem Tag, an dem es abgepackt wurde. Es geht aber auch um die Sicherheit, dass sich keine Mikroorganismen wie Keime in der Packung breitgemacht haben.
„Das Mindesthaltbarkeitsdatum wird von den Unternehmen in eigener Verantwortung vergeben“, erklärt eine Sprecherin des Bundesagrarministeriums. Die Hersteller können die Mindesthaltbarkeit aber nur dann sicher garantieren, wenn sie eine Art Puffer einrechnen, sagt Loosen. „Darum sind viele Lebensmittel auch nach Ablauf des angege- Datums noch genießbar.“Auf einigen Nahrungsprodukten gibt es anstelle des Mindesthaltbarkeitsdatums allerdings ein Verbrauchsdatum. Beides sollte man nicht verwechseln. Ein Verbrauchsdatum bekommen Lebensmittel, die leicht verderblich sind – zum Beispiel Hackfleisch oder frischer Fisch. „Hier kann nach Ablauf des Verbrauchsdatums eine Gesundheitsgefahr durch Keime entstehen.“Deshalb darf das Lebensmittel dann nicht mehr gegessen werden, erklärt Verbraucherschützerin Gabriele Graf.
Aber welche Lebensmittel halten sich wie lange? ● Der Verbraucherzentrale Hamburg zufolge ist in einer ungeöffneten Verpackung rund drei Tage nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch genießbar. ● können noch zwei Wochen später verwendet werden – allerdings lieber zum Kochen und Backen und nicht roh, etwa für Nachspeisen wie Tiramisu. ● und können Verbraucherschützern zufolge Monate nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verwendet werden, wenn sie trocken gelagert werden.
Auf den Packungen einiger lange haltbarer Lebensmittel – zum Beispiel Salz, Zucker und Essig – muss dank einer EU-Verordnung kein Mindesthaltbarkeitsdatum stehen. Momentan versucht das Bundesagrarministerium, Produzenten dazu zu bringen, bei solchen Lebenen bensmitteln auf die Angabe des Mindesthaltbarkeitsdatums zu verzichten. Vielleicht wäre es noch besser, zusätzlich ein Verbrauchsverfallsdatum auf Lebensmittelpackungen zu drucken. Das Ministerium lässt diese Idee gerade von einem Forschungsinstitut bewerten. „Es soll angeben, bis wann ein Lebensmittel bei Abstrichen von der Qualität noch verzehrt werden kann“, sagt die Sprecherin. Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde hält von dieser Idee nichts: „Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Verbraucher mit drei unterschiedlichen Daten besser zurechtkämen als mit den bestehenden zwei Daten – Mindesthaltbarkeitsdatum und Verfallsdatum“, sagt Loosen.
Unabhängig von allen Daten kann jeder zu Hause selbst überprüfen, ob ein Lebensmittel noch gut ist – oder ob man es lieber nicht mehr isst. Dass Milchprodukte verdorben sind, erkennen Verbraucher am Geruch. Außerdem zeigt Schimmel, dass zum Beispiel Brot nicht mehr genießbar ist. Wer auf einem Brot Schimmelpilze entdeckt, sollte in jedem Fall das gesamte Brot entsorgen, rät Graft.