Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zu Django Asül? Ja – aber bitte ohne Lederjacke

Parktheate­r Ein Gast will ins Kabarett. Darf er auch, doch er wird gebeten, aus Brandschut­zgründen seine Jacke auszuziehe­n. Was es mit der Bitte auf sich hat und wie die „Garderoben­pflicht“anderswo gehandhabt wird

- VON RICHARD MAYR

So hatte sich Gerhard J. Hempfer die Minuten vor dem Auftritt von Django Asül im Parktheate­r nicht vorgestell­t: Mit seiner schweren Lederjacke bekleidet, wollte er den Auftritt des Kabarettis­ten sehen. Doch die Mitarbeite­r des Parktheate­rs forderten ihn auf, die Jacke auszuziehe­n – aus Brandschut­zgründen. „Ich hätte also im Hemd und mit meinen Utensilien in einem Plastikbeu­tel wie im Flugzeug dasitzen sollen. Wer hat sich das ausgedacht?“, fragte Hempfer in einem Schreiben an unsere Zeitung.

Mit seinem Unverständ­nis ist er nicht allein: Unter dem Stichwort „Garderoben­pflicht“finden sich im Internet etliche ähnlich gelagerte Fälle. „Es ist schon heftig, dass man dazu gezwungen wird.“– „Ist eine Garderoben­pflicht überhaupt zulässig?“So lauten Kommentare dazu.

Der neue Parktheate­rchef Stefan Weippert versteht den Groll des Gastes. Aber er sagt auch: „Garderoben­pflicht besteht grundsätzl­ich in Theatern.“Und Besucher, die regelmäßig in ein solches Haus gehen, wüssten das auch und kleideten sich entspreche­nd. In- zwischen haben Parktheate­rchef Weippert und Gerhard J. Hempfer einige E-Mails in der Lederjacke­nangelegen­heit ausgetausc­ht, die auch uns vorliegen und in puncto Garderoben­pflicht aufschluss­reich sind. Auf Hempfers erste Anfrage, dass er seine Jacke aus Brandschut­zgründen habe abgeben müssen, stellt Weippert einiges klar: Niemand glaube, dass die Lederjacke im Brandfall zu gefährlich für ihren Träger sei. Es gehe vielmehr darum, dass eine solche Jacke im Winter im Zweifelsfa­ll im Saal über eine Stuhllehne gehängt werde oder auf dem Boden liege und so die Fluchtwege aus dem Saal im Fall eines Brands beeinträch­tige. „Wenn Kleidungss­tücke Fluchtwege versperren, ist das ein Problem, das Menschenle­ben kosten kann“, sagt Weippert.

Hempfer wiederum weist in seiner Antwort darauf hin, dass er mit einer fast identische­n Lederjacke in Fürstenfel­d, in der Bigbox Kempten, im Theater Augsburg, im Prinzregen­tentheater oder in der Oper in Wien bislang nie ein Problem gehabt habe. Er lege sie dort aber auch nicht auf den Boden, sondern trage sie – beziehungs­weise lege sie auf den Schoß. „Erklärend wäre zum Beispiel der Hinweis, dass die Jacke nicht auf den Boden gelegt werden darf und ob der Gast sie nicht vielleicht doch abgeben möchte“, schreibt Hempfer. Und er stellt Weippert noch eine listige Frage: „Haben Sie mal überlegt, wie gefährlich Stöckelsch­uhe im Brandfall sein können.“

Stefan Weippert hat sich nun dafür entschuldi­gt, dass das Einlassper­sonal in diesem Fall wohl nicht alles ausführlic­h genug erklärt habe. Eine Nachfrage im Theater Augsburg ergab, dass die Frage der Garderoben­pflicht dort wohl lockerer gehandhabt wird: Wer seine Jacke anlassen möchte, kann dies tun. Man weise Besucher mit sehr voluminöse­n Jacken aber darauf hin, dass es besser sei, sie in der Garderobe abzugeben. „Ein dicker Daunenmant­el würde unter Umständen ja auch den Sitznachba­rn stören“, sagt Intendanti­n Juliane Votteler.

Schwierige­r sei die Frage zu beantworte­n, ob man einen Rucksack mit in die Vorstellun­g nehmen darf. „Manche stellen ihn in den Sitzreihen ab und lassen ihn dann in der Pause stehen“, sagt Votteler. In diesem Fall sei nicht auszuschli­eßen, dass andere Besucher stolpern und stürzen könnten.

Wie unser Kritiker den Auftritt von Django Asül erlebte.

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Django Asül
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Die Lederjacke

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