Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Haben Sie Angst vor „Freitag, dem 13.“?
Interview Heute können angeblich besonders viele Unglücke passieren. Was eine Volkskundlerin dazu sagt
Frau Spiegel, woher kommt denn der Aberglaube, dass gerade heute viele Unglücke passieren könnten. Warum ein Freitag und warum der 13.?
Beate Spiegel: Im christlichen Verständnis wird der Freitag mit dem Karfreitag, dem Todestag von Jesus Christus, in Verbindung gebracht. Die 13 hat damit zu tun, dass Judas, der Verräter, der 13. war, der beim letzten Abendmahl mit am Tisch saß. Aber auch durch unser Dezimalsystem sind wir bis heute von der Zwölf geprägt. Früher hat man im Dutzend eingekauft, und Besteck-Sets bestehen in der Regel aus sechs oder eben zwölf Stücken. Außerdem besteht der Tag aus zwei
Mal zwölf Stunden und es gibt zwölf Monate. Die 13 ist das, was einfach nicht so richtig dazu passt.
Finden Sie, dass dieser Aberglaube im Alltag der Menschen heute überhaupt noch eine Rolle spielt?
Spiegel: Ich habe den Eindruck, die Leute werden vor allem von den Medien an diesen Tag erinnert.
Habe ich Sie gerade darauf aufmerksam gemacht?
Spiegel: Ehrlich gesagt, ja. Ich habe bisher gar nicht an diesen Tag gedacht. Für mich spielt so ein Aberglaube keine Rolle und ich kenne niemanden, der heute Angst hat.
War der Aberglaube denn früher stärker verbreitet?
Spiegel: Die Menschen waren früher ja insgesamt stärker im Glauben verwurzelt und auch abergläubischer. Pendel, Edelsteinmagie, Handlesen, Zahlenmagie – diese Dinge waren weit verbreitet. Bei Kindern ist das auch heute noch so.
Wie meinen Sie das?
Spiegel: Denken Sie nur an kleine Mädchen, die an Blumen einzelne Blüten abzupfen und dabei „Er liebt mich, er liebt mich nicht“spielen. Oder etwa wenn Kinder beim Hüpfen auf einem gepflasterten Weg aufpassen, nicht auf die Lücken zu treten,
damit etwas Bestimmtes eintritt. Die kleinen Kinder machen das alle so.
Gibt es den Freitag, den 13., eigentlich überall auf der Welt?
Spiegel: Es gibt in jeder Kultur Tage, die mehr Glück verheißen als andere. Aber nicht überall muss das der Freitag, der 13., sein.
Interview: Claudia Graf
Beate Spiegel ist die Leiterin des Schwäbischen Volkskundemuseums Oberschönenfeld im Landkreis Augsburg.