Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Polizei widerspric­ht sich selbst

Einsatz In der Kölner Silvestern­acht wurden angeblich hunderte Nordafrika­ner gestoppt. Doch plötzlich gibt es Zweifel an der Geschichte

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„Am HBF werden derzeit mehrere Hundert Nafris überprüft. Infos folgen.“Das twitterte die Kölner Polizei in der Silvestern­acht. Die Abkürzung „Nafri“für Nordafrika­ner wurde schon am nächsten Tag als abwertend kritisiert. Zwei Wochen später stellt sich plötzlich die Frage: Waren die aggressive­n jungen Männer mehrheitli­ch gar keine Nordafrika­ner? Polizeiprä­sident Jürgen Mathies hatte sich von der öffentlich­en Verwendung des Begriffs „Nafris“noch am Neujahrsta­g distanzier­t. Zugleich sagte er, die jungen Männer, die die Polizei am Hauptbahnh­of überprüft habe, seien ganz überwiegen­d Nordafrika­ner gewesen. Zwei Wochen später ergibt sich nun ein weniger eindeutige­s Bild.

Am Freitag gab die Polizei einen Zwischenst­and ihrer Ermittlung­en. nicht richtig“, stellte sie klar. In vielen Fällen blieben nach wie vor Zweifel an der Staatsange­hörigkeit. Bekannt sei schließlic­h, dass sich Nordafrika­ner oft als Kriegsflüc­htlinge aus Syrien ausgäben, um ihre Chancen auf Asyl zu erhöhen. „Es ist daher nicht auszuschli­eßen, dass sich unter den 425 Personen noch eine größere Anzahl nordafrika­nischer junger Männer befindet.“

Doch selbst wenn dem tatsächlic­h so sein sollte, in jedem Fall lässt sich wohl sagen: Der Anteil der Nordafrika­ner war deutlich kleiner als nach den ersten Polizeiang­aben über den Einsatz angenommen. Es ging also nicht ausschließ­lich um die berüchtigt­en „Nafris“. Mit diesem umstritten­en Kürzel hatte die Kölner Polizei intern Nordafrika­ner bezeichnet, die schon mehrfach durch Straftaten aufgefalle­n sind.

Rund um den Kölner Hauptbahnh­of und Dom stellen solche jungen Männer aus Marokko, Algerien oder Tunesien seit Jahren ein großes Problem dar. Viele von ihnen haben sich darauf spezialisi­ert, Touristen zu bestehlen. Auch die Verdächtig­en der katastroph­alen Silvestern­acht 2015/16 mit zahlreiche­n sexuellen Übergriffe­n auf Frauen und massenhaft­en Handy-Diebstähle­n waren überwiegen­d Nordafrika­ner. Dass die Polizei auch nach der jüngsten Silvestern­acht schon sehr schnell von Nordafrika­nern sprach,

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Foto: Henning Kaiser, dpa Polizeiein­satz in der Kölner Silvester nacht.

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