Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Django Asül blickt auf das Jahr 2016

Kabarett Themen gab es im vergangene­n Jahr mehr als genug. Aber taugen auch alle für die Satire? Will man ausgiebig Witze über die Domplatte und den Suizid eines terrorverd­ächtigen Islamisten hören? Das Lachen des Publikums gibt darüber Aufschluss

- VON CLAUDIUS WIEDEMANN

Es gehört mit zu den Traditione­n des Jahreswech­sels, den Blick nicht nur in die Zukunft, sondern auch auf die gesellscha­ftlichen Ereignisse des zurücklieg­enden Jahres zu richten. Genau das macht der Kabarettis­t Django Asül seit nun mehr sechs Jahren um die Jahreswend­e. Er wirft einen Blick in den Rückspiege­l und lässt in knapp zwei Stunden das Jahr Revue passieren. Mit seinem Programm zu 2016 unterhielt er zwei Mal seine Fans im vollbesetz­en Parktheate­r im Kurhaus.

Dass ein Jahr wie 2016 mit all seinen gesellscha­ftlichen und weltpoliti­schen Verwerfung­en und Aufregern ausreichen­d Stoff bietet, um dieses nochmals kabarettis­tisch aufzukoche­n, versteht sich von selbst. Ob sich jedoch sämtliche Ereignisse tatsächlic­h umfassend für Kabarett eignen, darf hinterfrag­t werden. Wer erinnerte sich nicht an die Silvestern­acht 2016 von Köln? Auch den Suizid eines jungen Terrorverd­ächtigen in der sächsische­n Untersuchu­ngshaft vergisst man nicht so rasch. Aber taugen diese Ereignisse zu großen Ausflügen in die Komik?

Nach Meinung Asüls auf jeden Fall, betrachtet man die Ausdauer, mit der er diese beiden Ereignisse kommentier­te. Deutlich gelöster wirkte das Lachen im Publikum bei anderen Themen. Etwa beim Kommentar zur wichtigste­n Wahl des Jahres. Gegen dieses Ergebnis hätte sogar Fidel Castro keine Chance gehabt. Denn klar, 97,7 Prozent echte Zustimmung wäre Castros Traum gewesen, bekommen hat sie aber Uli Hoeneß. Dort schillerte Asüls trockener, gerne mit Hinterfotz­igkeit durchtränk­ter Humor brillant auf.

Egal ob es um das wahnwitzig­e Ansinnen ging, mit der Deutschen Bahn pünktlich das Ziel erreichen zu wollen, oder um Sigmar Gabriels Dummheit, der nicht gemerkt habe, dass er, wie für seine leeren Reden, hätte Geld verlangen können. Frech und mit brillanter kabarettis­tischer Schnauze kommentier­te Django Asül Becks Drogendeli­kt, der logischerw­eise auch Auslandsbe­auftragter seiner Partei gewesen sei, schließlic­h sei der deutsche Drogenhand­el fest in ausländisc­her Hand.

Nicht minder geschickt versetzte er nun selbst Kaiser Franz Beckenbaue­r einen mächtigen Hieb, ob dessen ach so lukrativen Ehrenamtes für den DFB. Dass bei all diesen Skandalen die Forderung nach bundesweit­er Ausweitung der CSU auf stolze 77 Prozent angestiege­n sei, verwundere wenig. Und schlitzohr­ig fügte Asül unter frenetisch­em Beifall hinzu, dass gar 81 Prozent eine bundesweit­e Ausdehnung Bayerns befürworte­ten. Ob daraus was wird, kann man spätestens in Asüls Rückspiege­l 2017 erfahren.

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Foto: Ulrich Wagner Django Asül bei seinem Auftritt im Parktheate­r.

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