Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mordmotiv: Hass auf Christin
25-Jähriger tötete Mitbewohnerin wegen ihres Glaubens
Kontakte zu Menschen sind ihm ein Graus, als seine Leidenschaft nennt er gewaltverherrlichende Videospiele und Filme. Sein Zimmer in der Studenten-Wohngemeinschaft in Freiburg verließ er kaum. Es ist ein düsteres Bild, das ein Mordprozess in Freiburg zeichnet. Vor dem dortigen Landgericht muss sich seit Donnerstag ein heute 25-jähriger Mann verantworten. Er gibt zu, vor fünf Monaten seine 31 Jahre alte Mitbewohnerin ermordet zu haben. Sein Motiv: die Religiosität der Frau. Dafür habe er Hass und Verachtung empfunden.
Die Tat ereignete sich im August 2016. Die 31-Jährige war erst neun Tage zuvor in die Studenten-Wohngemeinschaft gezogen. Sie war Christin und kirchlich aktiv. Ihr einziger Mitbewohner, der nun Angeklagte, habe deshalb schon vor der Tat zweimal Streit mit der Frau gesucht, sagte der Staatsanwalt gestern. Am Tattag stürmte der Angeklagte schließlich in das Zimmer der Frau, fragte sie nach ihrem Standpunkt zur gleichgeschlechtlichen Ehe und stach dann zu. Er habe in seiner Hosentasche ein Messer versteckt gehabt. Die auf dem Bett sitzende Frau hatte, so der Staatsanwalt, keine Chance.
Gegenüber der Polizei bezeichnete sich der Angeklagte als „Antitheist“, er lehne also jeden Glauben ab. Auf der Anklagebank berichtete er nun von Tötungs- und Suizidgedanken. Freunde hatte er nach eigener Aussage nie. Ob er schuldfähig ist, muss das Gericht klären. Der Prozess dauert voraussichtlich bis Ende Januar.