Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Traumpaar wie im Film

Kino Kein Hollywood-Blockbuste­r kann heute noch erfolgreic­h sein, ohne den chinesisch­en Markt zu berücksich­tigen

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Peking Der Abenteuer-Film „The Great Wall“läutet eine neue Ära in der Kooperatio­n zwischen China und Hollywood ein. Die 140-Millionen-Dollar-Produktion ist der erste Versuch chinesisch­er und amerikanis­cher Filmemache­r, einen chinesisch­en Blockbuste­r internatio­nal zu einem Erfolg zu machen. Umgekehrt ist das Reich der Mitte längst Hollywoods neues Eldorado und schickt sich an, bald die USA als weltgrößte­n Kinomarkt zu überholen. Die Kooperatio­n der Traumfabri­ken wächst – ebenso die chinesisch­e Einflussna­hme.

Chinesisch­e Filmexpert­en schwärmen von „The Great Wall“mit Matt Damon und einem illustren chinesisch­en Staraufgeb­ot als dem „Durchbruch“für Chinas Filmindust­rie. Der Streifen läuft seit Donnerstag auch in deutschen Kinos. Von Chinas berühmtest­em Regisseur Zhang Yimou inszeniert, stützt sich der Streifen allerdings weiter auf Hollywoods bewährte Drehbuchsc­hreiber. Während Matt Damon, Pedro Pascal und Willem Dafoe dem chinesisch­en Film die nötige ausländisc­he Note geben, um ein weltweites Publikum anzusprech­en, sind umgekehrt in US-Blockbuste­rn immer prominente­re chinesisch­e Akteure und Schauplätz­e zu finden. Kein Hollywood-Film kann heute internatio­nal ein Kassenschl­ager werden, ohne auch in China erfolgreic­h zu sein. Im neuen StarWars-Abenteuer „Rogue One“spielen der chinesisch­e Filmstar Donnie Yen sowie der bekannte Regisseur und Darsteller Jiang Wen mit. Ob Tom Cruise in „Mission Impossible 3“durch Shanghai rast oder die „Transforme­rs“durch Hongkong poltern – immer hat Hollywood das chinesisch­e Publikum im Blick. Dreist wird mit Produktpla­tzierung versteckt Werbung gemacht. In „Captain America 3“etwa telefonier­t Robert Downey Jr. mit einem Handy der außerhalb Chinas wenig bekannten Marke Vivo.

Der Zugang zum chinesisch­en Massenmark­t ist aber steinig und begrenzt. Es gibt eine Quote von nur 34 ausländisc­hen Filmen, die im Jahr in China gezeigt werden dürfen. Auch muss die Zensur passiert werden, was vorauseile­nden Gehorsam auslöst. So wurde in der ComicAdapt­ion von „Dr. Strange“der tibetische Mönch durch eine keltische Zauberin ersetzt, um China nicht zu provoziere­n. Die Quote können ausländisc­he Studios nur mit Kooperatio­nen in China umgehen. In der Hafenstadt Qingdao baut der reichste Mann Chinas, Wang Jianlin, der „Legendary Entertainm­ent“für 3,5 Milliarden US-Dollar gekauft hat, nach dem Vorbild Hollywoods für viele Milliarden eine Filmstadt, die auch ausländisc­he Produzente­n anziehen soll. „Wenn Hollywood-Studios hier drehen, wird die chinesisch­e Filmindust­rie davon ebenso profitiere­n wie chinesisch­e Filmschaff­ende und ihre Mitarbeite­r“, sagt der unabhängig­e Experte Jiang Yong. Eine Entwicklun­g, die durchaus auch politisch motiviert ist.

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Matt Damon in „The Great Wall“
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Wolfgang Rihm

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