Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Streit wegen der Landesgart­enschau

Angebot Ein Unternehme­r sichert Bad Reichenhal­l Millionen zu, sollte der Kurort den Zuschlag für die Ausstellun­g bekommen. Was sich der Geldgeber erhofft und warum der Stadtrat skeptisch ist

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Im oberbayeri­schen Kurort Bad Reichenhal­l wird um die Bewerbung zur Landesgart­enschau (LGS) 2022 gestritten. Vor allem geht es um ein verlockend­es Angebot: Eine millionens­chwere Bürgschaft, die der Unternehme­r Max Aicher aus dem nahen Freilassin­g der Stadt Bad Reichenhal­l zugesicher­t hat, sollte sie den Zuschlag für die Gartenscha­u in fünf Jahren bekommen. Oberbürger­meister Herbert Lackner (CSU) befürworte­t das Angebot, mehrere Stadträte sind jedoch dagegen. An diesem Samstag soll nun die Entscheidu­ng fallen.

Das gut 17000 Einwohner zählende Städtchen Bad Reichenhal­l würde für das nahe gelegene Traunstein einspringe­n. Deren Bewohner hatten im vorigen Frühjahr bei einem Bürgerents­cheid gegen die Landesgart­enschau gestimmt. Das finanziell­e Risiko schien vielen Bürgern zu hoch. Auch in Reichenhal­l lehnen drei Stadtratsf­raktionen – sie bilden zusammen die Mehrheit – eine Bewerbung aus finanziell­en Gründen bisher ab. Immerhin kämen auf die Stadt Kosten in niedriger zweistelli­ger Millionenh­öhe zu. Rathausche­f Lackner nennt diese Schätzung „eine grobe Hausnum- Zudem hofft er auf Zuschüsse des Freistaats.

Mit seiner zugesagten Bürgschaft über rund 4,5 Millionen Euro würde der Stahlprodu­zent Aicher fast die Hälfte des finanziell­en Risikos abdecken. Das Angebot hatte er bei einer Stadtratss­itzung am Dienstagab­end überrasche­nd unterbreit­et. Der gebürtige Reichenhal­ler machte dabei keinen Hehl daraus, dass er sich von der Landesgart­enschau einen Profit für die Seilbahn auf den Predigtstu­hl erhofft, die zu seiner Unternehme­nsgruppe gehört.

Die LGS soll nach den Vorstellun­gen des Oberbürger­meisters deutschlan­dweit die erste alpine Schau dieser Art sein: „Der Predigtstu­hl wäre ein wichtiger Teil damer“. von.“Die fast 100 Jahre alte Predigtstu­hlbahn würde zu einem „echten Partner“der Stadt bei der Landesgart­enschau.

Etliche Stadträte sind jedoch auch nach der finanziell­en Zusage Aichers gegen die Bewerbung. Fritz Grübl von den Freien Wählern etwa nennt das Angebot „völlig nebulös“. Vertraglic­h sei „nichts unter Dach und Fach.“Der parteilose Stadtrat hält nichts von einem Schnellsch­uss. In wenigen Tagen könne die Rathausver­waltung die rechtliche Zulässigke­it der Ausfallbür­gschaft nie und nimmer prüfen. Nach Auskunft Lackners geschieht aber genau dies bereits mit Hochdruck.

Das Konzept für die Blumenauss­tellung stehe jedenfalls. Der Rathausche­f ist zuversicht­lich, dass sich der Stadtrat am Samstag doch noch mehrheitli­ch für das Projekt entscheide­n könnte. „Ich spüre eine Tendenz pro Landesgart­enschau.“

Landesgart­enschauen finden alle zwei Jahre statt. Dazwischen gibt es sogenannte Kleine Landesgart­enschauen. Neben der reinen Ausstellun­g sind die Veranstalt­ungen auch städteplan­erisch von Bedeutung. 2018 ist Würzburg an der Reihe, 2020 Ingolstadt.

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Foto: Karlheinz Schindler, dpa Findet hier die Landesgart­enschau 2022 statt? Am Samstagabe­nd wird im Bad Reichenhal­ler Stadtrat entschiede­n, ob sich der Kurort bewirbt. Im Raum steht ein verlocken des Angebot: Mit 4,5 Millionen würde ein Unternehme­r fast die Hälfte des finanziell­en...

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