Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Stadtbergen: Der Wahlkampf hat schon begonnen
Politik Der SPD-Mann Matti Müller ist bereits überall unterwegs, um sich vorzustellen – und schreckt vor ungewöhnlichen Aufgaben nicht zurück. Die Grünen wollen ihren Kandidaten bald küren. Die CSU kann sich eine Spitze nicht verkneifen
Stadtbergen Wer derzeit auf einer öffentlichen Veranstaltung in Stadtbergen unterwegs ist, trifft auf Matti Müller. Der Politiker, der für die SPD als Bürgermeisterkandidat antreten möchte, nimmt gerade fast jede Gelegenheit wahr, um sich den Stadtbergern vorzustellen – und schlüpft dafür in ungewöhnliche Rollen: Weil bei der Weihnachtsfeier des Stadtberger Veteranenvereins der Nikolaus-Darsteller kurzfristig krank geworden war, übernahm Müller einfach dessen Part. „Ich habe gehört, dass es da einen Engpass gibt. Dann habe ich den Vereinsvorsitzenden angerufen und durfte es dann machen“, erinnert sich Müller mit einem Lachen.
Er weiß: Den Job als Bürgermeister Stadtbergens zu bekommen, wird etwas schwieriger werden – vor allem, weil der Diedorfer und ehemalige Rathauschef von Oettin- gen im Gegensatz zum Amtsinhaber Paul Metz von der CSU in Stadtbergen bislang wenig bekannt ist. Müller schickt sich jedoch an, das zu ändern: Nach den Weihnachtsfeiern stehen die Jahreshauptversammlungen der Vereine an. Bei der Feuerwehr in Leitershofen war er schon, demnächst bekommt etwa der TSV Leitershofen Besuch von ihm.
Müller zieht nach den ersten Monaten eine positive Bilanz. „Einige Leute erkennen mich schon. Es freut mich, dass man wahrgenommen wird.“Roland Mair, der Fraktionschef der SPD im Stadtrat, sagt: „Wir merken so langsam, dass jetzt Wahlkampfstimmung aufkommt.“Im März soll Matti Müller auf der Nominierungsversammlung dann offiziell zum Herausforderer der SPD gekürt werden.
Bis dahin werden die Grünen wohl auch schon ihren Kandidaten benannt haben. Claudia Benz, die Fraktionschefin der Stadtratsfraktion, erklärt: „Wir wollen auf jeden Fall einen eigenen Kandidaten stellen. Angedacht ist es, dass wir das bald – also in etwa in zwei Wochen – zu einem Ergebnis kommen.“Der oder die Kandidatin wird jedoch keines der Stadtratsmitglieder sein.
Auch Pro Stadtbergen wird wohl mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten antreten - wer das sein wird, ist noch unklar. Fest steht jedoch schon: Johannes Münch, der bei der Wahl im Jahr 2011 damals noch für die Grünen mit knapp acht Prozent ein respektables Ergebnis geholt hatte, wird es nicht sein. „Ich stehe nicht zur Verfügung“, sagte der parteilose Ex-Grüne Münch auf Nachfrage. Bei der jüngsten Bürgermeisterwahl war Pro Stadtbergen nicht mit einem eigenen Kandidaten angetreten.
Wie die Freien Wähler, die derzeit mit dem Stadtrat Gerhard Heisele im Gremium vertreten sind, verfahren, soll auf einem Treffen am kommenden Montag entschieden werden. Laut Alfred Hammel, der vor sechs Jahren 2,7 Prozent der Stimmen geholt hat, ist „noch alles völlig offen“. Zu einer erneuten eigenen Kandidatur sagte er: „Vorstellen kann ich mir das immer.“
Der Amtsinhaber Paul Metz (CSU) betont: „Für mich hat der Wahlkampf noch nicht angefangen. Dass andere Kandidaten sich bekannt machen wollen, ist legitim. Ich verfolge das mit Interesse.“Wann Metz zum Kandidaten der CSU gekürt werden soll, ist noch unklar. Laut Tobias Schmid, dem Ortsvorsitzenden der Stadtberger CSU, wird das frühestens im April geschehen. Mit einem Seitenhieb auf die SPD, die Müller erst im März offiziell nominieren will, sagt er: „Wir warten diese Versammlung ab. Bei uns haben die Mitglieder jedenfalls noch etwas zu sagen.“Dass Müller aber jetzt schon in Stadtbergen unterwegs ist, sei nachvollziehbar. „Die SPD braucht ja einen langen Wahlkampf, weil ihr Kandidat nicht aus Stadtbergen kommt. Wir nehmen den Wahlkampf auf jeden Fall sehr ernst und sind bis in die Haarspitzen motiviert.“
Wann gewählt wird, ist noch offen. Die SPD will einen Antrag stellen, die Bürgermeister- mit der Bundestagswahl zusammenzulegen. Klar ist: Am 9. Oktober endet die Legislaturperiode von Paul Metz. Spätestens einen Tag später muss folglich feststehen, wer künftig als Ratshauschef die Geschicke Stadtbergens leitet.