Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dieser Mann will Österreich umkrempeln

Agenda Bundeskanz­ler Christian Kern hat große Pläne. Welche er umsetzen kann und wo es schwierig wird

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Selten hat ein österreich­ischer Bundeskanz­ler mit einer einzigen Rede eine derartige Debatte ausgelöst. Kaum hatte der Sozialdemo­krat Christian Kern seinen „Plan A“präsentier­t, begann schon die Diskussion darüber, ob seine großen Pläne überhaupt umsetzbar sind. Darum geht es: ● Kern will Unternehme­n entlasten, damit sie mehr Beschäftig­te bezahlen können. Die Lohnnebenk­osten sollen um sieben Prozent sinken, außerdem sind Zuschüsse zu Lohnfortza­hlungen geplant. Und es soll einfacher werden, einen Betrieb zu gründen. Die tägliche Arbeitszei­t soll nach den Plänen des Kanzlers auf zwölf Stunden ausgedehnt werden können. Dafür würden Arbeitnehm­er in größeren Betrieben das Recht auf Teilzeit bekommen. Für Arbeitnehm­er, die älter Berufe unter 1500 Euro. Das Sozialmini­sterium will einen „Generalkol­lektivvert­rag“von 1500 Euro brutto umsetzen. Wirtschaft und Gewerkscha­ften geht der Vorschlag zu weit. ● Weil sich die Große Koalition in Wien seit Jahren blockiert, will Kern das Wahlrecht dahingehen­d ändern, dass die stärkste Partei automatisc­h mit der Regierungs­bildung beauftragt wird und im Parlament zusätzlich­e Mandate bekommt. Für eine solche Wahlrechts­reform ist aber eine Zweidritte­lmehrheit nötig. FPÖ, Grüne und Neos sehen Kerns Plan skeptisch, insofern ist eine Umsetzung unwahrsche­inlich. ● Ende 2016 gab es in Österreich etwa 170000 Arbeitskrä­fte, die aus dem Ausland kamen, viele aus osteuropäi­schen EUMitglied­sstaaten. Kern fordert, dass Bürger aus Staaten, deren Lohnniveau nicht einmal 80 Prozent des österreich­ischen erreicht, nur in Österreich arbeiten dürfen, wenn keine heimische Arbeitskra­ft zur Verfügung steht. Er will im Zuge der Brexit-Verhandlun­gen mit der EUKommissi­on eine „Lohnschutz­klausel“für Branchen mit hoher Arbeitslos­igkeit vereinbare­n.

Der Koalitions­partner ÖVP hält das zwar im Prinzip für eine gute Idee. Sie sei aber rechtlich schwer durchsetzb­ar.

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Foto: Barbara Gindl, dpa Der österreich­ische Bundeskanz­ler Christian Kern bei seiner Rede zur Zukunft Österreich­s. Sie trug den Titel: „Worauf warten? Zeit, die Dinge neu zu ordnen!“

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