Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Flüchtlinge müssen überstürzt umziehen
Asyl 19 Afrikaner mussten gestern Dinkelscherben verlassen, weil das Haus unbewohnbar ist. Daran gibt es Zweifel
Buchstäblich von heute auf morgen mussten 19 Flüchtlinge gestern aus ihrer Unterkunft in der Spielangerstraße in Dinkelscherben ausziehen. Sie wohnten dort teilweise bereits seit 2014.
Erst am Donnerstagnachmittag wurden sie vom Landratsamt darüber informiert, dass sie die Unterkunft am nächsten Tag verlassen müssten. Die 19 afrikanischstämmigen Flüchtlinge sollten nach Königsbrunn, Welden und Zusmarshausen umziehen. Das Landratsamt Augsburg teilte auf Anfrage unserer Zeitung den Grund für die Maßnahme mit: „Die Umverteilung musste stattfinden, weil das Haus aus gebäudetechnischen Gründen derzeit nicht bewohnt werden kann.“
Eine Erklärung, die die Dinkelscherber Asylbeauftragte Inge Herz für unglaubwürdig und vorgeschoben hält: „Das Haus ist zwar alt, aber nicht unbewohnbar. Bis der Pachtvertrag in einem Jahr ohnehin ausläuft, hätten die Flüchtlinge problemlos noch weiter dort wohnen können“, meint die ehrenamtliche Asylhelferin. Sie vermutet einen ganz anderen Grund: Die aus Afrika stammenden Männer hätten sich teilweise wenig kooperativ verhalten, der Umzug sei „eine Art Strafe.“So hätten die Flüchtlinge die Vertreter der Behörde als feindlich angesehen und hätten auch deshalb zum Beispiel deren Anweisung zum Putzen nicht befolgt.
Trotzdem hält Inge Herz die überstürzte Umsiedlung für ungerecht. Für einen der beiden Männer, die ein Bleiberecht in Deutschland haben, hat Inge Herz eine Arbeitsstelle bei Müllermilch in Aretsried vermittelt, aber nun hätte der Mann nach Königsbrunn umziehen sollen. „Wie soll er von dort aus zur Arbeit kommen?“, fragt die Helferin, die den Mann nun vorübergehend bei sich zu Hause aufnimmt.
Besonders kritisiert Herz die Art und Weise, wie die Behörde den Umzug angewiesen hat. Auf einem Zettel sei beschrieben gewesen, wie die Männer mit all ihrem Gepäck zuerst mit dem Zug nach Augsburg und danach mit dem Bus nach Welden hätten fahren sollen – und dies sofort am nächsten Tag. „Sie haben aber mittlerweile nicht nur einen Rucksack, sondern etliche Besitztümer und Kleidung“, kritisiert Herz. Auch seien weder die Asylhelfer noch die Bürgermeister informiert worden, die den Flüchtlingen hätten helfen können. Ein vernünftiger Transport sei nun trotzdem organisiert worden. Diejenigen, die nach Zusmarshausen kommen, sind gestern planmäßig umgezogen, ein junger Mann, der die Berufsschule besucht, darf dies nach Rücksprache mit dem Landratsamt am heutigen Samstag erledigen. Er wird künftig in Königsbrunn wohnen.
Bei acht von den 19 Flüchtlingen laufen noch die Asylverfahren, neun sind ausreisepflichtig.