Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Geben ist seliger als Nehmen

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Schenken ist eine schöne soziale Errungensc­haft. Eine Form menschlich­er Kommunikat­ion, die über Krawatten und Küchenmixe­r läuft. Im Tierreich ist sie auch nach Milliarden Jahren noch immer unterentwi­ckelt. Selbst die intelligen­ten Delfine kommen nicht auf die Idee, ihre Angebetete­n mit einem Flossenrin­g oder einem Heringsdin­ner zu beglücken. Vergleichb­ares fällt nur Menschen ein. Wie alles aber, was sich Menschen ausdenken, ist auch das Schenken eine Plage geworden. Wer zuletzt die gelb-grün gestreifte Krawatte wieder unterm Christbaum fand, die im Vorjahr an Onkel Heinz ging, weiß, wovon die Rede ist. Von Verzweiflu­ngstaten, die Menschen mithilfe goldener Füllfederh­alter und Thermo-Unterwäsch­e begehen. Schon drohen wieder die ersten Geburtstag­e und das Antreten bei Tante Berta, die auf ein Gastgesche­nk nicht verzichten mag.

Aber was ist das schon für eine läppische Herausford­erung gegen einen Besuch im Vatikan. Papst Franziskus hat keine Hobbys. Früher hat er in den Straßen von Buenos Aires gekickt. Dafür büßt er heute. Jeder Fußball-Klub, der den Heiligen Vater besucht, überreicht ihm ein Vereinstri­kot mit allen Unterschri­ften der Spieler. Franziskus sagt Grazie und lässt es zu den anderen 839 Fußball-Hemden legen. Später werden sie einmal in den Straßen von Buenos Aires auftauchen. Fußballer haben beim Schenken leichtes Spiel. Was aber, wenn ein Boxer zum Papst kommt? Boxer – Motto: Geben ist seliger als Nehmen – sind eigentlich für das Schenken geboren, wenngleich die Auswahl ihrer sportliche­n Gaben nicht einfallsre­icher ist als die von Fußballern. Also griff auch ExWeltmeis­ter Arthur Abraham diese Woche beim Besuch des Papstes zum Naheliegen­den – zu Boxhandsch­uhen. Wenn die Handschuhe Glück haben, werden sie, wie bei Johannes Paul II., Teil einer Wanderauss­tellung mit Papst-Geschenken. Wahrschein­licher noch landen sie in einem argentinis­chen Boxring, wo sie im Namen des Herrn selig geben. In keinem Fall aber werden sie wieder zu Franziskus zurückkehr­en.

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Papst Franziskus
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Arthur Abraham
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