Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Rückkehr des Überfliegers
Skispringen Gregor Schlierenzauer war Rekordsieger und Weltmeister – bis er nicht mehr konnte. Ein Jahr pausierte der Österreicher und erfand sich neu. Jetzt ist er zurück
Gregor Schlierenzauer ist einer der erfolgreichsten Skispringer aller Zeiten. Inzwischen allerdings liegen 376 Tage Wettkampfpause hinter dem Österreicher. Eine Leidenszeit, die am heutigen Freitag zu Ende geht. Beim Weltcup im polnischen Wisla gibt Schlierenzauer sein Comeback. Die lange Pause hat den 27-Jährigen verändert. Zum Guten, wie sein Trainer Heinz Kuttin findet. „Du spürst, dass er vom menschlichen ein anderer Typ geworden ist. Das stellen alle fest, die ihn treffen.“
Es ist viel passiert, seitdem Schlierenzauer am 3. Januar 2016 beim Tournee-Springen in Innsbruck das Finale verpasst und daraufhin entnervt sein vorzeitiges Saisonende verkündet hatte. Wie schlecht es damals um ihn stand, erzählte der Ausnahmespringer jüngst in einem ORF-Interview: „Ich hatte eine schwere Sinnkrise, stand vor einer schwarzen Wand. Da ist es mir teilweise wirklich nicht gut gegangen. Ich habe nicht mehr gewusst, was ich tun soll. Wer ich bin, was ich will, was ich kann, was mir am Ende des Tages Energie gibt. Das wünscht man keinem.“
Zur sportlichen und privaten Krise kam dann auch noch eine schwere Verletzung hinzu. Schlierenzauer riss sich Anfang April beim Skifahren in Kanada das Kreuzband im rechten Knie. Alles deutete darauf hin, dass die große Karriere des sechsmaligen Weltmeisters und Team-Olympiasiegers von 2010 zu Ende ist.
Doch Schlierenzauer fasste den Entschluss, dass die Zeit für einen Rücktritt noch nicht gekommen sei, obwohl er schon seit seinem 16. Lebensjahr auf höchstem Niveau im Weltcup unterwegs war. Er trennte das Private vom Sportlichen. Bis dahin hatte sich sein Onkel Markus Prock, ein ehemaliger Weltklasse-Rodler, um das Management gekümmert. Inzwischen macht das der einstige Skispringer Hubert Neuper. Schlierenzauer absolvierte zwei Ausbildungen, eine zum Sprungtrainer und eine zum Mentaltrainer. Und er kehrte an seine sportlichen Wurzeln zurück. In einer Trainingsgruppe mit jungen Athleten fand Schlierenzauer einen ganz anderen Zugang zum Sport und wieder den Spaß am Springen. „Dadurch hat er extrem viel gelernt. Er war ja sehr ehrgeizig, wollte immer der Schnellste und Weiteste sein“, sagt der österreichische Cheftrainer Kuttin. „Jetzt kommt er schon mit einem Grinsen vom Aufwärmen, früher hatte er da immer einen Tunnelblick.“Der 53-malige Weltcup-Sieger – das ist Rekord – sei lockerer und umgänglicher geworden, nicht mehr so verbissen wie früher. Dieses neue Lebensgefühl müsse er jetzt nur noch auf die Schanze bringen.
Schlierenzauer bestätigt diesen Wandel. „Die Auszeit war sehr wichtig“, betont er. „Ich habe in meiner Karriere dem Erfolg viel geopfert. Teilweise habe ich mich verloren, manchmal habe ich mir zu viel angemaßt, aber das gehört zum Erwachsenwerden“, sagt er im Rückblick auf seine Flegeljahre, in denen er oft überheblich und arrogant aufgetreten war. „Jetzt habe ich zum ersten Mal vom Leben gekostet. Es hat mir gut getan, weg gewesen zu sein.“
Noch besser fühlt er sich bei dem Gedanken, wieder dabei zu sein. „Ich bin froh, dass ich ins Wettkampfgeschehen einsteigen kann“, sagt Schlierenzauer. Wunderdinge seien in Wisla nicht zu erwarten. Aber natürlich möchte er irgendwann auch wieder das süße Gefühl des Sieges auskosten. „Man kennt mich und weiß, dass ich ein positiv Getriebener bin. Das habe ich auch nicht verloren“, sagt Schlierenzauer. „Deshalb ist es das Ziel, irgendwann wieder ganz oben zu stehen.“ Elchingen – FC Bayern Basketball II, Weißenhorn – Nördlingen (bd. So., 17) in Günzburg: (Sa., 12.30 Uhr Halbfinale, 18 Uhr Finale) (Sa., 14 Uhr Viertelfinale, ab 16.40 Uhr Halbfi nale, 19 Uhr Finale)